Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite
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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 97<br />
(Herrengarten bis Kreuz) wurde nachmittags ab 16 Uhr, in den anderen (Fortuna bis Zähringer Hof) abends ab<br />
19:30 Uhr geschnurrt. 1981 kehrten die Schnurranten zum Rattenschwanz-Umlauf zurück, denn die Zahl der<br />
Pausen hatte sich durch die Reform noch vermehrt. Seit 2002 beginnt das Schnurren in allen Lokalen nachmittags<br />
zur gleichen Zeit, weil in die am Ende des Schnurrumlaufs liegenden Gastwirtschaften immer weniger<br />
Gäste gekommen sind.<br />
<strong>Die</strong> Schnurranten erhalten als Dank für ihr Engagement von der Narrenzunft ein Essen spendiert:<br />
Wolfach, 12 Stund vor dem schrecklichen Aschermittwochs-Beginn 1957<br />
Liebe Schnurranten!<br />
Im Auftrag eines hohen Narrenrates habe ich die Ehre, sämtliche aktiven Schnurranten hiermit zum<br />
Aschermittwochs-Schluss-Essen<br />
in den „Zähringerhof“ geziemend einzuladen. Beginn 21 Uhr. Das Essen ist frei!, jedoch wird gebeten sich<br />
verbindlich in die nachstehende Liste mit „Ja“ einzutragen, damit der schlanke Wilhelm 830 das Essen auch<br />
richtig richten kann.<br />
Narro 831 !<br />
Aus dem Schnurressen, das ursprünglich immer am Aschermittwoch, später dann im März oder April stattfand,<br />
entwickelte sich im Laufe der Zeit ein allgemeines <strong>Fasnet</strong>abschlussessen, zu dem alle aktiven Narren eingeladen<br />
sind und das seit 1993 als großes Helferfest gefeiert wird.<br />
Der 1969 eingeführte Zunftabend fand ursprünglich am <strong>Die</strong>nstag vor dem Schnurrsonntag in der Schlosshalle<br />
statt; ab 1971 musste er wegen des großen Besucheransturms jeweils am folgenden Tag wiederholt werden, bis<br />
er 1977 in die große neugebaute Festhalle verlegt werden konnte. 2003 wurde der Termin des Zunftabends auf<br />
den Freitag verschoben, damit im Anschluss an das offizielle Programm gegen Mitternacht noch ein gemütliches<br />
närrisches Zusammensein möglich ist.<br />
Das Programm des Zunftabends bestand zunächst überwiegend aus Schnurrauftritten, der Preisverleihung des<br />
Narrenblättleteams, gelegentlichen Ehrungen verdienter Narren und dem „Einfall“ der Rungunkeln in der Pause<br />
mit Verabreichung des Rungunkelfraßes. Doch entwickelte sich der Abend durch die ständig abnehmende Zahl<br />
an Schnurrgruppen schließlich zu einem närrischen Bunten Abend mit Sketchen und Spielszenen, die im Gegensatz<br />
zum Schnurren in den Lokalen nur auf einer großen Bühne zu realisieren sind; dabei wird in den letzten<br />
Jahren immer ein übergreifendes Thema für den ganzen Abend gewählt.<br />
Bei den Jungnarrenversammlungen in der Vorfasnetzeit gab es bis Anfang der 1970er-Jahre manchmal einige<br />
Jungschnurranten zu sehen, von denen die Besten dann beim Zunftabend auftreten durften.<br />
<strong>Die</strong> Form des Schnurrens, wie es sich im 20. Jahrhundert entwickelt hat mit dem Umherziehen durch die<br />
Gastwirtschaften einzelner Gruppen mit vier bis acht Schnurranten, die innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach<br />
einem einstudierten, gereimten Text lustige Begebenheiten szenisch darstellen, greift die im 15. und 16. Jahrhundert<br />
vor allem in Nürnberg gepflegte Tradition des Fastnachtspiels wieder auf, das seinerzeit auf eine sehr<br />
ähnliche Art und Weise durch eine umherziehende Spielschar in den Gastwirtschaften und Privathäusern zur<br />
Aufführung kam 832 . Allerdings handelten die Fastnachtspiele im Gegensatz zu den Schnurren meist nicht von<br />
konkreten Erlebnissen stadtbekannter Persönlichkeiten, sondern weisen eine auf Typisierung ausgehende<br />
Personengestaltung auf. Auch lässt sich keine direkte, über die Jahrhunderte hinwegreichende Verbindungslinie<br />
zwischen diesen beiden Braucherscheinungen nachweisen.<br />
Eine eigene Schnurrtradition entstand ab 1967 bei der Wieberfasnet der Katholischen Frauengemeinschaft<br />
Wolfach, die zunächst im alten Pfarrhaus neben der Kirche, dann in der Gastwirtschaft „Zum Kreuz“ und seit<br />
1990 im neu erbauten katholischen Gemeindehaus jeweils am <strong>Die</strong>nstag vor der <strong>Fasnet</strong> stattfand 833 . Einige der<br />
Schnurrbeiträge wurden auch bei der närrischen Veranstaltung der 1971 entstandenen Ökumenischen Aktionsgemeinschaft<br />
Wolfach 834 (ÖAW) wiederholt.<br />
Nach dem Ausfall der <strong>Fasnet</strong> 1991 entschlossen sich alle katholischen Gruppierungen innerhalb der Pfarrgemeinde,<br />
ab 1992 am Schmutzige Dunnschtig im Gemeindehaus eine gemeinsame Pfarrfasnet zu veranstalten,<br />
die jedoch in manchen Jahren mangels Beteiligung ausgefallen ist.<br />
Anhang: Schnurrplan 1956<br />
Übersicht über die Schnurrgruppen 1956<br />
Sonntag 835 , 15. Jan. 56 Ansager Paul Wehrle, Hansel, Musik<br />
Gruppen:<br />
830 Zähringer-Hof-Wirt war seinerzeit Wilhelm Moser (1890-1958).<br />
831 Einladungstext verfasst von Schnurrobmann Erich Sandfuchs. Manuskript im <strong>Fasnet</strong>archiv Frank Schrader.<br />
832 Wuttke: Versuch einer Physiognomie der Gattung Fastnachtspiel, 441f. – Vgl. hierzu Abschnitt 1.4.4 Festspiel.<br />
833 Stüble / Schmider: <strong>Die</strong> katholische Pfarrgemeinde, 48; Festschrift 100 Jahre Kath. Frauengemeinschaft, 13.<br />
834 Zur Geschichte der ÖAW siehe Stüble / Schmider: <strong>Die</strong> katholische Pfarrgemeinde, 197-200.<br />
835 Schnurrplan 1956 verfasst von Schnurrobmann Erich Sandfuchs. Manuskript im <strong>Fasnet</strong>archiv Frank Schrader.