08.01.2013 Aufrufe

Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 171<br />

jedoch nur 6 fl. <strong>Die</strong> auswärtigen Solisten bekommen außer Zehrung und Übernachtung noch ein Douseur, beispielsweise<br />

Jungfer Häspelin und ihr Vater aus Meersburg 16 fl 30 kr.<br />

Am 12. Oktober schickt der Kirchenrechner und Initiator Kick die geliehenen Noten nach Ulm und Ravensburg<br />

zurück. Ihm bleiben bei Einnahmen von 343 fl und Ausgaben von 329 fl 7 kr fast 6 fl weniger als zugesagt<br />

übrig, weshalb er in der Rechnung abschließend notiert: Wenn die Schöpfung noch einmal aufgeführt werden<br />

sollte, so muß ich meinen Regress dort sehen zu bekommen.<br />

Am 20. Juni 1806 übernahmen die beiden Musikdirektoren, der katholische Bredelin und der evangelische<br />

Knecht, gemeinsam den Musikunterricht am zwei Monate zuvor neu gegründeten Gymnasium beider<br />

Konfessionen im Gebäude der katholischen Professoratsschule in der Gymnasiumsstraße 28 und erhielten dafür<br />

eine Jahresvergütung von jeweils 25 fl 1384 . Im Nützlichen und unterhaltenden Wochenblatt, das in der Druckerei<br />

von Knechts Söhnen erschien, schrieben die beiden Musiklehrer, dass jedem Gymnasiasten und jedem anderen<br />

gebildeten jungen Menschen der Zutritt zu diesem öffentlichen Musikinstitut gestattet sei 1385 .<br />

Bredelin zählte, zusammen mit seinem Vater, zu den Subskribenten des 1801 erschienenen Buches Tagebuch<br />

über diejenigen Begebenheiten, welche die Reichsstadt Biberach während des französischen Krieges vom Jahre<br />

1790. an bis zum Jahre 1801, erfahren hat von Johann Konrad Krais 1386 . ( 1387 .<br />

Im Schwäbischen Landesmusikarchiv an der Universität Tübingen, in dem zahlreiche Kompositionen aus<br />

oberschwäbischen Klöstern archiviert sind 1388 , findet sich im Bestand des Zisterzienserinnenklosters Gutenzell<br />

bei Biberach / Riß unter der Signatur Gg 131 ein <strong>Die</strong>s Iræ mit lateinischem u. deutschem Texte, 4. stimmig allein<br />

oder in Begleitung mehrerer Blaseinstrumente 1389 . Compose Bredelin 1390 . Den Besitzvermerk Ad chorum<br />

Bonae 1391 . 1842. ein Geschenk von Biberach auf dem Titelblatt schrieb vermutlich der Gutenzeller Pfarrer Alois<br />

Soherr (1783-1861) 1392 . <strong>Die</strong> Jahreszahl gibt also nicht das Entstehungsjahr der Komposition an, sondern den<br />

Zeitpunkt, zu dem der handschriftliche Stimmenauszug nach Gutenzell kam 1393 . <strong>Die</strong>ser besteht aus acht Blättern:<br />

S1. Canto. [deutscher Text]<br />

S2. Alto. [deutscher Text]<br />

S3. Tenore. [deutscher Text]<br />

S4. Basso. [deutscher Text]<br />

S5. <strong>Die</strong>s iræ. Canto. v. Bredelin. [lateinischer Text]<br />

S6. <strong>Die</strong>s iræ. Alto. v. Bredelin. [lateinischer Text]<br />

S7. <strong>Die</strong>s iræ. Tenor. v. Bredelin. [lateinischer Text]<br />

S8. <strong>Die</strong>s iræ. Basso. comp. v. Bredelin. [lateinischer Text]<br />

1384 Wöhrle, K.: Aus der Geschichte der höheren Knabenschule, 35f. – Zur katholischen Professoratsschule siehe Anmerkung 1299.<br />

1385 Ladenburger: Justin Heinrich Knecht, 97. – Das Buch konnte nicht eingesehen werden, es wird zitiert in: Zur Geschichte der Biberacher<br />

Musikschule.<br />

1386 Krais: Tagebuch über diejenigen Begebenheiten, welche die Reichsstadt Biberach während des französischen Krieges ... erfahren hat,<br />

Subskribentenverzeichnis. – In einem Zeitungsbericht der „Schwäbischen Zeitung“ vom 10.6.1961 über Bredelin wird erwähnt, dass am<br />

29. Dezember 1806 seine Bibliothek mit 600 Bänden versteigert wurde. Möglicherweise beruht diese Angabe jedoch auf einer Verwechslung<br />

mit Georg Antons Bruder, dem Pfarrer Johann Baptist Bredelin, der am 4. August 1806 starb, denn es wäre recht ungewöhnlich,<br />

wenn Georg Anton seine Bibliothek bereits zu seinen Lebzeiten hätte versteigern lassen. Das Nachlassverzeichnis von Johann<br />

Baptist, das bisher nicht eingesehen werden konnte, befindet sich im Staatsarchiv Ludwigsburg, Signatur D 130 Bü 15. – Zur Genealogie<br />

der Familie Bredelin siehe Abschnitt 5.3.1 Genealogische Übersicht zur Familie Bredelin.<br />

1387 Schrader: Georg Anton Bredelin, 598.<br />

1388 Zum Landesmusikarchiv siehe Kaufmann: Klingendes Erbe; Günther: Ad Chorum Bonacellensem, 454f.; Das schwäbische Landes-<br />

musikarchiv.<br />

1389 Im Instrumentenverzeichnis des Klosters finden sich sechs Trompeten zum Geigen (Nonnentrompeten bzw. Trumscheite, die in Nonnenklöstern<br />

als Trompetenersatz dienten) und ein Serpent (Holzbass), die vermutlich bei der Aufführung von Bredelins <strong>Die</strong>s Iræ den Chor<br />

begleiteten. Der französische Komponist Hector Berlioz schrieb 1843 über den Serpent: Der wirklich barbarische Ton dieses<br />

Instruments hätte sich viel besser für den blutigen Götzendienst der Druiden, als für den katholischen Kultus geeignet, bei dem es noch<br />

immer in Anwendung gebracht wird. [...] Nur der eine Fall ist auszunehmen, wo der Serpent in den Totenmessen dazu dient, den furchtbaren<br />

Chorgesang des ‚<strong>Die</strong>s Iræ’ zu begleiten. Günther: Ad Chorum Bonacellensem, 465.<br />

1390 RISM ID no. 455012122. http://opac.rism.info/search?documentid=455012122 (17.1.2011); Briefl. Mitteilung von A. Traub, Universität<br />

Tübingen, vom 12.11.2001; Schrader: Ein „<strong>Die</strong>s Iræ“ von Georg Anton Bredelin. – Zwar wird der Vorname des Komponisten nicht genannt,<br />

doch kommt aufgrund der Herkunftsangabe und der Seltenheit des Nachnamens nur Georg Anton Bredelin als Urheber infrage.<br />

Von dessen Bruder, der als Pater Ambrosius im Kloster Weißenau als Cantor tätig war, ist nicht bekannt, ob er auch komponierte. Der<br />

Notentext ist abgedruckt in Schrader: Ein „<strong>Die</strong>s Iræ“ von Georg Anton Bredelin, 88 (durch ein Versehen sind hier die Noten der Tenorstimme<br />

falsch wiedergegeben. Der oktavierte Violinschlüssel muss durch einen Tenorschlüssel, der das eingestrichene c auf der vierten<br />

Notenlinie festlegt, ersetzt und die Vorzeichen für die Noten b, es und as entsprechend versetzt werden. Briefl. Mitteilung von Berthold<br />

Büchele, Ratzenried, vom 8.10.2005). – Zum Musikleben im Kloster Gutenzell siehe Günther: Ad Chorum Bonacellensem.<br />

1391 Bonae. ist die lateinische Abkürzung für Gutenzell.<br />

1392 Nach der Auflösung des Gutenzeller Klosters 1803 erhielten die Nonnen das Recht, in ihrer angestammten Behausung zu bleiben, da sie<br />

nicht in andere Pfarreien als Priester wechseln konnten, und trugen in der Folgezeit maßgeblich zum örtlichen Musikleben bei, um das<br />

sich Pfarrer Soherr sehr bemühte: er verwaltete den Musikalienbestand und erschloss ihn mit einem Inventarbuch. Günther: Ad Chorum<br />

Bonacellensem, 456, 468-470.<br />

1393 Ein Anhaltspunkt dafür, auf welchem Wege Bredelins <strong>Die</strong>s Iræ nach Gutenzell gelangt sein könnte, ist eventuell der bei der Aufführung<br />

von Haydns Schöpfung unter Bredelins Leitung 1802 als Violinist mitwirkende Ochsenhausener Chorregent Georg Loritz (1777-1862),<br />

von dem im Gutenzeller Inventarbuch zwei Kompositionen mit dem Hinweis Präsent vom Auctor 1819 verzeichnet sind, der also<br />

sowohl mit Bredelin als auch mit Pfarrer Soherr, dem Verwalter des Gutenzeller Notenbestandes, in persönlicher Verbindung stand.<br />

Günther: Ad Chorum Bonacellensem, 469, 477 Anmerkung 72.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!