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054 Mode<br />
Das Bild von jungen Nordeuropäern, die sich weite Kleider um die spindeldürren<br />
Körper schnüren, zirkuliert seit geraumen Saisons durch die einschlägigen<br />
Stil-Gazetten. Etwas abseits vom grau-schwarz geplusterten Modezirkus<br />
hingegen haben es sich die Geschwister Anna und Karin Arvidsson mit zwei<br />
Stores namens Katitzi im Norden Stockholms bequem gemacht.<br />
D ieser Tage lungert auffällig oft ein zu dünn angezogener Kerl mit Riesenbrille und<br />
Kamera auf Södermalm herum, der wenige Quadratkilometer großen Südinsel<br />
Stockholms mit beispielloser Dichte an bestens gekleideten Menschen. Facehunter<br />
schafft es mitsamt seinem Streetstyle-Blog kaum noch zurück ins heimatliche<br />
East-London, so viel gibt es hier zu knipsen. Wer sich allerdings vom Fashion-Overkill<br />
etwas erholen möchte, der spaziert zwei Brücken gen Norden. 2005 öffnete dort, auf Kungsholmen,<br />
einer etwas vornehmeren Nachbarschaft, der erste Katitzi-Laden; seit einem Jahr<br />
gibt es den zweiten Laden im Stadtteil Vasastan.<br />
Marken wie die allgegenwärtige Carin Wester oder das obligatorische Acne findet man bei<br />
Katitzi nicht, obwohl, wie Karin Arvidsson erzählt, gerade solche Etiketten der Klientel das Gefühl<br />
geben, das Richtige zu tun, stilsicher zu kaufen. Anna und Karin wählen jedoch bewusst<br />
am gegenwärtigen Hype vorbei junge, kleinere Labels aus und legen Wert auf gute Handarbeit.<br />
So wie bei der detailbesessenen Lingerie von Made By Noemi oder den handgeschneiderten<br />
Kleidern von Klara Stark, die um die Ecke im Künstlerkollektiv Detroit entstehen. Für Jungmädchenträume<br />
hängt hier Fröken Söt, neben ein wenig schwarz-weißer skandinavischer Hoheit<br />
von Drottningen Av Saba. Im Frauenimperium mit Waldtapete vermutet man zuerst keine<br />
Männermode, doch mit Menswear wie Garde Of Scandinavia oder dem Jungwunder So Last<br />
Season braucht der Herr keineswegs nur ermattet auf seine bessere Hälfte zu warten.<br />
Mit 50 bis 150 Euro pro Teil ist man – zumal in Stockholm – bestens bedient, wie auch mit<br />
der feinen und erschwinglichen Auswahl exquisiter Vintages und Accessoires. Zudem verlässt<br />
kein Kleidungsstück den Laden ohne ein schwesterliches Unikat: Unglaublicherweise<br />
wird jede einzelne Papiertüte von Anna und Karin mit Pferden, Löwen und anderen Herzlichkeiten<br />
bepinselt. Und weil dann noch im Hintergrund die Cardigans laufen, vergisst man einfach,<br />
dass es in dieser Stadt gefühlte acht Monate im Jahr bitterkalt und stockfinster ist. Katitzi<br />
shows you love. Text und Foto: Katharina Poblotzki<br />
Hantverkargatan 44, Kungsholmen, 11221 Stockholm und Odengatan <strong>24</strong>, Vasastan, 11351 Stockholm, www.katitzi.se<br />
Boogaloo<br />
Heute schon geboogaloot? Wenn nicht, liegt es<br />
vielleicht an den fehlenden Klamotten. So wenig<br />
wie lateinamerikanische Tänze im Taucheranzug<br />
aufgeführt werden, tanzt man den – nach James<br />
Browns »Do The Boogaloo« benannten – Stil in einer<br />
gewöhnlichen Hose. Das Label Timezone bewies<br />
mal wieder ein feines Gespür für die Bewegungen<br />
der Straße und passte seine Streetwear<br />
formgerecht an. Der Boogaloo-Pro- und Breakdance-Weltmeister<br />
Patrick Grigo a.k.a. B-Boy Parish<br />
brachte seine Erfahrungen und Wünsche ins<br />
Design der neuen Beinkleider ein – und schon<br />
waren die Boogaloo Pants geboren.<br />
Der Boog-Style, 1975 in Kalifornien entstanden,<br />
ist Streetstyle in Reinkultur. Wie auch andere<br />
Funk-Styles von der Westküste, die während<br />
der 60er- und 70er-Jahre entwickelt wurden, beansprucht<br />
er jeden Teil des Körpers. Die strapazierfähigen<br />
Boogaloo Pants sind gürtellos tragbar<br />
und schmiegen sich tight um die Hüften. Die<br />
Schenkel haben Luft, um gegebenenfalls für einen<br />
Overhead Schwung zu holen, bei dem der<br />
leichte Schlag blendend zur Geltung kommt. Wer<br />
derart ins Schwitzen gerät, wird neben vielen weiteren<br />
Annehmlichkeiten vor allem die integrierte<br />
Handtuchschlaufe zu schätzen wissen.<br />
Dank Frontpocket muss auch der<br />
MP3-Player beim Headspin nicht verloren<br />
gehen ...<br />
Die aufgestickten Initialen »BS« huldigen<br />
»Boogaloo Sam«, der den rollenden<br />
und raumgreifenden Bewegungen<br />
<strong>als</strong> Erster einen unverwechselbaren<br />
Charakter gab. Ebendieser Charakter<br />
steckt in den neuen Boogaloo<br />
Pants, was sie auch im alltäglichen<br />
Gebrauch zu etwas ganz Besonderem<br />
macht.<br />
Walter Fröhlich<br />
Die Boogaloo Pants sind in streng limitierter Auflage<br />
erhältlich. www.timezone.de/boogaloo