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mende Geld rausgehauen. Und »Balu«?<br />
Nimmt sich eine Auszeit, die wohl länger<br />
<strong>als</strong> 48 Stunden dauern wird. Kettcar findet<br />
man auf »Sylt« verzweifelt, mies gelaunt,<br />
politisch, herausfordernd wieder.<br />
Was ja per se nix Neues ist, auch das Debüt<br />
hatte schon den »Balkon gegenüber«,<br />
der Zweitling dann die »Deiche« – Stücke,<br />
die soziale Realitäten beschrieben oder<br />
in Frage stellten. Aber in der Konsequenz<br />
einer Albumlänge, wie auf »Sylt« geschehen,<br />
hätte man es nicht unbedingt erwartet.<br />
»Graceland« ist ein Abgesang auf eine<br />
alternde Gesellschaft, die dem eigenen<br />
Jugendwahn hinterherläuft. »Nullsummenspiel«<br />
und »Geringfügig, Befristet,<br />
Raus« die bittere Bilanz der neoliberalen<br />
Lebensweisen, »Würde« das Zerschmettern<br />
ebendieser, »Am Tisch« das eiskalte<br />
Sezieren einer zerlebten Freundschaft.<br />
Natürlich sind diese Themen nicht neu,<br />
aber sie im Kettcar-Tonfall zu hören, in<br />
diesen zunächst sperrigen, dann weisen<br />
Metaphern, Slogans und Beobachtungen,<br />
ist ebenso niederschmetternd wie erfrischend<br />
– vor allem, weil Wiebusch weiterhin<br />
auf hohem Niveau textet, während<br />
seine Mitstreiter das Kettcar’sche Klangspektrum<br />
um etwas rauere Töne erweitern.<br />
Kettcar haben sich auf »Sylt« <strong>als</strong>o<br />
nicht neu erfunden, aber sich selbst kon-<br />
sequent weitergedacht. Bleibt am Ende<br />
nur die spannende Frage, was passiert,<br />
wenn diese Songs auf den befindlichkeitsfixierten<br />
Teil des Kettcar-Fankreises<br />
treffen. Ob’s da scheppert?<br />
Daniel Koch<br />
Björn Kleinhenz<br />
Quietly Happy And Deep Inside<br />
DevilDuck / Indigo<br />
Gemessen an seiner Populationsdichte<br />
hat Skandinavien<br />
einfach überproportional<br />
viel gute Popmusik. Und<br />
in Deutschland gibt es viele gute kleine<br />
Plattenlabels, die sich danach umschauen.<br />
Dazu zählt auch die Hamburger Firma<br />
DevilDuck Records. Bewies das Label<br />
zuletzt ein glückliches Händchen, <strong>als</strong><br />
es sich die Bands Friska Viljor und Murder<br />
angelte, legt es nun mit einem weiteren<br />
außergewöhnlichen Nordisch-bynature-Newcomer<br />
nach. Der hierzulande<br />
bis dato relativ unbekannte Schwede<br />
Björn Kleinhenz reüssiert mit einem wunderschönen<br />
Labeldebüt, das all das beinhaltet,<br />
was man an skandinavischem Pop<br />
so schätzt: handwerklich und songschreiberisch<br />
auf hohem Niveau; international,<br />
angelsächsisch, amerikanisch klingend;<br />
meist eher melancholisch. Dies aber alles<br />
ohne ZU: <strong>als</strong>o handwerklich nicht ZU perfekt,<br />
genügend Raum für Lo-Fi-Dilettantismen<br />
lassend; sich englischsprachigem<br />
Indierock nicht zu sehr anbiedernd; nicht<br />
zu schwarzromantisch-melancholisch,<br />
noch genügend poppig. Tack!<br />
Frank Schuster<br />
Kleinstadthelden<br />
Resignation und Aufstehen<br />
mossBEACH / Rough Trade / VÖ 02.05.<br />
Helden sind wieder gefragt<br />
in Deutschland. Das erkennt<br />
jeder, der Bandnamen lesen<br />
kann: Wir Sind Helden, Revolverheld,<br />
Kleinstadthelden. »Die Zukunft<br />
singt Deutsch«, war sich der Stern<br />
schon vor Jahren sicher, und so ging es<br />
auch für die Band aus Osterholz-Scharmbeck<br />
stetig nach oben, sogar ein Auftritt<br />
im Vorprogramm von Nena ist dabei rumgekommen.<br />
»Der Junge, der sein Leben<br />
verflucht hat, den kenn ich jetzt nicht<br />
mehr«, heißt es folgerichtig bei »Resignation<br />
und Aufstehen«. Den Jungen,<br />
der etwas zu sagen hat, gab es dagegen<br />
scheinbar nie, denn die Texte der Kleinstadthelden<br />
sind so was von egal, dass<br />
der gern genommene Verweis auf Kettcar<br />
oder Schrottgrenze wirklich nur aus<br />
musikalischer Sicht zulässig ist. Dafür hat<br />
Probefahrt 099<br />
Joschka Fischer früher jedenfalls keine<br />
Polizisten vermöbelt. Und auf deutsche<br />
Helden war der ehemalige Außenminister<br />
und Vizekanzler ja ohnehin nie besonders<br />
gut zu sprechen, wie ein Satz aus<br />
dem Jahr 1982 belegt, der im Frankfurter<br />
Sponti-Blatt PflasterStrand zu lesen war:<br />
»Deutsche Helden müsste die Welt, tollwütigen<br />
Hunden gleich, einfach totschlagen.«<br />
So weit sollte man bei den Kleinstadthelden<br />
aber nicht gehen, denn ein<br />
paar ganz nette Melodien (wie beim Refrain<br />
von »Schiff ahoi«) haben sie immerhin<br />
zu bieten.<br />
Thomas Renz<br />
The Last Shadow Puppets<br />
The Age Of The Understatement<br />
Domino / Indigo<br />
Ein Seitenprojekt. Von einem<br />
jungen, rotzigen Rocker. Was<br />
soll der schon groß an künstlerischen<br />
Ambitionen, die<br />
über seine Hauptband hinausgehen, auszuleben<br />
haben? Der war doch bestimmt<br />
bloß betrunken, und Domino ist gezwungen,<br />
das zu veröffentlichen, um ihren<br />
Goldesel nicht zu verschrecken. Nahe liegend,<br />
dieser Gedankengang. Schließlich<br />
geht es um Arctic-Monkeys-Sänger Alex<br />
Turner, den Flegel, schließlich wur-<br />
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