Katalog/Catalogue - deutsch/englisch
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Fig. 9 Yutaka Sone<br />
Installationsansicht Travel<br />
to Double River Island, 2002<br />
Fig. 9 Yutaka Sone<br />
Installation view of Travel<br />
to Double River Island, 2002<br />
oder Radikalisierung der dynamischen Spiralen der Jomon-Keramik.<br />
Anfang der 1970er Jahre, im Anschluss an die Weltausstellung in<br />
Osaka, begannen die Künstler der „Monoha“ („Schule der Dinge“)<br />
wie Nobuo Sekine, Kishio Suga und Jiro Takamatsu ihre Aktivitäten<br />
zu entfalten. Der Beginn der „Monoha“ hat auch für die Betrachtung<br />
der japanischen Wahrnehmung in ihren Veränderungen und Traditionen<br />
eine tiefe Bedeutung. Die Künstler der „Monoha“ einte nicht<br />
die Suche nach den visuellen Qualitäten eines Mediums, sie wollten<br />
vielmehr über das taktile Erleben und die Materie selbst den Zustand<br />
der menschlichen Wahrnehmung enthüllen. Unter Schlagworten wie<br />
„Vom Objekt zur Beziehung“ oder „Vom Materiellen zum Immateriellen“<br />
wollten sie über bestimmte, festgelegte Handlungen oder Alltagsgegenstände<br />
den Zustand der Welt darlegen und über die Beziehung<br />
von Materie und Geist die erfahrbare Realität hinterfragen. Es war die<br />
Gruppe der „Monoha“, die damals die unbewussten Voraussetzungen<br />
unserer Wahrnehmung einer Überprüfung unterzog und aufzeigte,<br />
dass sich auch die Schnittstellen des Empfindens mit dem Fluss der<br />
Zeit verändern.<br />
Tadashi Kawamata hat seit Ende der 1970er Jahre durch Projekte,<br />
in denen er unter Beteiligung zahlreicher Helfer Wohnanlagen, Kirchen<br />
oder Krankenhäuser mit Bauholz und Brettern umgab, international<br />
auf sich aufmerksam gemacht. In letzter Zeit begann er, sich vermehrt<br />
mit gesellschaftlichen Randgruppen auseinander zu setzen und sich<br />
in Form von Kunstprojekten und Selbsthilfegruppen direkt für Probleme<br />
wie Krankheit, Diskriminierung und Verfolgung zu engagieren.<br />
In seinen Work-in-progress-Projekten werden aber auch Fragen nach<br />
Zeit und Gedächtnis in Japan immanent angesprochen. Kawamata<br />
erachtet den gesamten Prozess der Herstellung als ein Projekt.<br />
Er ordnet seine Werke keiner bestimmten Kategorie zu, sondern<br />
sieht sie als variable, bewegliche Gegenstände, deren provisorischer<br />
Charakter ihm besonders wichtig ist. Diese Auffassung mag mit<br />
der japanischen Sichtweise der menschlichen Existenz zu tun haben,<br />
die das Leben als „vorläufige Wohnstätte“ („kari no yado“) ansieht.<br />
Seine Bretterbauten, die er im Dialog mit der ortsansässigen Bevölkerung<br />
errichtet, bringen jene Zeit zurück, die im „Raum der Geschwindigkeit“<br />
verloren geht, und lagern sich schichtweise zwischen die<br />
Gedanken. Kawamata behauptet, dass gerade jene Probleme, die<br />
tief mit einer bestimmten Region verbunden sind, auch einen internationalen<br />
Aspekt beinhalten können. Diese „inter-localisation“ (ein<br />
Kompositum aus „international“ und „local“) weist auf eine auch für<br />
die künftigen Beziehungen zwischen Japan und der Welt bedeutende<br />
Sichtweise hin.<br />
Im Gegensatz zu Kawamata sind die Plätze und Regionen von Yutaka<br />
Sone Orte, die es nirgendwo gibt. Nach seinem Architekturstudium<br />
On into the 1980s, his Seascapes (begun in 1980)<br />
framed almost featureless expanses of nothing but<br />
sea and sky divided in the middle by the horizon<br />
line, the only variation between images coming from<br />
the hour and weather on the day of the shoot. The<br />
subtle differences created by such natural factors<br />
as air density, sea conditions and light diffusion<br />
grab the imagination with their fleeting ethereality:<br />
the ineffable vacillations of the sea and sky, momentary<br />
atmospheric changes and wave patterns all<br />
woven into the image, memory upon memory. There<br />
no longer exists any clear focus or photographic<br />
point of view, but rather only a vast expanse of<br />
waves melting into air. In his more recent Sea of<br />
Buddha, 1995, a photographic frieze of the famous<br />
1.000 bodhisattva statues of Sanjusangen-do in<br />
Kyoto, Sugimoto continues his pursuit of specific<br />
time and more far-ranging memory, tracing as in<br />
all his black-and-white oeuvre the underlying ancient<br />
strata of Japanese perception.<br />
Or again, his recent series Étant Donnée: Le Grand<br />
Verre is an homage to Marcel Duchamp‘s musings<br />
on the fourth dimension, photographed from the<br />
University of Tokyo‘s collection of antique plaster<br />
models of mathematical formulae, the dynamic highlights<br />
and shadows of their strange twisted forms<br />
like heightened abstractions of the spirals of Jomon<br />
pottery.<br />
Soon after the Osaka Expo 70 in the early 1970s,<br />
“Monoha” artists Nobuo Sekine, Kishio Suga, Jiro<br />
Takamatsu and others began creating works that<br />
shed considerable light on the shifting contexts of<br />
Japanese perception. These “Monoha” artists found<br />
their medium not in visual qualities, but in actual<br />
physical sensations and materiality itself – their<br />
common thematic element in transcending material<br />
things to create conditions that might lay bare human<br />
perception. Under the banner of such aphorisms<br />
as “From material object to relationship” and “From<br />
material to immaterial”, they sought by means of<br />
set acts and items of daily use to expose the world<br />
in its essential being, to question anew the reality<br />
of experience at the phenomenological intersection<br />
of matter and mind. This was thus the era for the<br />
“Monoha” to rethink the tacit bases that premise