Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
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AUSSPRACHE<br />
treter der Generation, die er zitiert, ihre Geschichtsbücher besser gelesen<br />
haben. Kosovo ist schlimm; aber die Gleichsetzung mit dem Faschismus<br />
verharmlost Auschwitz. Genossinnen und Genossen, auch das<br />
muß hier einmal gesagt werden.<br />
(Beifall)<br />
Der dritte Punkt besteht für mich in der strategischen Unsicherheit<br />
dessen, was die Regierung macht. Das Ziel ist allen klar, und darüber<br />
brauchen wir nicht weiter zu diskutieren. Daß das, was im Kosovo passiert<br />
ist, schlimm ist, müssen wir auch nicht weiter diskutieren. Ich wehre<br />
mich gegen die Haltung, daß diejenigen, die eine andere Position als<br />
die Bundesregierung vertreten, diese Geschehnisse verharmlosen, dulden<br />
oder sonst irgendwie unterstützen würden.<br />
Trotzdem – das ist mehrfach gesagt worden –: Das definierte Ziel<br />
„Stopp von Mord und Vertreibung im Kosovo“ ist nicht erreicht worden.<br />
Ich wünsche mir auch einmal eine Diskussion mit einem Beitrag<br />
des Verteidigungsministers dazu, was die nächsten Schritte sind, eben<br />
weil dieses Ziel kurzfristig nicht erreicht worden ist. Mittelfristig kann<br />
ein Frieden in der Region nur funktionieren, indem man Demokratie<br />
im Kosovo und in Serbien schafft. Dafür braucht man die Bevölkerung.<br />
Ich frage euch: Bekommt man Demokratie in Serbien, indem man weiterhin<br />
Kraftwerke bombardiert, aus Versehen vielleicht sogar Siedlungen<br />
bombardiert, zivile Einrichtungen bombardiert oder auch Bodentruppen<br />
der Serben bombardiert, zu denen natürlich Menschen<br />
gehören, die Familien und Freunde haben? Oder ist es eher sinnvoll, zumindest<br />
durch eine Aussetzung der Angriffe auf Serbien, Vertrauen in<br />
der Bevölkerung zu schaffen und mittelfristig eine demokratische Stabilisierung<br />
in der Region zustande zu bringen. Ich glaube, letzteres ist<br />
sinnvoll. Genossinnen und Genossen, 47 Prozent der Deutschen sagen:<br />
Stopp der Kampfeinsätze, weil sie ihr Ziel nicht erreicht haben. Wir<br />
müssen andere Lösungen anstreben.<br />
Ich komme zum Schluß. Wenn wir dem Initiativantrag 3 zustimmen, dann<br />
teilen wir die Position von 47 Prozent der Deutschen und stellen uns damit<br />
keinesfalls in eine pazifistische Ecke; vielmehr machen wir Realpolitik pur.<br />
Danke.<br />
(Beifall)<br />
■ PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 109