Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
AUSSPRACHE<br />
ten gibt. Ich glaube, es war jedem und jeder, die hier gesprochen haben,<br />
anzumerken, daß sich niemand die Antworten einfach gemacht hat: weder<br />
dort, wo mit moralischen Argumenten gearbeitet wurde, noch dort,<br />
wo mit politischen oder auch mit juristischen Argumenten gearbeitet<br />
wurde.<br />
Ich selbst – laßt mich das sehr deutlich sagen – halte die Entscheidung<br />
des Bundestages und der Bundesregierung für richtig. Ich halte die Politik,<br />
die jetzt betrieben wird, für richtig. Ich halte sie moralisch deshalb<br />
für richtig, weil es nicht genügt, den Opfern zu helfen, wenn man die<br />
Möglichkeit hat, den Tätern in den Arm zu fallen.<br />
Ich halte sie politisch deshalb für richtig, weil sich Milosevic nicht<br />
durchsetzen darf; übrigens nicht nur deshalb, weil sonst Nachahmern<br />
Tür und Tor geöffnet würden, sondern auch deshalb – laßt mich das<br />
jetzt juristisch argumentierend sagen –, weil das ein vernichtender<br />
Schlag gegen die Geltung von Menschenrechten und die Geltung von<br />
Recht wäre.<br />
Ihr müßt euch nicht nur anschauen, was der Generalsekretär der UNO<br />
gesagt hat, was die Flüchtlingskommissarin der Vereinten Nationen gesagt<br />
hat oder was die Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen<br />
gesagt hat, sondern schaut euch auch an, was die Chefankläger<br />
und die Vorsitzenden des Internationalen Gerichtshofes für Jugoslawien<br />
gesagt haben. Dann wißt ihr, um was es hier geht.<br />
Ich bin aber auch der Auffassung – eigentlich wird von Juristen erwartet,<br />
daß sie auch über solche Dinge mit der gebotenen Kühle reden, aber<br />
ihr merkt, es fällt mir schwer –, daß es juristische Schranken gegen das<br />
Vorgehen und gegen die Politik der Bundesregierung nicht ernsthaft<br />
gibt. Es gibt sie aus verfassungsrechtlicher Sicht nicht, weil – das werdet<br />
ihr bereits wissen – die PDS, die im Bundestag nicht zugestimmt hat,<br />
beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe geklagt hat und mit ihrem<br />
Antrag zurückgewiesen wurde.<br />
Es gibt sie aber auch aus völkerrechtlicher Sicht viel weniger, als manche<br />
dieses zu fürchten scheinen.<br />
Natürlich gibt es beide Prinzipien, die schon von Henning Voscherau<br />
vorgetragen wurden. Es gibt zum einen das Prinzip der Ächtung der<br />
Verletzung von Menschenrechten. Um es weniger kompliziert auszu-<br />
104 PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 ■