Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
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AUSSPRACHE<br />
Entfernung der schweren Waffen, die Einstellung der Feindseligkeiten,<br />
die Öffnung des Flughafens Sarajevo, die Wiederherstellung der Bewegungsfreiheit<br />
von UNPROFOR. Nach etwa zweiwöchigen Luftangriffen<br />
auf serbische Stellungen erzielten die Konfliktparteien eine Übereinkunft<br />
bezüglich Sarajevo. Die Luftangriffe wurden ausgesetzt, nachdem<br />
die Serben ihre schweren Waffen um Sarajevo zurückgezogen haben,<br />
und zwar sofort.<br />
Genossinnen und Genossen, diese Geschichte ist noch nicht ganz vier<br />
Jahre alt. Kann einer von uns vergessen, was damals geschehen ist?<br />
(Vereinzelt Beifall)<br />
Damals haben wir uns für das, was geschehen ist, bitter geschämt. Ich<br />
möchte mich nicht noch einmal schämen müssen.<br />
Bomben, militärische Mittel können gegenüber Milosevic, so bitter dies<br />
ist, ganz offensichtlich etwas bewirken. Sie haben in Bosnien etwas bewirkt.<br />
Sie werden auch im Kosovo etwas bewirken, Genossinnen und<br />
Genossen.<br />
Im übrigen geschah dies in übereinstimmender Bewertung des Völkermordes<br />
mit dem Generalsekretär der UN. Ich habe Sorge, daß wir uns<br />
hinter formellen Entscheidungen der Vereinten Nationen verstecken<br />
könnten.<br />
Es wird gefragt: Was verschlägt es, wenn es zu einem Waffenstillstand<br />
käme? Genossinnen und Genossen, ich zeige euch einmal den „Spiegel“<br />
von heute. Lest euch einmal das Tagebuch durch. Dort berichten Augenzeugen<br />
über die Verbrechen der Serben im Kosovo. Das Tagebuch<br />
beginnt am Samstag, dem 20. März:<br />
„Mannschaftswagen der Sonderpolizei erscheinen in Nerodimilje.<br />
Gazmend Maloku (15) beobachtet sie von der Haustür aus. Sie umstellen<br />
zwei Nachbarhäuser und zünden sie an. Die zwölf Bewohner verbrennen<br />
bei lebendigem Leib.“<br />
Genossinnen und Genossen, das geht in diesem Tagebuch des<br />
Schreckens im „Spiegel“ jeden Tag bis zum 8. April so weiter. Menschenrechtler,<br />
Rechtsanwälte, Frauen, Kinder, Männer – sie werden<br />
umgebracht, erschlagen, vermatscht, Genossinnen und Genossen.<br />
100 PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 ■