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Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 140<br />

Susannele, Susannele<br />

denn’s Kälble hot e Kühle ka<br />

Susannele, Susannele<br />

es hot e Kühle ka.<br />

Susannele, Susannele<br />

zünd uf X. X. wie der erste Vers<br />

Der Text ist mit dem elsässischen Lied Mariannele, Susannele verwandt und könnte evt. auf die gleiche Melodie<br />

gesungen worden sein 1128 :<br />

Mariannele, Susannele<br />

1.<br />

„Mariannele, Susannele,<br />

steh auf und schlag ein Licht<br />

s krabbelt einr im Häusele,<br />

ich mein es ist ein <strong>Die</strong>b.“<br />

2.<br />

Nein, sicher nit, nein, sicher nit,<br />

es ist ja gar kein <strong>Die</strong>b;<br />

s ist doch nur der Hansele,<br />

ders Gretke heimeführt.<br />

Im Holsteinischem ist ein vergleichbares Lied mit dem Titel Anna Susanna stah op un bööt Füür überliefert 1129 .<br />

Der <strong>Wolfacher</strong> Text mit den Verkehrtheiten gehört der weit verbreiteten Gattung der Lügenlieder an, die im<br />

18. Jahrhundert eine Blütezeit erlebte. Bereits im Ambraser Liederbuch aus dem 16. Jahrhundert sind zwei ähnliche<br />

Lieder bezeugt, die ebenfalls mit einer Aufforderung zum Aufstehen beginnen 1130 :<br />

1.<br />

Gred steh auff, und stoß das fenster zum kopff hinaus, und tag ob es luge, und geb den schüsseln zu essen,<br />

und wasch die küh, und milk die säw, und mach den ofen ins fewer, und thu den hafen in's kraut und thu das<br />

fewer zum hafen und blas das kraut an, und rür das fewer, und nim die stuben und fege den besem, und zeug<br />

den ofen aus dem holtz, und nim das wasser und hol den zuber, wenn du zur thür außgehest, so duck dich, ich<br />

stieß mich gestern an kopff das mir die fersen blutet, sage der axt, das sie den knecht neme und auff das holtz<br />

gang, und der berg hawe, weck die küh auff, das sie die magd melck, und las den stall aus dem vieh, und<br />

treib den hirten für die säw, und stand in die lucken und wehre dem samen, das er nicht auff die säw gang,<br />

der hirt ist gestern den gantzen tag auf den säwen gelegen mit dem samen, meine narren sind grosse herren,<br />

das sie es jhm vertragen, wenn du heim gehest, so lug auff den platz, ob du scheiter sehest, die klaffter<br />

bawren führen.<br />

2.<br />

Cuntz, steh auff, und gang hinder die nasen, und schneutz die thür, henck den hals an die kappen, und nim<br />

den wege uber die achseln, und den spies unter die füß, gehe in des meßners haus, und frage ob der man todt<br />

sey, den man gestern vergraben hat, gibt er dir böse wort, so schlag jn das antlitz in die faust, du bist all dein<br />

knecht ein frischer tag gewesen. Oder las kein henßle gan, wenn du gehörest an einem auge nichts, und<br />

gesichts nicht am andern ore, wenn du durch das dorff hinab gehest, so ruffe dem kind, das es auffstande und<br />

den pfaffen tauffe, meiner frawen nachbawr ist genesen. Gros hans stehe auff, nim das pferd hinder der thür<br />

am nagel, und lauff aus hin auff den almen, und such den zaum, und wenn du in das dorff kompst, so nim<br />

zween oder drey hund in den busem, das ich die stein nicht beisse, und leg den karn auff das holtz, und span<br />

den karn für die roß, und fahr heim, und wirff das haus zum holtz ein, und bind den sattel hinaus, das er esse,<br />

und sag den garben, das sie die schnitter auffbinden, es dorfft auff den regen ein abend kommen.<br />

Gred, thu die zigeiner ein, die hüner kommen dort auff her, das sie es nit hinweg tragen, thu den speicher<br />

ab den schlüsseln, es kommen drey kriegsgorgel durch den garten herauff, die haben beyde knie an den<br />

hosen abgehawen, nim den hirß da wir gestern den hafen inne kochten und fege den pantzerfleck, und steig<br />

auff den speck, und schneid ein stück ab der leiter und legs ins schmaltz, so darfstu kein hafen drein rösten,<br />

und trag die stuben in hafen.<br />

Fraw steh auch auff, und gehe auff den kirchhoff, und gib jeglichem heller ein bettler, die fraw sprach, ich<br />

mag nicht in die kirchen kommen, mir sind die schuch geschwollen, das ich die füß nicht anlegen kan, ey so<br />

stand auff, und gang uber das schmer, und schneid ein stück ab den kisten, und blas die schuch an und<br />

1128 Laßt uns singen, 240.<br />

1129 Hinweis von Dr. Anke Brügmann, Wolfach-St. Roman.<br />

1130 Das Ambraser Liederbuch, 1603-1605.

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