Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
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AUSSPRACHE<br />
richtig. Nur: Es hilft denjenigen nicht, die hier und jetzt entscheiden<br />
müssen, was weiter geschehen soll.<br />
(Beifall)<br />
Es war Milosevic selbst, der die Handlungs- und auch die Rückzugsmöglichkeiten<br />
der NATO aufs äußerste begrenzt hat. Denn jetzt gibt es<br />
eine halbe Million Flüchtlinge, und jede Rückkehr zur Politik muß mit<br />
der Rückkehr der Flüchtlinge beginnen.<br />
(Beifall)<br />
Die Flüchtlinge gehen nicht zurück, solange sie nicht militärisch von internationalen<br />
Truppen geschützt werden. Deshalb hat es keinen Sinn,<br />
jetzt zu sagen: Fangen wir mit der Politik an, und lassen wir einmal das<br />
Militär draußen! Nein, erst das Militär kann die Menschen dazu bringen,<br />
wieder nach Hause zu gehen. So schrecklich ist es inzwischen geworden.<br />
Das heißt, Milosevic ist es gelungen, die NATO dazu zu zwingen,<br />
auf alle Fälle das durchzusetzen, was er um jeden Preis verhindern<br />
wollte, nämlich die Präsenz der internationalen Truppen im Kosovo.<br />
Daran führt kein Weg mehr vorbei, denn sonst werden die Flüchtlinge<br />
nicht mehr zurückkehren. Das einzige, was wir anbieten können, ist,<br />
daß dabei nicht nur NATO-Truppen helfen, sondern daß wir versuchen,<br />
andere, vor allem die Russen, mit ins Boot zu nehmen. Das wird<br />
auch versucht.<br />
(Beifall)<br />
Kein Vermittler, ob er Nelson Mandela oder Schimon Peres heißt,<br />
kommt daran vorbei, daß die Rückkehr zur Politik mit der Rückkehr der<br />
Flüchtlinge beginnen muß und daß die Rückkehr der Flüchtlinge nur<br />
unter militärischem Schutz stattfinden kann. So schrecklich ist das jetzt.<br />
(Vereinzelt Beifall)<br />
Laßt mich noch eine letzte, eine sehr allgemeine Bemerkung machen:<br />
Die 68er Bewegung hat uns in unserer Gesellschaft viel Neues und Gutes<br />
gebracht. Sie hat aber auch einiges verschüttet. Etwas von dem, was<br />
sie verschüttet hat, ist das Gespür für Tragik. Wir sind ja dabei, alles, was<br />
traurig ist, „tragisch“ zu nennen. Nein, tragisch ist eine Situation, wenn<br />
man schuldig wird, ganz gleich was man tut. Natürlich wird man schuldig,<br />
wenn man Bomben wirft. Die Frage ist doch nur, wie man noch<br />
112 PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 ■