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Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 42<br />

weibermühle, die als einziges größeres Requisit der Narrenkammer den Schlossbrand 1947 überstanden hatte 375 .<br />

Aber da kommt der Große Herr (Emil Blattner) mit seinen Bürokraten und Bütteln. Er behauptet, die Freude<br />

könne nur von Amtswegen verordnet werden. Der Große Herr dreht die Mühle, aber verkehrt herum, und es<br />

kommt neben Staub, Dreck und vielen Paragrafen (eine Anspielung auf die Entnazifizierung und Währungsreform)<br />

nur der Büttel (Rolf Lorenz) heraus.<br />

Nun kümmert sich der Hansel um die Mühle, in der er den Amtsschimmel findet. <strong>Die</strong>ser wird herausgezerrt<br />

und im Farrenstall angekettet. Dann erweckt der Hansel durch richtiges Drehen den Wohlaufmaa (Rudolf<br />

Blattner) aus seinem 10-jährigen Tiefschlaf. Als der Wohlaufmaa in sein Horn bläst, kommen die alten<br />

Rungunkeln mit ihrer alten Sare (Erich Sandfuchs) und werden in der Mühle in junge Maidle verjüngt. Voller<br />

Mut stürzt sich nun auch der Alte <strong>Wolfacher</strong> in die Mühle und kommt als Narrogeist (Hans Allgeier) heraus.<br />

Nachdem der Wohlaufmaa abermals in sein Horn bläst, strömen die Wohlaufgeister daher und das Wohlauflied<br />

wird gesungen. Dann kommt Graf Konrad von Wolva (Anton Burger, Frisör), der Schirmherr der <strong>Wolfacher</strong><br />

<strong>Fasnet</strong>, mit Hofstaat und Gefolge (Leitung Albert Sandfuchs, Druckereibesitzer), die Zigiener (Zigienervater<br />

Hans Hermann), die Landsknechte (Leitung Kreuzwirt Friedbert Schrempp) und das Weiberregiment (Leitung<br />

Luise Pape, genannt d’Papere). Alle huldigen dem Narrogeist.<br />

Nun erkennt auch der Große Herr, dass die <strong>Fasnet</strong>freude die richtige Lösung sei. Aber der Amtsschimmel<br />

hindert ihn noch am Umschwenken, denn: Wir leiden noch an blödem Fimmel, solang noch lebt des Amtes<br />

Schimmel! Da gibt es plötzlich eine große Aufregung: Der Amtsschimmel ist aus dem Farrenstall ausgebrochen.<br />

Er wird aber wieder eingefangen, vom Henker (Josef Jehle, Metzger) stranguliert und aufgehängt.<br />

Endlich springt der Große Herr mit all seinen Bürokraten und Bütteln in die Mühle. Heraus hüpfen die gelbblauen<br />

Schellenhansel (Leitung Sophie Schamm). Am Ende des Spiels sagt dann der Hansel zum Narrogeist:<br />

I denk,<br />

des isch für dich doch ‘s schönste Gschenk,<br />

daß au de letschd e Narro wurd,<br />

zu ‘s Narrogeischtes Neugeburt!<br />

Nach dem Festspiel wurde Monsieur le Gouverneur auf die Bühne geholt und ihm als Dank der Große<br />

Hanselorden der Freien Narrenzunft verliehen, den er sich stolz um den Hals hängte. Danach lud er den Kleinen<br />

Narrenrat zu einem Sektumtrunk in seine Residenz, das heutige Schwarzwaldhotel (Kreuzbergstraße 26).<br />

Nach dem 2. Weltkrieg gab es zunächst nur die zwölf 1934 neu geschaffenen Schellenhansel sowie einige<br />

Kinderhansel, deren Zahl sich in den 1950er-Jahren mit dem beginnenden Wirtschaftswunder stark vermehrte.<br />

Ab 1960 konnten dann nach und nach die bis zum 1. Weltkrieg vorhandenen Hanseltypen wiederbelebt werden.<br />

Auch wurden die <strong>Fasnet</strong>bräuche teilweise den Zeitumständen angepasst und viele neue Ideen verwirklicht, die<br />

schließlich zur heutigen Vielgestaltigkeit der <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> führten.<br />

375 Zum Schlossbrand siehe Schrader: Bauliche Entwicklungen in Wolfach, 647-649.

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