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Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 40<br />

1600: Item am Schurtag für die Meüchlin für Anckhen Brott und Erbsen 7 ß 4 Pfg. Item weitter 5 Tisch mit<br />

burger dagewesen ist für sie zalt worden an wein unnd brott, unnd zum theil arme Leüth, auch weil<br />

uffs künftige Jar zimblich am Pfarrhof, Thurn und Rathauß ze frohnen vorhanden, ist selbigs von<br />

gemainer Statt für sie erlegt thut 2 1/2 Pfd. 3 Pfg. und zesamen 2 Pfd. 17 ß 7 Pfg.<br />

1604: Item am Schurtag die Meüchlin für Anckhen, Brot und Erbsen 8 ß 10 Pfg. Item weiteres 9 Tisch mit<br />

burgern, ihnen verehrt 2 Pfd. 1 ß 2 Pfg.<br />

1605: Am Schurtag die Moüchlin für Anken, Brot und Erbsen 7 ß 4 Pfg. Item 8 Tisch mit Leüt, ihnen verehrt<br />

1 Pfd. 12 ß 10 Pfg.<br />

1608: Item am Schurtag, als den 20. Febr. altwolhergebrachtem brauch nach aine Gemain mit iren<br />

schüsselin uff der Herren Stuben die Müchlein zu versuchen beruoffen, aber nit mehr als ain Tisch<br />

mit Personen usser dem Rath und der Gemain erschienen, die an Wein und Brot ußgehalten,<br />

uffgangen 1 Pfd. 11 ß 3 Pfg.<br />

1630: Am Aschermittwoch, genannt der Schaurtag, alda altem gebrauch nach die Burgerschaft zu den<br />

Meüchlin geladen, diß Jahr den 13. Febr. die Priester, Oberamptleut, Schultheiß, vier<br />

Burgermeister, Stattschreiber, sampt deren Weiber Gast gehalten, auch auf gemeiner Burger Tisch<br />

die Meuchlin sambt ainem Trunckh verehret worden, ist in allem uffgangen 9 Pfd. 7 ß 6 Pfg.<br />

1632: Item am Äschermittwoch genannt der Schawertag, allda abermahlen altem Gebrauch nach die<br />

Burgerschaft zu den Meuchlin geladen, auch die Priesterschaft, Herrn Oberamtleut, Schultheiß, 4<br />

Burgermeister, Stadtschreiber sambt deren Weiber gastfrey gehalten werden sollen, aber aus erheblich<br />

Ursachen vermitten blieben, ist ein jeder Person, deren in allem 19 waren 6 ß an paarem Geldt<br />

geordnet und bezahlt = 5 Pfd. 14 ß.<br />

1650: <strong>Die</strong> Schawertäg an dem hl. Aschermittwoch als einem Stuckh von der leichsinnigen [!] Fasnacht<br />

seind und bleiben gantz und gar abgethan, bei gelth, Thurn oder anderer Leibstraf 359 .<br />

1653: Folgen der Mahlzeiten Specification, welche von altershero bey der Stadt Wolfach gehalten oder<br />

sonsten in parem Geld bezahlt worden. [...] 4. Schauertag 1 fl 48 kr [1653], 2 fl 30 kr [1681]. Zu<br />

allen diesen Mählern gehörten die Herren Oberambtleut, der Staabhalter, Stadtschreiber, die 4<br />

Burgermeister und der Stadtknecht. <strong>Die</strong> übrigen Ratsverwandten und der Schuelmeister gehörten<br />

nur [zu 6 der insgesamt 16 städtischen Zehrungen. Zum Schauertag waren sie nicht geladen] 360 .<br />

1.5. <strong>Die</strong> <strong>Fasnet</strong> in Kriegs- und Notzeiten<br />

Seit der Aufhebung der <strong>Fasnet</strong>verbote im Fürstentum Fürstenberg 1788 führten immer wieder Kriege und Notzeiten<br />

zum Ausfall der <strong>Fasnet</strong>. Wegen betrübtem Zeitlauf und vielen Kranken in Folge endloser Einquartierungen<br />

und Durchmärsche sowie unaufhörlicher Kriegssteuern im 1. Koalitionskrieg (1793-97) verbot der<br />

Rat der Stadt 1794 trotz vorliegender Erlaubnis durch das Oberamt das närrische Treiben 361 . 1871 fiel die <strong>Fasnet</strong><br />

wegen des noch nicht beendeten Deutsch-Französischen Krieges aus, obwohl das Kaiserreich bereits ausgerufen<br />

war 362 . Vier Jahre später verhinderte eine schwere Krankheitsepidemie, die Menschen und Tiere bedrohte, die<br />

<strong>Fasnet</strong>. Das Närrische Comité gestattete 1883 wegen einer Hochwasserkatastrophe in Baden mit vielen Toten<br />

keine öffentliche Narretei; im Großen Rathaussaal gab es stattdessen eine Komische Musikaufführung, die<br />

Wolkenschieberoperette, deren Erlös von 930 Mark dem Bezirkshilfskomitee zu Gute kam.<br />

Im Februar 1887 führten politische Gründe zu einer Absage der <strong>Fasnet</strong> 363 . Der deutsche Reichstag hatte<br />

damals eine Vorlage der Regierung Bismarck, die den Rüstungshaushalt für sieben Jahre im Voraus gesetzlich<br />

festschreiben wollte, abgelehnt; daraufhin kam es zur Auflösung des Parlaments und zu Neuwahlen, die just am<br />

Schellementig stattfanden. Um keine Störung der Wahl zu riskieren, wurde im ganzen Reich das Maskentreiben<br />

am 25. Februar verboten. Oberamtmann Benckiser vom Bezirksamt Wolfach erließ am 16. Februar eine entsprechende<br />

Verordnung, in der alle Schaustellungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen und jegliches Betreten<br />

der Wahllokale mit Masken, Abzeichen und dergleichen untersagt wurden. So mussten die <strong>Wolfacher</strong> schweren<br />

Herzens auf ihre <strong>Fasnet</strong> verzichten, nur am <strong>Fasnet</strong>sunntig gab es zwei <strong>Fasnet</strong>bälle in den Gastwirtschaften<br />

„Herrengarten“ und „Kreuz“.<br />

Von 1915 bis 1918 verhinderte der 1. Weltkrieg jedes <strong>Fasnet</strong>brauchtum. Das Großherzogliche Bezirksamt<br />

Wolfach ordnete 1915 an 364 :<br />

Dem Ernst der Zeit würde es nicht entsprechen, wenn in diesem Jahre Faschingsvergnügungen irgendwelcher<br />

Art zugelassen würden. Es ist daher dafür zu sorgen, daß Faschingsveranstaltungen unterbleiben.<br />

Das Tragen von Masken und Verkleidungen in den Fastnachtstagen haben wir verboten (vergl. Bekannt-<br />

359<br />

Ergänzungen zur Fürstenbergischen Landesordnung von 1650, zitiert nach Disch: Chronik Wolfach, 22.<br />

360<br />

Zitiert nach Disch: Chronik Wolfach, 113.<br />

361<br />

Disch: Chronik Wolfach, 444.<br />

362<br />

Zum Ausfall der <strong>Fasnet</strong> siehe Schrempp, O.: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 31f.<br />

363<br />

Schrempp, O.: Straßenfasnet verboten. – Zum Verlauf der Wahl siehe Schrempp, O.: Reichstagswahl. – Im Vergleich zur mageren <strong>Fasnet</strong><br />

1887 war jene im Jahr zuvor mit der üblichen Vielfalt gefeiert worden, siehe Schrempp, O.: Straßenfasnet verboten.<br />

364<br />

Scriptum Narreteium, 79.

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