Katalog/Catalogue - deutsch/englisch
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Fig. 8 Tadashi Kawamata<br />
Lodging Tokyo, 2001<br />
Fig. 8 Tadashi Kawamata<br />
Lodging Tokyo, 2001<br />
wesen ähnelt, evoziert durch sein Aufleben und wieder Vergehen<br />
eine ewige, kosmische Zeit. Moriwaki versteht unter Gedächtnis eine<br />
erinnerte Zeit, die von einer objektiven Aufzeichnung verschieden ist,<br />
Bilder, die in vielen Schichten auf die bisherige Erfahrung gemalt<br />
werden. Die Mechanismen dieses mysteriösen Gedächtnisses sind<br />
auch in seinen Lichtobjekten verborgen.<br />
Auch Hiroshi Sugimoto, der seit den späten 1970er Jahren in New<br />
York tätig ist, offenbart in seinen Fotografien die Suche nach einer<br />
eigenen Zeit und Erinnerung. Seine Serie Diorama, in der er urzeitliche<br />
Diorama-Darstellungen aus naturhistorischen Museen fotografierte,<br />
scheint die Anfänge der Zeit einzufangen und bringt ein<br />
merkwürdiges Zeitgefühl hervor, in dem Bewegung und Stillstand<br />
sich überlagern. In seiner Serie Theaters (begonnen 1978) fotografierte<br />
er die Innenräume von Kinos während eines ganzen Films,<br />
wobei die Belichtungszeit einer einzigen Aufnahme mit der Filmlänge<br />
übereinstimmte. Dadurch erscheint die Leinwand als schlohweiße<br />
leere Fläche, die wie eine Traumszene im Bild steht. Man könnte<br />
daraus ablesen, dass man sich immer mehr dem Nichts annähert,<br />
je mehr Bewegungen man verdichtet und je mehr Zeiten man akkumuliert.<br />
In der 1980 begonnenen Serie Seascapes sind nur das<br />
Meer und der Himmel im Bildausschnitt zu sehen, wobei die Horizontlinie<br />
in der Mitte das Bild in zwei Hälften teilt. Variationen ergeben<br />
sich lediglich aus dem jeweiligen Wetter und aus der jeweiligen<br />
Tageszeit der Aufnahme. Aus den natürlichen Bedingungen wie der<br />
Dichte der Luft, der Bewegung der Wasseroberfläche oder den<br />
Reflexionen des Lichts ergeben sich subtile Unterschiede, doch wer<br />
diese flüchtigen Momente der Leere erblickt, verliert sein Herz an sie.<br />
Das Schaukeln des Meeres und des Himmels und die Erinnerung<br />
an die ständigen Veränderungen der Luft und der Wellen sind in der<br />
Vorstellung vielfältig miteinander verwoben. Statt eines eindeutigen<br />
Blickpunkts des Fotografen erscheint etwas, das sich unausgesetzt<br />
ausbreitet und wie eine Wellenbewegung mit dem Raum verschmilzt.<br />
In der jüngeren Serie Sea of Buddha, 1995, in der er die berühmten<br />
1.000 Buddha-Statuen des Tempels Sanjusangen-do in Kyoto fotografierte,<br />
setzt Sugimoto seine Suche nach einer besonderen Zeitlichkeit<br />
und einem offenen Gedächtnis weiter fort. In der Gesamtheit<br />
seiner Schwarz-Weiß-Bilder scheinen sich die ältesten Schichten<br />
der japanischen Wahrnehmung abzuzeichnen.<br />
Sein neuestes Werk Étant Donnée: Le Grand Verre ist eine Hommage<br />
an Marcel Duchamps „Großes Glas“, das die vierte Dimension zum<br />
Thema hat. In dieser Serie fotografierte er Objekte aus Gips im Besitz<br />
der Universität Tokio, die mathematische Gleichungen modellhaft<br />
darstellen. Die Balance von Licht und Schatten in diesen spiralförmig<br />
aufsteigenden merkwürdigen Formen wirkt wie eine Abstraktion<br />
Toshiharu Ito 26 27<br />
introduce perspectives on life and perception into<br />
architecture and urban planning. In his Fiber Wave,<br />
for instance, some hundred 4–5 metre carbon fibre<br />
rods with twinkling LEDs sway like fronds of pampas<br />
grass, rustling pleasantly as they brush together<br />
now and again, glimmering like fireflies in the dark.<br />
Here we may consider his unique investigations into<br />
time and place as emanating from a very Japanese<br />
love of nature, a spiralling congruence of life and<br />
environment that seems to grow into radiant time.<br />
Hiroyuki Moriwaki creates “living” light objects that<br />
dim or shine as people approach, interactive<br />
behaviour shaped by a Japanese view of natural<br />
life. One such device, Lake Awareness, 2005, is a<br />
bowl form composed of some 3300 networked<br />
circuit boards that interact with their surroundings<br />
like electronic neurons. When viewers standing in<br />
the centre of the bowl wave their hands, blue LEDs<br />
pulse with intense activity that ripples out in all<br />
directions, then calms again – almost as if dipping<br />
hands into water – only here the reaction is remembered<br />
and repeated incessantly, or else becomes<br />
long dormant before flashing back again at random.<br />
The circuit boards are not centrally controlled, but<br />
rather behave autonomically, each acting independently<br />
upon another to generate expressions in light.<br />
Like an organism with a nervous system, this light<br />
object repeatedly generates and dissipates in cycles<br />
that somehow recall eternal cosmic time. Moriwaki’s<br />
light objects seem endowed with some mysterious<br />
mechanism found in human memory, not of objective<br />
recorded events but of reminiscence, calling up<br />
relative images built up layer upon layer from personal<br />
experiences.<br />
Basing himself in New York since the mid-1970s,<br />
Hiroshi Sugimoto has pursued highly personal investigations<br />
of time and memory to create a unique<br />
body of photographic work. His Diorama series shot<br />
from museum dioramas of primeval scenes evokes<br />
a strange double sense of time frozen in motion. Likewise,<br />
his Theaters (begun in 1978) compress all the<br />
light and motion of feature-length films into dreamlike<br />
still frames where the cinema screen shows empty<br />
white, a store of time approaching nothingness.