Katalog/Catalogue - deutsch/englisch
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turms befand sich der so genannte „Lebensbaum“, ein 50 Meter<br />
hohes baumartiges Gebilde. Daran waren 300 Objekte befestigt, die<br />
verschiedene Lebensformen vom Beginn des Lebens bis zur Geburt<br />
des Menschen darstellten und sich im Einklang mit Licht und Ton<br />
bewegten. Vier Rolltreppen brachten die Besucher im Inneren des<br />
Turmes nach oben, während sie den Evolutionsprozess betrachten<br />
konnten.<br />
Der Architekt Arata Isozaki entwarf den „Festivals-Platz“, auf dem<br />
der „Sonnenturm“ stand, und schuf auch die riesigen Roboter, die<br />
sich dort umherbewegten. Makoto Sei Watanabe arbeitete zeitweilig<br />
unter Isozaki, bevor er in den 1980er Jahren unter dem Einfluss der<br />
Postmoderne Gebäude wie das Technische College Aoyama schuf,<br />
das an den populären Anime-Roboter „Gundam“ erinnert. Seit den<br />
späten 1990er Jahren interessierte sich Watanabe vermehrt für die<br />
wissenschaftlichen Herausforderungen des künstlichen Lebens und<br />
der Chaostheorie, was ihn dazu veranlasste, Fragen des Lebens und<br />
der Wahrnehmung in Architektur und Stadtplanung einfließen zu<br />
lassen. Ein Beispiel ist das Werk Fiber Wave, das aus etwa hundert<br />
vier bis fünf Meter hohen Kohlefaserstäben besteht, die mit Leuchtdioden<br />
ausgestattet sind. Sie schwanken wie Schilf hin und her,<br />
geben bei jeder Berührung ein angenehmes Geräusch von sich, und<br />
leuchten im Finstern wie Glühwürmchen. Ausgehend von einer sehr<br />
japanischen Sichtweise des Lebens und der Natur sucht Watanabe<br />
nach eigenen Orten und Zeiten, in denen sich Leben und Umwelt<br />
spiralförmig überlagern, sodass daraus eine radiale Zeit zu entstehen<br />
scheint.<br />
Auch von Hiroyuki Moriwaki lässt sich behaupten, dass er seine<br />
Objekte in einer solchen, spezifisch japanischen Sicht des Lebens<br />
und der Natur ansiedelt. Es sind leuchtende Vorrichtungen, die langsam<br />
verglimmen oder aufleuchten, wenn man sich ihnen nähert, als<br />
ob sie ein eigenes Leben besäßen. Bei Lake Awareness, 2005, sind<br />
3300 elektronische Scheiben netzartig zu einem konischen Gebilde<br />
verbunden. Die Scheiben kommunizieren über Signalkabel miteinander<br />
und reagieren auf ihre Umwelt gleichsam wie Neuronen. Wenn<br />
der Betrachter, der im Zentrum des Objekts steht, mit den Händen<br />
winkt, beginnt eine der blauen Leuchtdioden zu pulsieren und überträgt<br />
ihre Veränderung auf ihre Umgebung. Wie wenn man die<br />
Hand ins Wasser taucht, breiten sich Lichtwellen aus und verebben<br />
wieder. Diese Reaktion wird gespeichert. Je nachdem, ob es zu<br />
häufigen Reaktionen kommt oder ob das Objekt sich in einem Schlafzustand<br />
befindet, reagiert es unterschiedlich auf den Betrachter. Die<br />
einzelnen Scheiben werden nicht zentral kontrolliert, sondern agieren<br />
autonom und rufen die Leuchtsignale wechselseitig hervor. Dieses<br />
Lichtobjekt, das einem aus Nervenzellen zusammengesetzten Lebe-<br />
Fig. 6 Hiroshi Sugimoto<br />
Baltic Sea, Rugen, 1996<br />
Fig. 6 Hiroshi Sugimoto<br />
Baltic Sea, Rugen, 1996<br />
Fig. 7 Hiroshi Sugimoto<br />
Sea of Japan, Rebun Island, 1996<br />
Fig. 7 Hiroshi Sugimoto<br />
Sea of Japan, Rebun Island, 1996<br />
became a pointedness in my heart. It seemed that<br />
we were a billion miles away from the moonlight.”<br />
Based on this experience, Pointedness leads the<br />
viewer into meditation upon the wave-states of<br />
matter: “A marble sphere (actually existing) which,<br />
in your head, gradually becomes a sharp cone by<br />
the time it is extended to the far end of the room.”<br />
The experience in the temple garden in the moonlight<br />
is not traditional Zen meditation, but relates<br />
more to dramatic shifts in perception and scale over<br />
a vast distance from the body. The moon seen from<br />
the earth appears to be a small immobile ball, but<br />
Ono‘s Pointedness takes the viewer out of everyday<br />
experience so as to reawaken a sense of distance,<br />
of power, of mystery. This aim overlaps with the<br />
recovery of Japanese perception fully in the “here<br />
and now”.<br />
Taro Okamoto served as supervisory planner for the<br />
main theme pavilion at the Osaka Expo 70, a worldclass<br />
event that capped off Japan’s “era of rapid<br />
economic growth”. Taking a hint from the dynamism<br />
of Jomon pottery, he created a 70-metre “Tower of<br />
the Sun”. As if to unify the contradictions of Japan’s<br />
postwar years, Okamoto’s gigantic Tower rose from<br />
primeval depths toward the future bristling with<br />
vitality, a vision outstripping the dictates of art<br />
toward a more essential ingrown form. Inside the<br />
Tower was a 50 metre-high branching structure<br />
called the “Tree of Life”, encrusted with some 300<br />
diverse biological forms evolutionarily spanning the<br />
origins of life up to the birth of humankind, each<br />
moving to light and sound, and equipped with four<br />
lifts to conduct viewers up through the evolutionary<br />
process.<br />
Architect Arata Isozaki designed the Festival Plaza<br />
where the “Tower of the Sun” stood, as well as twin<br />
giant robots that roamed the area. Makoto Sei<br />
Watanabe, who once worked under Isozaki, went<br />
on to parallel 1980s Postmodernism with his “anime”<br />
robot-like Aoyama Technical College (1990) and<br />
other fantastic architectural projects. From the late<br />
1990s, his interest turned to the scientific frontiers<br />
of artificial life and chaos theory, prompting him to