Katalog/Catalogue - deutsch/englisch
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Kunst und Kunsthandwerk aus Asien faszinieren in Europa schon<br />
sehr früh auf Grund ihrer Fremdartigkeit. Asiatische Luxuswaren<br />
(etwa chinesisches Porzellan, japanische Lackarbeiten usw.)<br />
hielten allerdings vor allem in den bizarren Wunderkammern<br />
des Adels Einzug. Auch in Graz erwarb vermutlich Fürst Johann<br />
Anton oder sein Vater Johann Seyfried zwischen 1670 und<br />
1700 einen kostbaren japanischen Paravent. Dieses Kunstwerk,<br />
wahrscheinlich eines der ersten seiner Art in Europa, wurde<br />
einige Jahrzehnte später zerlegt und in Form von Wandpaneelen<br />
als Dekoration für ein „chinesisches“ Zimmer im Schloss Eggenberg<br />
in Graz verwendet, wo es sich noch heute befindet. Die<br />
Erforschung des Stellschirmes, der in den vergangenen Jahren<br />
restauriert wurde, ist noch nicht abgeschlossen. Bei seinen<br />
vielfigürlichen Genreszenen handelt es sich wohl um eine seltene<br />
Darstellung der Stadt Osaka und des Sumiyoshi-Schreins von<br />
besonders hoher Qualität. Die original japanischen Motive und<br />
die üppigen Golddekorationen erweckten für die Zeitgenossen<br />
dabei den Eindruck einer kostbaren, exotischen Zauberwelt.<br />
Heute wissen wir besser um den großen künstlerischen Wert<br />
dieser Darstellung und können diesen auch besser lesen. Japanische<br />
Kunst ist im heutigen Europa durch verschiedene Wellen<br />
der Rezeption bekannter, in ihrer „Exotik“ verständlicher und<br />
damit zunehmend zu einem wichtigen Teil unserer Wahrnehmung<br />
globaler Bildkultur geworden.<br />
Mit der Ausstellung Positionen japanischer Fotografie hat Camera<br />
Austria 2003 seinen neuen Ausstellungsraum im Kunsthaus<br />
Graz eröffnet: Mit diesem Projekt wurde der Versuch gemacht,<br />
die Arbeit einer jüngeren Generation japanischer Fotokünstlerinnen<br />
und Fotokünstler in einen Kontext der Analyse politischer<br />
und sozialer Entwicklungen zu stellen, die ihrerseits die Vorstellung<br />
dessen, was „Japan“ sein und bedeuten könnte, ständig<br />
revidieren und neu beleuchten. Dieses Projekt verwies aber<br />
auch auf die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen Camera<br />
Austria und japanischen FotografInnen und Institutionen, die,<br />
nicht zuletzt durch die Vermittlung Seiichi Furuyas, bis in die<br />
1970er Jahre zurückreicht. Neben der von Otto Breicha 1976 im<br />
Kulturhaus der Stadt Graz präsentierten Ausstellung Neue<br />
Fotografie aus Japan hat die Arbeit von Camera Austria – 1975<br />
bis 1995 in Ausstellungen und bei Symposien des Fotoreferates<br />
des Forum Stadtpark, seit 1980 auch im Rahmen von Veröffentlichungen<br />
in Buchform sowie in der Zeitschrift – wichtige Impulse<br />
gesetzt und zahlreiche japanische FotografInnen, oft erstmals<br />
außerhalb Japans, dem europäischen Publikum vorgestellt. 1980<br />
wurde mit der Ausstellung Das ist Japan das einflussreiche Werk<br />
von Daido Moriyama gezeigt und in Camera Austria Nr. 2/1980<br />
Christine Frisinghelli, Peter Pakesch 6 7<br />
Asian art and handicrafts have long fascinated Europe<br />
in their exoticism, though Asiatic luxury goods (for<br />
example, Chinese porcelain, Japanese lacquer work,<br />
etc.) were principally candidates for private aristocratic<br />
collections of bizarre exotica (“Wunderkammer”). In Graz,<br />
for example, Prince Johann Anton or his father Johann<br />
Seyfried acquired a valuable Japanese screen between<br />
1670 and 1700. Probably one of the first of its kind in<br />
Europe, this work of art was dismantled some decades<br />
later and used as wall panelling to decorate a “Chinese”<br />
room in Schloss Eggenberg in Graz, where it still is<br />
today. The history of the screen, which has recently<br />
been restored, is still being researched. It contains genre<br />
scenes with numerous figures, and is probably a rare,<br />
particularly high-quality depiction of the city of Osaka<br />
and the sumiyoshi shrine. The original Japanese motifs<br />
and the opulent gold decoration seemed to convey to<br />
contemporaries the impression of a precious, exotic<br />
magical world. These days we are more informed as to<br />
the great artistic value of the scenes and are in a better<br />
position to interpret them. In modern Europe, Japanese<br />
art has become increasingly known following several<br />
waves of fashionable interest, so that its “exoticism” is<br />
also better understood and therefore more and more an<br />
important part of our perception of global visual culture.<br />
In 2003, Camera Austria opened its new exhibition room<br />
at the Kunsthaus Graz with an exhibition on Japanese<br />
photographers entitled Positions in Japanese Photography.<br />
In this project, an attempt was made to place the work<br />
of a younger generation of Japanese photographic artists<br />
in a context analysing political and social developments,<br />
with the idea that it would contribute to an ongoing<br />
updating and illumination of what “Japan” is and could<br />
mean to us. The project also drew attention to the<br />
continuous collaboration between Camera Austria and<br />
Japanese photographers and institutions that dates back<br />
to the 1970s, not least thanks to the efforts of Seiichi<br />
Furuya. Following the exhibition of recent Japanese<br />
photography (New Photography from Japan) put on by<br />
Otto Breicha at the city of Graz’s Kulturhaus in 1976,<br />
the work of Camera Austria has shown the way. From<br />
1975 to 1995 this involved exhibitions and symposia in<br />
the Forum Stadtpark photographic department, and<br />
since 1980 publishing has been equally important, with<br />
books and periodicals likewise doing their bit to introduce