07.01.2013 Aufrufe

Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD

Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD

Protokoll Parteitag Bonn Verantwortung - SPD

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

BERICHT DER ANTRAGSKOMMISSION<br />

im Kosovo und in seinen Randgebieten 300 000 Menschen vertrieben.<br />

11 000 Soldaten und Spezialpolizei wurden gegen sie eingesetzt.<br />

Im Februar 1999 gab es während der Verhandlungen in Rambouillet genau<br />

so viele Vertriebene. Fast 16 000 Soldaten und Spezialkräfte wurden<br />

gegen sie eingesetzt. Im März 1999, vor der Ausreise der OSZE-Beobachter<br />

– sie mußten ausreisen, weil für viele von ihnen Lebensgefahr bestand<br />

–, stieg die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen auf über<br />

500 000. 24 000 Soldaten und Spezialpolizei wurden gegen sie eingesetzt.<br />

Im Januar 1999 wurden im Kosovo bestimmte Gebiete gesperrt, um<br />

Raum für Manöver und Übungen des Militärs zu schaffen. Damit waren<br />

sie der Beobachtung der OSZE und übrigens auch der internationalen<br />

Luftüberwachung entzogen. Die Manöver wurden mit scharfer Munition<br />

und so durchgeführt, wie ich es geschildert habe. Diese wurden<br />

dann ausgedehnt. Dies alles könnt ihr der vorliegenden Dokumentation<br />

entnehmen.<br />

Vor diesem Hintergrund stelle ich uns allen eine Frage: Haben wir nicht<br />

selbst nach fürchterlichen Erfahrungen in den ersten Artikel unserer<br />

Verfassung geschrieben: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“?<br />

Glauben wir, man könne die daraus erwachsene Verpflichtung auf das<br />

Gebiet unseres Staates beschränken? Was sind internationale Solidarität<br />

und Brüderlichkeit wert, wenn wir nicht die Kraft finden, wenigstens<br />

dort, wo wir können, zu helfen und das Morden zu beenden?<br />

Es ist ein verzweifelter Versuch gemacht worden. Im März 1998 hatten<br />

sich die Vereinten Nationen mit dem Thema beschäftigt und die jugoslawischen<br />

Behörden aufgefordert, mit der Vertreibung und Unterdrückung<br />

der albanischen Bevölkerung im Kosovo Schluß zu machen.<br />

Im Mai 1998 war Milosevic in Moskau und hat gegenüber dem damaligen<br />

Präsidenten Jelzin und dem damaligen Außenminister Primakow –<br />

der eine ist noch Präsident, der andere ist jetzt Ministerpräsident – Verpflichtungen<br />

unterschrieben, die mit allen späteren Forderungen der<br />

Europäischen Union, der Kontaktgruppe der NATO und der Vereinten<br />

Nationen übereingestimmt haben. Nur, er hat sich an keine diese Verpflichtungen<br />

gehalten.<br />

Ab September 1998 sind die Botschafter Hill und Petritsch in einer fast<br />

rasenden Diplomatie zwischen den Hauptstädten hin- und hergereist<br />

■ PROTOKOLL PARTEITAG BONN 1999 61

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!