Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
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REDE GERHARD SCHRÖDER<br />
Wahr ist auch, daß wir mit unserem Handeln Vertrauen bei unseren<br />
Bündnispartnern geschaffen haben. Auch das ist ein Wert, den wir nicht<br />
geringschätzen sollten. Vertrauen haben wir im übrigen auch in der eigenen<br />
Bevölkerung geschaffen. Wer immer meint, der Bundesregierung<br />
jetzt in den Arm fallen zu können, der sollte beachten, daß man<br />
dieses Vertrauen in die Berechenbarkeit, in die Stetigkeit und in die Verläßlichkeit<br />
der Bundesregierung schnell wieder verspielen kann. Das<br />
wollen und das dürfen wir nicht zulassen.<br />
Wir haben Vertrauen bei den betroffenen Menschen geschaffen, die unsere<br />
Solidarität jetzt spüren und die gemerkt haben, daß sie auf unsere<br />
Hilfe bauen können. Hierin liegt übrigens der Grund, warum wir uns<br />
nicht damit zufriedengegeben haben, als Teil der NATO militärisch zu<br />
handeln. Wir haben sofort Hilfsmaßnahmen beschlossen, um den<br />
Flüchtlingen in Albanien, in Mazedonien und anderswo schnell und<br />
wirksam helfen zu können. Wir haben Nahrungsmittel, Medikamente,<br />
Zelte, Decken und Hilfsmittel für die ärztliche Betreuung zur Verfügung<br />
gestellt. Wir haben aber noch mehr getan: Die Bundesregierung<br />
hat als eine der ersten Regierungen in Europa beschlossen, eine wenn<br />
auch begrenzte, aber sicherlich nicht unerhebliche Zahl von Flüchtlingen<br />
bei uns aufzunehmen. Dies ist ein Beweis aktiver Solidarität, der so<br />
gemeint und auch so verstanden worden ist.<br />
(Beifall)<br />
Für mich ist dieses Handeln nicht nur ein Gebot der Mitmenschlichkeit,<br />
sondern auch ein Zeichen der Solidarität mit jenen Anrainerstaaten<br />
des Kosovo, die die Hauptlast der Aufnahme der Flüchtlinge zu tragen<br />
haben und die von uns ebenfalls ein Zeichen dieser Solidarität erwartet<br />
hatten.<br />
Aber klar muß sein: Das politische Ziel bleibt, daß die Flüchtlinge so<br />
schnell wie möglich in ihre Heimat zurückkehren können. Wir müssen<br />
dafür sorgen, daß sie es geschützt tun können.<br />
Liebe Genossinnen und Genossen, die Bundesregierung ist nicht für<br />
die früheren Fehler der Balkan-Politik verantwortlich. Aber sie kann<br />
sich auch nicht davonstehlen, was die Konsequenzen dieser Politik angeht.<br />
Wir sind nicht für den Zerfall des ehemaligen jugoslawischen<br />
Vielvölkerstaats verantwortlich. Aber: Wir haben eine historische <strong>Verantwortung</strong>,<br />
mit den Folgen fertig zu werden. Gerade wir Deutschen<br />
■ PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 41