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Die Wolfacher Fasnet - Netz-Seite

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Schrader: <strong>Die</strong> <strong>Wolfacher</strong> <strong>Fasnet</strong> und ihre Gestalten <strong>Seite</strong> 161<br />

Bereits 1789 kehrte Bredelin wegen der Auflösung der Klosterschule wieder nach Hausach zurück, wo er<br />

noch acht Jahre segensreich wirkte. 1794 übernahm er abermals das Amt des Schulvisitators zusammen mit dem<br />

Schenkenzeller Pfarrer Joseph Gratian Hoßner (1733-1815) 1287 , der in den Visitationsakten bemerkte: <strong>Die</strong><br />

Hausacher Schule gewinnt immer mehr unter der fortdauernden Anstrengung des vortrefflichen Lehrers Georg<br />

Anton Bredelin.<br />

1796 plante Bredelin, ein Buch mit dem Titel Biblische Beyspiele über die vornehmsten Gegenstände der<br />

Religionslehre, zum Gebrauche der Katecheten, Eltern, Lehrer und Kinder zu veröffentlichen, für das in der<br />

Nummer 59 der Karlsruher Zeitung ein Subskriptionsaufruf erschien 1288 . Im Bestand des ehemaligen<br />

Prämonstratenserklosters Rot an der Rot haben sich sechs gedruckte Subskriptionsangebote für das Buch erhalten<br />

1289 . Es ist nicht bekannt, ob das Buch tatsächlich erschienen ist; jedenfalls ließ sich bislang kein Exemplar<br />

nachweisen.<br />

Seinen letzten Visitationsbericht verfasste Bredelin am 31. Juli 1797, denn drei Wochen zuvor hatte ihn der<br />

katholische Rat in Biberach / Riß zum Nachfolger des flüchtig gegangenen Magisters Kasimir Böhm an der<br />

katholischen Teutschen Schule ernannt 1290 . Landvogt von Schwab schrieb am 9. November 1797 dem Fürsten:<br />

Im Anschluß folget ihr erst ihm [...] vorigen Monaths daher eingetroffenen Schulvisitationsbericht des nacher<br />

Biberach als Magister abgekommenen Hausachischen Lehrers und Schulvisitators Bredelin 1291 . Nachdem<br />

Bredelin die Stadt Hausach gebeten hatte, die Nachfolgefrage seiner Stieftochter Maria Anna Knupfer zu überlassen,<br />

was ihm wegen der Verdienste um die Stadt bewilligt wurde, übernahm sein zweiter Stiefsohn Joseph<br />

Knupfer die vakante Präzeptorenstelle, die er 40 Jahre lang ausübte 1292 .<br />

Durch seine außergewöhnlichen Leistungen in seiner Hausacher Zeit wurde Bredelin selbst zu einer<br />

literarischen Figur. Der Haslacher Pfarrer und Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837-1916) beschreibt<br />

im 9. Kapitel seiner überwiegend auf historischen Quellen und Anekdoten basierenden Erzählung „Madonna“<br />

das Schulwesen in Haslach und Umgebung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und bezeichnet darin<br />

Bredelin als den König der Schulmeister, der großen Wert auf gutes Deutsch legte und gegen den Dialekt zu<br />

Felde zog 1293 .<br />

5.1.3. Als Magister und Musikdirektor in Biberach / Riß<br />

In Bredelins Heimatstadt Biberach / Riß, die Ende des 18. Jahrhunderts etwa 4600 Einwohner hatte und noch<br />

stark unter den Folgen der französischen Revolutionskriege litt 1294 , gab es drei deutsche Schulen, von denen zwei<br />

zum Unterricht der Knaben und eine für die Mädchen bestimmt waren 1295 . Der Hochlöbliche katholische<br />

Magistrat hiesiger freien Reichsstadt verabschiedete 1790 eine detaillierte, aus 20 Paragraphen bestehende Allgemeine<br />

Verordnung über die biberachischen deutschen katholischen Schulen 1296 , die die Schulverordnungen<br />

von 1688 und 1743 verbesserte und vermehrte, um einen nach gegenwärtiger Zeit erforderlichen systematischen<br />

Unterricht in der Normal-Lehre 1297 und andern nützlichen Wissenschaften einzuführen.<br />

<strong>Die</strong> Verordnung legt fest, dass der Lehrer der untern Knabenschule, der das Prädikat eines Präzeptors erhält,<br />

seinen Schülern nach dem hiesigen Lehrbuche die Grundlagen des Lesens, Schreibens und Rechnens, der Sitten-<br />

und christlichen Lehre sowie das Verfassen von kleinen Aufsätzen für das tägliche Leben (Briefe, Rechnungen<br />

usw.) zu unterrichten habe. Der Lehrer der obern Knabenschule 1298 , dem das Prädikat Magister zukömmt, setzt<br />

die Arbeit des Präzeptors aus den ersten drei Klassen fort und lehrt jene Schüler, die zu einigen Studien Lust und<br />

Fähigkeit haben, die ersten Grundregeln der lateinischen Sprache im Deklinieren, Konjungieren und so weiters,<br />

damit diese, falls sie in die lateinischen Schulen der Herren Professoren aufsteigen sollten 1299 , in der sogenannten<br />

Rudiment 1300 ohne Schwierigkeit fortkommen können. Den acht die obere Knabenschule besuchenden<br />

1286 Barth, J.: Geschichte der fürstenbergischen Schulen, 831.<br />

1287 Hund, A.: Das Gymnasium Donaueschingen, 199; Disch: Chronik Wolfach, 337.<br />

1288 Bischoff: Chronik Hausach, 198b.<br />

1289 Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Signatur: B 487 Bü 29.<br />

1290 Aus dem Leben des Musikdirektors Georg Anton Bredelin.<br />

1291 In den Visitationsakten im F. F. Archiv.<br />

1292 Bischoff: Chronik Hausach, 198c.<br />

1293 Hansjakob: Ausgewählte Erzählungen IV, 121-124. – Der Wortlaut des Textes findet sich im Abschnitt 5.3.6.<br />

1294 Günther: Singt dem Herrn alle Stimmen, 44.<br />

1295 Zur Biberacher Schulgeschichte siehe <strong>Die</strong>mer: ... ein gewißes Etwas. – Ausführliche Verzeichnisse über die in der Stadt vorhandenen<br />

Schulen und die Besetzung ihrer Ämter bieten die gedruckten offiziellen Staats- und Adresshandbücher aus jener Zeit. Auch Bredelin<br />

wird darin mehrfach als katholischer Magister und Musikdirektor der Teutschen Schule erwähnt. Staats- und Addresshandbuch des<br />

Schwäbischen Reichskraises 1799, 173; Königlich-Württembergisches Hof- und Staats-Handbuch 1813, 466.<br />

1296 <strong>Die</strong> Verordnung befindet sich im Katholischen Pfarrarchiv St. Martin Biberach / Riß, Neuere Akten Büschel 26; Nachdruck in <strong>Die</strong>mer:<br />

Allgemeine Verordnung, 80-82.<br />

1297 Es handelt sich dabei um die auch im Fürstentum Fürstenberg eingeführte Schulreform nach österreichischem Vorbild, siehe Abschnitt<br />

5.1.2.<br />

1298 <strong>Die</strong> obere Knabenschule befand sich in einem vor 1531 erbauten Gebäude in der Waaghausstraße 13, in dem später die Mädchen- bzw.<br />

Gewerbeschule untergebracht wurde. Preiser: Biberacher Bauchronik, 81-83.<br />

1299 1775 gründete der katholische Magistrat eine höhere lateinische Lehranstalt, die katholische Professoratsschule, und brachte sie im<br />

Ochsenhausener Hof in der Gymnasiumsstraße 28 unter, der ursprünglich dem Kloster Ochsenhausen gehörte. Preiser: Biberacher Bauchronik,<br />

84-86 (mit Abbildungen des Gebäudes in ursprünglichem und heutigem Aussehen).<br />

1300 Zur Klasseneinteilung in Lateinschulen siehe Abschnitt 5.1.1.

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