Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
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AUSSPRACHE<br />
Aussprache<br />
Vorsitzender Walter Momper: Rudolf, danke für deinen eindrucksvollen<br />
Bericht. Die Ernsthaftigkeit, mit der du hier vorgetragen<br />
hast, mit der du ersichtlich auch ansonsten dein Amt ausübst, wird uns<br />
allen Vorbild bei der nun folgenden Diskussion sein.<br />
Liebe Genossinnen und Genossen, ich rufe als ersten Redner Hermann<br />
Scheer vom Parteivorstand auf.Bevor er das Wort bekommt, möchte ich<br />
alle Redner daran erinnern, daß die Redezeit auf fünf Minuten begrenzt<br />
ist. Ich bitte um Nachsicht, daß wir nach Ablauf dieser Zeit hemmungslos<br />
abklingeln werden.<br />
Auf Hermann Scheer folgt Henning Scherf.<br />
Hermann hat das Wort.<br />
Hermann Scheer, Parteivorstand: Liebe Genossinnen und Genossen!<br />
Alle politischen Schritte, die in dem Antrag des Parteivorstands<br />
empfohlen werden für den Zeitpunkt nach einem Waffenstillstand, hin<br />
zu einer Reintegration in neuer Form, und zwar, weil es leider nicht anders<br />
geht, militärisch abgesichert, halte ich uneingeschränkt für richtig.<br />
Es wäre eine Revision einer völlig gescheiterten desaströsen Jugoslawienpolitik<br />
der 90er Jahre.<br />
Ich stimme trotzdem gegen den Antrag, weil er in zwei für mich eng<br />
miteinander zusammenhängenden Kernfragen eine unbestimmte und<br />
damit nicht befriedigende Antwort gibt.<br />
Die eine Kernfrage lautet: Erzwingen die Bilder des Grauens, von denen<br />
Rudolf viel und richtigerweise gesprochen hat, die weit mehr zeigen<br />
als eine humanitäre Katastrophe – für mich ein viel zu bürokratisches<br />
Wort –, die Weiterführung der militärischen Eskalation, selbst wenn es<br />
kein definiertes Ende gibt, außer Milosevic lenkt ein? Oder erzwingen<br />
sie die politisch eingeführte Deeskalation und die Rückkehr zu einer politischen<br />
Initiative?<br />
Man kann es auch zuspitzen: Sollen wir das, was wir an Schritten zur<br />
Deeskalation tun, allein vom Verhalten Milosevics abhängig machen,<br />
ob er einlenkt oder nicht, also von jemandem, der offenkundig zu allem<br />
fähig ist?<br />
68 PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 ■