Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
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AUSSPRACHE<br />
Der zweite Kritikpunkt lautet, daß das Ziel bisher nicht erreicht sei. Das<br />
ist richtig, Genossinnen und Genossen. Hat irgend jemand hier geglaubt,<br />
Milosevic werde die weiße Fahne hissen und nach drei Tagen<br />
oder drei Wochen klein beigeben? Nein, gerade anders herum wird daraus<br />
ein Schuh, liebe Genossinnen und Genossen. Milosevic hat in den<br />
vergangenen Jahren nämlich immer wieder erfahren, daß er mit seinem<br />
Trixen und Taktieren zum Schluß immer wieder recht behalten hat. Erst<br />
hat er immer Verhandlungen beschworen, und dann ist er doch immer<br />
wieder zur alten Brutalität zurückgekehrt. Dieses Mal muß klar sein:<br />
Wir fallen nicht darauf herein; vielmehr muß Milosevic der Verlierer<br />
sein. Das ist die bittere und harte Wahrheit.<br />
(Vereinzelt Beifall)<br />
Wir müssen im Augenblick für das bezahlen, was wir in den vergangenen<br />
Jahren versäumt haben. Milosevic ist nicht deutlich genug gemacht<br />
worden, wo die Toleranzgrenze der Demokratien liegt. Deshalb muß<br />
dies diesmal deutlich werden; sonst werden wir wieder diejenigen sein,<br />
die Gutes gewollt haben und zum guten Schluß zugelassen haben, daß<br />
Milosevic seine Brutalität fortsetzen kann.<br />
Der dritte Kritikpunkt lautet, die NATO und nicht die UNO handele.<br />
Das ist richtig. Es wäre schöner, die UNO würde handeln. Aber wenn<br />
Rußland, China und Namibia nicht mitmachen, liebe Genossinnen und<br />
Genossen, dann kann das Nichthandeln der UNO für Sozialdemokraten<br />
kein Alibi sein, an dieser Stelle wieder beiseite zu blicken. Wir machen<br />
mit Sozialdemokraten und anderen Demokraten zusammen möglich,<br />
daß die Menschen im Kosovo in Zukunft wieder in Frieden leben<br />
können.<br />
(Vereinzelt Beifall)<br />
Liebe Genossinnen und Genossen, das Jahr 1999 wird darüber entscheiden,<br />
ob die sozialdemokratisch geführte Bundesregierung eine<br />
Epoche gestalten kann oder eine Episode wird. Ich bin sicher, daß wir<br />
die Chance nutzen werden. Wir werden sie aber nur nutzen können,<br />
wenn Partei und Regierung dicht beieinander sind und wenn wir dies<br />
klipp und klar herausstellen. Wir wissen, dieser <strong>Parteitag</strong> kann die Richtung<br />
bestimmen. Wir wissen, dieser <strong>Parteitag</strong> kann keine Details bestimmen.<br />
<strong>Parteitag</strong>e sind keine Sandkästen, wo man Friedens- und<br />
Konfliktstrategien bis zum letzten Zug bestimmen kann. Wir brauchen<br />
■ PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 77