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Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD

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AUSSPRACHE<br />

Ulrich Maurer, Parteivorstand: Liebe Genossinnen! Liebe Genossen!<br />

Wolfgang Clement hat gerade völlig zu Recht die grauenhafte<br />

Vorgeschichte dieses Krieges beschrieben. Der Prozeß, in dem wir uns<br />

befinden, fing – das will ich allerdings hinzufügen – einige Jahre vorher<br />

an. Es ist zwar richtig, wenn Gerhard Schröder jetzt sagt, daß wir der<br />

<strong>Verantwortung</strong> gerecht werden müssen, die wir mit der Wahl übernommen<br />

haben. Aber das enthebt, glaube ich, die Sozialdemokratische<br />

Partei Deutschlands nicht der Notwendigkeit, jetzt darauf hinzuweisen,<br />

wie dieser Prozeß ausgelöst worden ist.<br />

Wir sollten es den Konservativen und auch manchen Liberalen nicht<br />

schenken, daran zu erinnern, wie in diesem Lande der Beginn von Nationalismus,<br />

von Auflösung des Vielvölkerstaates Jugoslawien geradezu<br />

im Taumel begrüßt worden ist. Das stand am Beginn dieses Prozesses,<br />

in dem wir uns heute befinden.<br />

(Beifall)<br />

Es geht mir wie Reinhard Klimmt: Wir befinden uns auf diesem <strong>Parteitag</strong><br />

nicht in der Situation, wie sie vor drei Wochen herrschte. Es gibt viele<br />

Fragen, die wir aufzuarbeiten haben, etwa die Frage nach dem Verständnis<br />

von Völkerrecht, das wir in Zukunft international durchsetzen<br />

wollen. Wir befinden uns in der dritten Woche dieses Krieges.<br />

Man muß wahrnehmen, wie Milosevic und die ihn tragenden Kräfte<br />

agieren. So schwer es mir fällt, aber jede Erklärung eines einseitigen<br />

Waffenstillstands jetzt würde von diesem Mann und seinen Leuten als<br />

Zeichen der Schwäche gedeutet. Sie würde mit Triumph begleitet werden.<br />

Dies ist die Realität, der wir uns zu stellen haben. Deshalb geht das<br />

nicht, liebe Genossinnen und Genossen. Auch das gehört zur Logik des<br />

Prozesses, der in Gang gekommen ist.<br />

Wir müssen uns darüber im klaren sein – das ist ein Appell an viele, deren<br />

Wunsch ich verstehe –, daß wir jedenfalls dadurch keine Verbesserung<br />

der humanitären Situation herbeiführen werden.<br />

Es gehört allerdings auch zur Ehrlichkeit, sich einzugestehen, daß die<br />

Luftschläge bisher keine Verbesserung der humanitären Situation bewirkt<br />

haben. Es kann auch niemand versprechen, daß dies jemals anders<br />

sein wird.<br />

102 PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 ■

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