Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite
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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 103<br />
H. Vivell organisierte. Zusätzlich wurden 2000 speziell für diesen Zweck gefertigte gelb-blaue Kugelschreiber<br />
sowie als besonderes Festabzeichen ein kleines Noppenfläschle der hiesigen Schnapsbrennerei Haas & Bulacher<br />
mit 40-prozentigem <strong>Wolfacher</strong> Narrenbrunnengeist verkauft.<br />
Am 11.11.1969 fand die Grundsteinlegung statt. Nach einer Ansprache des Narrenvaters und einem Feuerwerk<br />
der Rungunkeln verlas Sekretarius Schuler den Text der Grundsteinurkunde 856 :<br />
Wir freye Narren zue Wolfa thuen kund und zu wissen, daß wir itzo, am Tage Martini, dem 11. Novembris<br />
des Jahres 1969 den Grundstein zu diesem Narrenbrunnen legen. [...] <strong>Die</strong>ser Narrenbrunnen wurde gestiftet<br />
von: <strong>Wolfacher</strong> Bürgern / von <strong>Wolfacher</strong> Industriebetrieben / von der Stadt Wolfach. Bauleitung und<br />
Bauausführung lagen in der Hand von Kämmerer Ewald Fritsch und seinen getreuen, närrischen Vasallen.<br />
<strong>Die</strong> alte Narrenstadt Wolfach zählte am selbigen Tag fast 4800 Seelen, vom Siechenwald bis zur Weihermatte,<br />
vom Spitzrank bis zur Schmelze. Möge dieser Brunnen für alle Zeiten bestehen, in guten und in<br />
schlechten Tagen immer laufen und »guet Wasser« bringen und nie versiegen. Er soll auch in ferner Zeit<br />
künden vom närrischen Geist der <strong>Wolfacher</strong>. Gegeben zue Wolfa am Tage Martini, den 11.11.1969. Der<br />
Bürgermeister der Kreisstadt Wolfach Arthur Martin. Der Narrenvater der freien Narrenzunft Wolfach Erich<br />
Steinhauser sen.<br />
Bauleiter Fritsch mauerte danach eine vom Organisator Werner Lorenz gefertigte Kupferkapsel mit der Urkunde,<br />
verschiedenen Geldmünzen und den Narrenorden der Zunft im Sockel des Brunnentroges ein. Bei der anschließenden<br />
Narrenversammlung beschwor Narrenrat Albert Wöhrle den Narrogeist, damit dieser in den<br />
Brunnen fahre und das Wasser für alle Zeiten sprudeln lasse 857 .<br />
An der <strong>Fasnet</strong> 1970 fand unter dem Motto <strong>Wolfacher</strong> Jahrmarktsrummel das erste Brunnen- und Dammfest<br />
statt, das wegen der heftigen Regenfälle als Einwässerung des Narrenbrunnens in die <strong>Fasnet</strong>geschichte einging.<br />
In zahlreichen Zelten, Buden und närrisch gestalteten Garagen und Schuppen um den Brunnen herum auf dem<br />
Damm, dem Gebiet zwischen oberer Kirchstraße, Dammstraße und Kleiner Dammstraße, herrschte trotz des<br />
miserablen Wetters ein reges Narrentreiben 858 . Der Festzug am Schellementig wurde zu einem kleinen Kinzigtäler<br />
Narrentreffen mit den Narrenzünften aus Oberwolfach, Halbmeil, Hausach, Haslach / Kinzigtal, Zell /<br />
Harmersbach und Hornberg sowie dem Spielmannszug der Fastnachtsgesellschaft Freudenstadt.<br />
Mit einer von Narrenrat unterschriebenen Urkunde ging der Narrenbrunnen am Schellemöntig 1970 in den<br />
Besitz der Stadt Wolfach über 859 :<br />
Urkunde<br />
Wir freye Narren zue Wolva / thuen Kund und zu Wissen / daß wir itzo / am Tage des Schellenmöntig / dem 9.<br />
Febr. 1970 den<br />
Narrenbrunnen<br />
dem Schultheißen und den Ratsherren unserer Narrenstadt Wolfach als Geschenk übergeben.<br />
Möge dieser Brunnen immer laufen / gut Wasser bringen und nie versiegen<br />
<strong>Die</strong>s zum Wohle unserer Stadt und seiner närrischen Bevölkerung.<br />
Gegeben zue Wolva am Schellenmöntig dem 9. Februar 1970<br />
Freie Narrenzunft Wolfach<br />
Steinhauser < Narrenvater ><br />
Hugo Vivell < Vize Fränzle ><br />
R. Schuler < Sekretarius ><br />
B. Endres < Säckelmeister ><br />
E. Fritsch < Kämmerer ><br />
W. Lorenz <br />
A. Wöhrle < Ratgeber ><br />
Das Dammfest wird seither alle fünf Jahre veranstaltet, wobei der Festzug, der am Narrenbrunnen endet, und die<br />
närrische Gestaltung des Festbereiches unter einem bestimmten Motto stehen. Beim Zunftball 1985 dienten die<br />
originalen Gipsmodelle der Brunnenfiguren, mit Ausnahme der verloren gegangenen Rungunkel, als Dekoration<br />
für den Eingangsbereich der Schlosshalle.<br />
Den Narrenbrunnen putzte und schrubbte in den ersten Jahren Josef Heizmann (1906-1981), der ursprünglich<br />
Waldwebersepple genannt wurde 860 , aber dann bald in Anerkennung seiner unermüdlichen Arbeit den Spitznamen<br />
Brunnensepple erhielt, den ihm die Kaffeetanten auf seinen grünen Schurz stickten. Voller Stolz trug er<br />
856 Zitiert nach: <strong>Wolfacher</strong> Narrenblättle 20 (1990).<br />
857 Der Text der Narrogeistbeschwörung von Albert Wöhrle vom 11.11.1969 ist abgedruckt im <strong>Wolfacher</strong> Narrenblättle 26 (1996).<br />
858 Zum Verlauf des ersten Dammfestes siehe Schrempp, O.: Ein eine kleine Chronik, 5-7.<br />
859 <strong>Die</strong> Urkunde befindet sich im Museum Schloss Wolfach, Inventar-Nr. 2009/415.<br />
860 Heizmanns Großvater stammte von der Waldwebe in St. Roman und zog nach Wolfach in das Haus Inselweg 13, deshalb hießen er und<br />
seine Familie in ihrer neuen Heimat die Waldweber. Krausbeck: Brunnensepple; Schrempp, O.: Eine kleine Chronik, 8