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Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 37<br />

gefähr nach der Hälfte des Spiels abgebrochen werden, weil die Polizei darauf bestand, dass der offiziell genehmigte<br />

Zeitraum für die Sperrung der Hauptstraße genau eingehalten werde; dabei kam es zu einer gefährlichen<br />

Situation, da sich nun der gesamte Personen- und Schwerlastverkehr seinen Weg durch die große Zuschauermenge<br />

bahnen musste. Nach dem Kinderumzug am <strong>Fasnet</strong>zieschtig wurde dann der restliche Teil des<br />

Spiels gezeigt. Bei der Opern- und Operettenparade 1986 zog es wegen der großen Kälte viele Zuschauer bereits<br />

vor dem Ende des Spiels in die wärmenden Gastwirtschaften. Das für 1991 vorgesehene Spiel Närrische Berufe<br />

fiel dem Golfkrieg und der daraus resultierenden Medienkampagne gegen die <strong>Fasnet</strong> zum Opfer 319 .<br />

1.4.5. <strong>Fasnet</strong>begraben<br />

Einer der ältesten nachweisbaren <strong>Fasnet</strong>bräuche in Wolfach ist das Begräbnis der <strong>Fasnet</strong>, durch das das Tragen<br />

der Narrenkleider gelegentlich auf den Aschermittwoch ausgedehnt wurde: 1756 haben am Aschermittwoch<br />

nachfolgende die Faßnacht begraben, als Joseph Duppele, Anton Armbruster, Jacob Armbruster, Antoni<br />

Kuenz, Mathis Meyr und Tobias Armbruster, bei welchen annoch zwey Baurenbueben aus dem<br />

Kinzingerthal, und weilen dieses wider die gn. Herrschafts-Ordnung laufet und sie die mehreste Kleidung<br />

hierzu von Antoni Fischer dem Adlerwürth gehabt, er auch den Ausgang aus seinem Haus ihnen hierzu verstattet<br />

hat, als ist derselbe nebst denen übrigen jeder per 1 fl Straf angesehen worden 320 .<br />

<strong>Die</strong> Gastwirtschaft „Zum Adler“ ist somit als älteste <strong>Wolfacher</strong> Narrenwirtschaft belegt.<br />

1781 wird nicht die <strong>Fasnet</strong>, sondern der Bachus begraben 321 . Etwas ausführlicher beschreibt der aus Haslach<br />

im Kinzigtal stammende Pfarrer und Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837-1916) in seiner Erzählung<br />

Theodor der Seifensieder den Brauch, den er vermutlich 1865 selbst miterlebte, denn zuvor erwähnt er ausführlich<br />

das in jenem Jahr aufgeführte <strong>Fasnet</strong>spiel Der Munderkinger Landsturm 322 :<br />

Am Aschermittwoch begruben die <strong>Wolfacher</strong> die Fastnacht. Ein Strohmann wurde von vier Mann durch die<br />

Straßen getragen, und die Narren gingen hintennach. Vor dem Tore ward er in einem Acker beerdigt.<br />

Hierauf begab sich der Zug zum Stadtbrunnen zurück, allwo die leeren ledernen Geldbeutel gewaschen<br />

wurden.<br />

Das Begraben der <strong>Fasnet</strong> in Verbindung mit der Geldbeutelwäsche findet sich auch in anderen Städten; in<br />

einigen Gemeinden in Baden und der Oberpfalz werden keine Strohpuppen, sondern die Geldbeutel selbst begraben<br />

323 .<br />

An die Stelle des <strong>Fasnet</strong>begrabens trat gegen Ende des 19. Jahrhunderts das <strong>Fasnet</strong>verbrennen: In früheren<br />

Jahren wurde am Aschermittwoch die Fastnacht unter Trauerklage begraben und dabei ein Strohmann verbrannt<br />

324 . <strong>Die</strong> Verdrängung des ursprünglich als Finalbrauch der <strong>Fasnet</strong> vorherrschenden Begrabens durch das<br />

Verbrennen ist vielerorts nachweisbar, wobei auch Mischformen der Bräuche auftreten können 325 .<br />

In den 1920er-Jahren wurde in Wolfach eine ausgestopfte, angezogene Puppe mit Namen <strong>Fasnet</strong> auf des<br />

Hechtewirts Bierfasskarren bei anbrechender Dunkelheit durch die Stadt gezogen. <strong>Die</strong> Kinder liefen hinterher<br />

und riefen: D’<strong>Fasnet</strong> wurd verbrennt, d’<strong>Fasnet</strong> wurd verbrennt. Im Schlosshof wurde die Puppe schließlich um<br />

Mitternacht verbrannt 326 . Letztmals verbrannten die <strong>Wolfacher</strong> 1937 und 1938, offiziell im Narrenfahrplan angekündigt,<br />

die <strong>Fasnet</strong> und zwar nach dem Ende des Nasezugs im Schlosshof 327 .<br />

Nach dem 2. Weltkrieg flammte nur noch zweimal am <strong>Fasnet</strong>zieschtigabend ein Feuer auf: 1965 wurde das<br />

1930 erneuerte Gestell des alten Bretschelhans’ im Schlosshof verbrannt 328 , da er wegen der wachsenden<br />

Kinderzahl zu klein geworden war. <strong>Die</strong> von den Alden Rungunkeln für die <strong>Fasnet</strong>umzüge gebaute fahrbare Altweibermühle<br />

fand 1979 auf der Martinswiese beim Gassensteg unter dem Wehklagen der über das Feuer<br />

springenden Rungunkeln in den Flammen ihr Ende 329 .<br />

1.4.6. Der Schauertag<br />

Der Begriff Schauertag findet sich schon in Quellen des 14. Jahrhunderts und ist im alemannischen Sprachraum<br />

allgemein als Bezeichnung von Ratszehrungen am Aschermittwoch nachweisbar 330 . <strong>Die</strong>se Zehrung war als Anerkennung<br />

und Gegenleistung (Fronzeichen) für die während des Jahres von den Bürgern erbrachten Fronen und<br />

319<br />

Zum <strong>Fasnet</strong>ausfall 1991 siehe Abschnitt 1.8 Der Ausfall der <strong>Fasnet</strong> 1991.<br />

320<br />

Disch: Chronik Wolfach, 443.<br />

321<br />

Disch: Chronik Wolfach, 444.<br />

322<br />

Hansjakob: Theodor der Seifensieder, 193f. – Der Seifensieder Theodor Armbruster (1815-1898) ist einer der bekanntesten <strong>Wolfacher</strong><br />

Bürger des 19. Jahrhunderts. Seine 1888 aufgeschriebenen Lebenserinnerungen – abgedruckt in: Wolfach. So war es früher, 61-76 –<br />

dienten Hansjakob als Vorlage für seine Erzählung.<br />

323<br />

Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 634. – Zur Geldbeutelwäsche siehe Abschnitt 2.2.5 Geldbeutelwäscher.<br />

324<br />

Disch: Chronik Wolfach, 443.<br />

325<br />

Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 634.<br />

326<br />

Sandfuchs, A.: Vor fünfzig Jahren Wiedergründung der Geldbeutelwäsche, 4f. (hier für 1924 belegt); Steinhauser: 20 Jahre „Narrevadder<br />

zue Wolva“.<br />

327<br />

Schrempp, O.: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 51f.<br />

328<br />

Zum Bretschelhans siehe Abschnitt 2.3.5 Bretschelhans.<br />

329<br />

Zu den Rungunkeln siehe Abschnitt 2.1.8 Alde Rungunkeln und Müller.<br />

330<br />

Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 628.

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