sowie als PDF (Download 24,61 MB) - Intro
sowie als PDF (Download 24,61 MB) - Intro
sowie als PDF (Download 24,61 MB) - Intro
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
076 Literatur<br />
≥ lung »Mutanten« im NRW-Forum in Düsseldorf geprägt.<br />
Als wichtigste Impulsgeber für einen experimentelleren<br />
Umgang mit dem Medium der Schriftbildlichkeit gelten<br />
zwei Berliner Gruppen. Beide wurden von ostdeutschen<br />
ZeichnerInnen gegründet. Kurz vor dem Mauerfall schlossen<br />
sich u. a. Feuchtenberger und Wagenbreth zu einer<br />
»Produktionsgenossenschaft des Handwerks«, kurz »PGH<br />
Glühende Zukunft«, zusammen. Man arbeitete mit Holz-,<br />
Linol- und Siebdruck. Auf diese Art wurden Grafiken, Illustrationen<br />
und Comics entworfen. Von Art Spiegelmans<br />
RAW-Magazin beeinflusst, gründeten 1989 u. a. Atak und<br />
C.X. Huth die Comic-Gruppe und Zeitschrift Renate, aus<br />
der später die gleichnamige erste deutsche Comic-Bibliothek<br />
in Berlin hervorging. Das Magazin scharte schnell eine<br />
illustre Runde autodidaktischer Künstler um sich, die –<br />
getrieben vom kreativen Dilettantismus des Punk – neue<br />
Formen der Bild-Text-Erzählung probierten.<br />
Die innovatorische Bedeutung der Comic-Avantgarde<br />
wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die<br />
hiesige Landschaft bis in die 90er-Jahre hinein größtenteils<br />
von den Knollennasen-Zeichnern Brösel, Gerhard<br />
Seyfried und Ralf König dominiert wurde – und zum Teil<br />
bis heute besetzt wird. Die illustrativen Zeichnungen der<br />
Comic-Avantgarde sind zwar stärker im Kunst- und Grafik-<br />
Bereich anzusiedeln, weshalb sie von Comic-Puristen gerne<br />
<strong>als</strong> »Kunstkacke« diffamiert werden, dennoch ermutigen<br />
sie nachrückende junge ZeichnerInnen dazu, freier mit<br />
grafischen und narrativen Elementen umzugehen.<br />
Anthologien / Magazine<br />
Gelegenheiten, das eigene Debüt in einem bestehenden<br />
Verlag zu veröffentlichen, sind rar. Eigeninitiative ist angesagt.<br />
»Als ich nach Hamburg kam, habe ich gedacht,<br />
dass es bestimmt tolle Studenten-Magazine gibt, wo man<br />
direkt einsteigen und loslegen kann. Das war aber nicht<br />
der Fall«, so Hommer rückblickend. Kurzerhand rief er die<br />
Comic-Anthologie Orang ins Leben: »Ich wollte das Studium<br />
mit anderen Mitteln außerhalb der Uni fortführen,<br />
um mit den Leuten mehr zu diskutieren und eine härtere<br />
Kritik zu provozieren.« Hommer ist ein treibender Motor in<br />
Hamburg. Gemeinsam mit Arne Bellstorf hat er den Verlag<br />
Kiki-Post gegründet. Mittlerweile definiert sich der feste<br />
Kern der Orang-ZeichnerInnen auch <strong>als</strong> eigene Gruppe.<br />
Weitere Tummelplätze tun sich auf: Neben Orang gibt es<br />
in Hamburg noch das reine Frauen-Comic-Magazin Spring<br />
<strong>sowie</strong> Witteks Panik Elektro. Die Berliner Comic-Anthologie<br />
Plaque, die von dem Zeichner und Autor Kai Pfeiffer<br />
<strong>sowie</strong> dem Avant-Verleger Johann Ullrich konzipiert wird,<br />
konzentriert sich auf internationale Autoren-Comics. Ausführliche<br />
Interviews und grenzüberschreitende Beiträge<br />
zu den Bereichen Kunst und Illustration runden das Themenspektrum<br />
ab.<br />
Eine völlig andere Publikationskultur verfolgt der Wahlberliner<br />
Andreas Michalke mit der ersten deutschen Comic-Zeitung<br />
Mamba. Michalke »... will die deutsche Independent-Comic-Szene<br />
an den Kiosk bringen, damit sie<br />
eine größere Öffentlichkeit erreicht.« Die Idee kam ihm in<br />
Istanbul, wo solche Zeitungen an jedem Kiosk erhältlich<br />
sind. Momentan erscheint Mamba vierteljährlich <strong>als</strong> Beilage<br />
der Jungle World. Noch trägt sich das Projekt finanziell<br />
nicht. Und das bedeutet – wie so oft –, dass es keine<br />
Honorare gibt. Michalke: »Der Markt würde eine reine<br />
Witzzeitung verlangen, aber das will ich nicht.« Stattdessen<br />
wagt der Herausgeber den Spagat, erzählerische und<br />
unterhaltsame Comics gemeinsam zu publizieren. Genau<br />
an diesem Punkt scheiden sich üblicherweise die Geis-<br />
»Bigbeat Cast« von Andreas Michalke<br />
ter: hier die künstlerisch anspruchsvollen ZeichnerInnen<br />
– dort die eher humorvolleren Antipoden.<br />
Bezogen auf unseren Städtevergleich bedeutet dies<br />
laut Michalke: »Als Hamburger Zeichner spielte Humor<br />
für mich keine so große Rolle. In Berlin ist man allein aufgrund<br />
der Kommunikation dazu gezwungen, hin zur Pointe<br />
zu denken. In Hamburg können sich die Leute ganze<br />
Abende unterhalten, vollkommen ernsthaft, ohne einen<br />
Witz zu machen.« Auch Hommer kann dies bestätigen:<br />
»Die Hamburger sind nicht so humorig. Eher in sich gekehrt,<br />
nachdenklich. Selbst die Zugezogenen. In Berlin<br />
wird von Leuten wie Fil oder Mawil ein anderer Ton angeschlagen.<br />
Hängt aber vielleicht auch mit den Publikationsmöglichkeiten<br />
zusammen, da sie in der Berliner Stadtzeitung<br />
Zitty und in der Jungle World veröffentlichen können.«<br />
Für Michalke sind dies jedoch nur marginale Differenzen<br />
– Ausnahmen von der Regel finden sich <strong>sowie</strong>so in beiden<br />
Städten. Fazit: »Eigentlich sind wir alle auf derselben<br />
Party. Wir stehen in verschiedenen Ecken und haben verschiedene<br />
Gespräche am Start. Diese Vielfalt nach außen<br />
zu kommunizieren ist mein Hauptanliegen.«<br />
Links:<br />
Verlage<br />
www.reprodukt.com<br />
www.edition52.de<br />
www.avant-verlag.de<br />
www.editionmoderne.de<br />
www.carlsen.de<br />
www.ehapa.de<br />
www.schwarzerturm.de<br />
Anthologien und Magazine<br />
www.orang-magazin.net<br />
www.spring-art.info<br />
www.strapazin.ch<br />
Künstler<br />
www.bellstorf.com<br />
www.linehoven.de<br />
www.butterbiene.de<br />
www.reinhard-kleist.de<br />
www.mawilcomix.de<br />
www.fcatak.de<br />
www.feuchtenbergerowa.de<br />
www.mtomdieck.net<br />
www.wagenbreth.com<br />
www.calleclaus.de<br />
mondgucker.blogspot.com (Ulf K.)<br />
www.steinercomix.de<br />
Internetportale<br />
www.io-home.org (Berufsverband der<br />
Illustratoren)<br />
www.icom-i.com (Interessenverband<br />
Comic)<br />
www.graphic-novel.info (deutschsprachige<br />
Übersicht von Graphic Novels)<br />
www.goethe.de/kue/lit/prj/com/deindex.htm<br />
(Übersicht deutschsprachiger<br />
Comics des Goethe Instituts)