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Katalog/Catalogue - deutsch/englisch

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drehen, eine weitere Fortführung erfährt. Trinh T. Minh-has Definition<br />

der „vierten Dimension“ wird am Ende ihres Filmes in ruhigen, poetischen<br />

Worten erklärt:<br />

Die vierte Dimension<br />

Was sich behutsam im Inneren des<br />

täglichen Normalzustandes befindet<br />

Das Eindringen der Ewigkeit...21<br />

Nach ihrem ersten Film, einem dokumentarischem Video namens<br />

Reassemblage (1982), das die Autorität des ethnologischen Blickpunktes<br />

auf Afrika scharf kritisierte, beschäftigte sich Trinh T. Minh-ha<br />

mit dem komplexen Zusammenhang zwischen „gewöhnlich“ („ordinary“)<br />

und „ungewöhnlich“ („extra-ordinary“) und stieß schließlich<br />

auf den Begriff „infra-ordinary“ (sich innerhalb des Gewöhnlichen<br />

befindend). In ihrem oben erwähnten Werk wird die oberflächliche<br />

Schicht der Zeit, die sich chronologisch und messbar in Richtung<br />

Geschichte fortsetzt, durchschnitten und das zarte Schwanken und<br />

das Ausmaß der „vierten Dimension“ treffend aufgezeigt.<br />

Trinh T. Minh-ha, die 30 Jahre nach Barthes Japan, das dieser einen<br />

„Speicher der Zeichen“ genannt hatte, betrat, beschäftigt sich<br />

besonders mit der vielgestalten Förmlichkeit, welche das tägliche<br />

(Er-)Leben der zeitgenössischen japanischen Gesellschaft bestimmt:<br />

Junge Leute, die sich in den Vergnügungsvierteln der Großstädte<br />

sammeln; das Innere eines Zugabteils, die Fenster eines Shinkansen-<br />

Zuges, ein ländliches Volksfest, Taiko-Trommeln, die Musikbegleitung<br />

bei einer Theaterdarbietung, Menschenschlangen, ein Bauernhaus,<br />

eine Teestube, Tempel und Schreine im Tempelbezirk, der Rhythmus<br />

vielfältiger Bewegung und vielfältiger Taiko-Trommeln... Während<br />

vier beschäftigter Monate in Japan reiste sie, die in Akihabara neu<br />

erstandene digitale Filmkamera in der Hand, quer durch das Land,<br />

während sie mit viel Feingefühl die unbewusste Choreographie des<br />

alltäglichen Raumes und der alltäglichen Handlungen der Japaner<br />

dokumentierte; das Zugfenster (während einer Reise in Japan gewöhnt<br />

man sich schnell an das Zugfahren) als Grundton einer zusätzlichen<br />

visuellen Einrahmung. Sie macht sich auf eine Reise, bei der sie sich<br />

von der irdischen Zeit entfernt; in der Außergewöhnlichkeit ihrer Reise<br />

dringt sie bis ins Innere der die alltägliche Gesellschaft bestimmenden<br />

Zeit vor, um mit ihrem Video, als einem weiteren Werkzeug der Förmlichkeit,<br />

zu einer neuen Zeitlichkeit und Räumlichkeit vorzustoßen...<br />

Während sie in die komplexen, zahlreichen Phasen der Zeit, die den<br />

Alltag durchdringen wie „japanische Zeit“, „Zeit im Zug“, „weibliche<br />

Zeit“ und „Video-Zeit“ eintaucht, gelingt es Trinh T. Minh-ha mit ihrem<br />

beispiellosen Blick auf die Dinge und der ihr eigenen zurückhaltenden<br />

tion, quietly intoning her definition of this “fourth<br />

dimension” in a poetic voice-over at the end of the<br />

piece:<br />

The fourth dimension:<br />

to be attentive to the infra-ordinary<br />

an intrusion of eternity...21<br />

Ryuta Imafuku 70 71<br />

Ever since her debut film Ressamblage (1982), a<br />

documentary that incisively criticised accepted<br />

ethnological visions of Africa, she has examined<br />

gaps in the complex continuum of “ordinary” to<br />

“extra-ordinary”, arriving at the concept of “infraordinary”.<br />

Stripping away the surface of measurable<br />

chronological time, this present work probes the<br />

delicate play and modalities of fourth-dimensional<br />

Japan with remarkable skill.<br />

Coming to Japan and Barthes’ “depot of signs”<br />

thirty years later, Trinh T. Minh-ha focuses on various<br />

ritual aspects of everyday spaces in contemporary<br />

Japanese society: urban streets where kids<br />

hang out, crowded commuter train interiors,<br />

Shinkansen “bullet train” windows, local summer<br />

festivals with singing, dancing and parades,<br />

homes, tearooms and temples, the many rhythms<br />

of movement all set to different “taiko” drumbeats...<br />

In only four short months during her stay,<br />

she travelled around Japan with her newly acquired<br />

digital handicam gathering images of the unconscious<br />

choreography of the Japanese in their everyday<br />

activities and everyday spaces, with the moving<br />

train window as an added keynote framing device<br />

(the trip being also a voyage of acclimation to train<br />

speeds). Escaping from mundane time into the<br />

extra-ordinary circumstances of travel, she gets<br />

under the skin of everyday time that governs<br />

society using video as a ritual implement to infiltrate<br />

a new time and space...<br />

With highly attuned eyes and ears, she bathes in<br />

complex temporal relate latent in the everyday –<br />

“Japan time” “train time” “video time” — and with<br />

a more sensitive touch than most other foreigners<br />

travelling in Japan, she brings out spontaneous<br />

rituals “inside the commonplace”. Or again, raising

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