Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite
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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 203<br />
So will und genehmigt es der Senat, obwohl der Nikolaus kein fürstenbergischer Untertan ist und die<br />
gnädigste Herrschaft deshalb Einsprache erhebt. <strong>Die</strong> Senatoren sagen dagegen, die Stadt hätte das Recht, Hirten<br />
und Hirtenmeister für ihre Kühe und Schweine zu ernennen und alle ihre <strong>Die</strong>ner, also auch den Hirten ihrer<br />
Kinder.<br />
Der alte Franz Antoni Bechtiger war, abgesehen von seiner zunehmenden Körper-und Geistesschwäche, den<br />
Ratsherren, die vielfach noch seine Schüler gewesen, unliebsam geworden, weil er einen ihrer Beschlüsse<br />
mißachtet hatte, was seine Pensionierung beschleunigte.<br />
Er hatte einen Taubenschlag, dessen Ausflug in die Kirchgasse hinabschaute. <strong>Die</strong> Tauben beschmutzten<br />
drum bisweilen irgend ein Wibervolk, das zur Kirche ging oder aus derselben kam. Es wurde dies den Vätern der<br />
Stadt geklagt und daraufhin dem Schulmeister der Taubenschlag auf dieser <strong>Seite</strong> seines Schulhauses abdekretiert.<br />
Der Alte achtete des Verbotes nicht. Da kommt ein zweiter Ukas, der ihn zu 1 Gulden 36 Kreuzer Strafe<br />
verurteilt, und wenn er bis morgen früh den Ausflug seiner Tauben nicht aus der Kirchgasse weg getan, hat er für<br />
je 24 Stunden der Verzögerung die gleiche Strafe zu erlegen.<br />
Den Franz Antoni ficht das abermals nicht an, und jetzt läßt der Senat, empört über eines Schulmeisters<br />
Frevel, von Stadt wegen den Ausflug wegnehmen: dem Frevler aber wird sein <strong>Die</strong>nst entzogen, doch in obiger<br />
milder Weise.<br />
Das geschah anno 1776. Nur zwei Jahre überlebte der Franz Antoni seine Zurücksetzung. Oft aber kam er in<br />
seinen letzten Tagen dann zum Toweis, der noch zu ihm in die Sonntagsschule gegangen war, trank bei ihm<br />
einen Frei-Schnaps und schimpfte mit ihm über die Herren.<br />
Sein Schwiegersohn Nikolaus aber, dessen Sohn noch mein Lehrer war, trat vollauf in Konkurrenz mit dem<br />
Bredelin. Er teilte sich bald mit ihm in die Prüfung der Dorfschulen und nahm mit demselben dem Sohn des<br />
Wölfle-Mathis, der auch Weber war, das Staatsexamen ab, damit er Nachfolger seines Vaters werden konnte.<br />
Ja, als der Bredelin das Zeitliche gesegnet hatte, war der Nikolaus der einzige Kreisschulrat in der Herrschaft<br />
Hasle, und auf Befehl der Regierung mußten die Dorfschulmeister jede Woche einmal nach Hasle, um von ihm<br />
weiter ausgebildet zu werden.