20.01.2013 Aufrufe

Katalog/Catalogue - deutsch/englisch

Katalog/Catalogue - deutsch/englisch

Katalog/Catalogue - deutsch/englisch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Diese neue Dimension des Formensinns wird von Okamoto als „vierte<br />

Dimension“ bezeichnet, wobei er sich mitunter auch des Ausdrucks<br />

„Magie“ bedient.<br />

3 Bevor wir uns näher mit diesem aufrüttelnden Begriff der „vierten<br />

Dimension“ auseinander setzen, mag es von Wert sein, sich zuerst<br />

mit dem Grundgedanken von Okamotos Betrachtungsweise der<br />

„Entdeckung“ der Schnurmuster zu beschäftigen. Um dies zu tun,<br />

müssen wir zunächst auf die zehn Jahre zurückblicken, die Okamoto<br />

vom Alter von 19 bis 29 Jahren in Paris verbracht hat.<br />

Genau in jenem Jahr, als Jiujiro Nakayas Essay über die Jomon-<br />

Keramik in der vom Kreis um Bataille herausgegebenen Zeitschrift<br />

Documents erschien (Anfang 1930), kam Okamoto über Marseille<br />

nach Paris und eröffnete ein grafisches Atelier in Montparnasse. Bald<br />

begann sich ein intensiver freundschaftlichen Kontakt zu den Malern<br />

und Dichtern um Surrealisten wie Picasso, Arp, Ernst, Breton oder<br />

Aragon zu entwickeln.<br />

Okamotos Werk Kukan (Raum), das 1932 im Rahmen einer Vernissage<br />

des Salón Surindependant ausgestellt wurde, erhielt als ambitionierte,<br />

surrealistische Konstruktion aus Tuch und Stangen Anerkennung;<br />

sein in die erste internationale Surrealismus-Ausstellung in Paris 1938<br />

aufgenommenes Werk Beklagenswerte Arme erhielt mit seiner kühnen<br />

Gegenständlichkeit größten Beifall als Abschied von einer auf reine<br />

Form beschränkten abstrakten Kunst. Während Okamoto sich allerdings<br />

intensiv in solch avantgardistische Kunst vertiefte, suchte er<br />

gleichzeitig die Beschränktheit der „Kunst um der Kunst willen“ hinter<br />

sich zu lassen und begann, sich an der Universität von Paris intensiv<br />

mit Philosophie und Ethnologie zu beschäftigen. Besonders erwähnenswert<br />

ist hier sein Besuch des Forschungskurses für Ethnologie (1938–<br />

1939) an der Sorbonne und von Marcel Mauss’ Vorlesungen wie auch<br />

des Collège de Sociologie, dessen Vorsitzender Georges Bataille war.<br />

Durch Mauss’ Vorlesungen erweiterte sich Okamotos ethnologischer<br />

Horizont, und nichts spornte ihn so sehr an wie das Musée de<br />

l‘Homme, das 1937 auf dem Grund der Weltausstellung von Paris<br />

eröffnet wurde. In diesem völkerkundlichen Museum waren Fundstücke<br />

und Gegenstände aus zahlreichen Gebieten der Erde, wie Asien, Afrika,<br />

Ozeanien oder dem nördlichen Polarkreis, anzutreffen, die sich dort,<br />

wie Okamoto es beschrieb, „strahlend aneinanderdrängten“7. Ethnologie,<br />

wie Okamoto sie verstand, musste bei diesen Zeugnissen einer<br />

unverwüstlichen materiellen Kultur dieser Stammesgesellschaften<br />

ansetzen; sie erlangten erst durch die lebendige, fühlbare Gegenständlichkeit<br />

der von ihnen geformten Dinge Realität. Okamoto versenkte<br />

sich tief in die häufig im Musée de l‘Homme abgehaltenen Vorträge<br />

Ryuta Imafuku 60 61<br />

3 Before entering into discussion of Okamoto‘s<br />

provocative concept of a “fourth dimension”, we<br />

should perhaps consider the underlying foundations<br />

building up to his “discovery” of Jomon culture.<br />

To do this we must backtrack to the ten years Taro<br />

Okamoto spent studying in Paris between the ages<br />

of 19 and 29. Disembarking in Marseilles in early<br />

1930, the very same year that Jiujiro Nakaya‘s<br />

paper on Jomon pottery appeared in Bataille‘s<br />

Documents, the young painter made straight for<br />

Paris and an atelier in Montparnasse; soon he‘d<br />

entered the Surrealist milieu, befriending artists<br />

and poets like Picasso, Arp, Ernst, Breton and<br />

Aragon.<br />

Okamoto‘s entry in the 1932 Salón Surindependant,<br />

an ambitious abstraction in cloth and rods entitled<br />

Kukan (Space), was well-received; and again in<br />

the 1938 Exposition internationale du Surréalisme<br />

in Paris, his much-acclaimed Itamashiki Ude<br />

(Wounded Arm) bid a boldly representational farewell<br />

to formalist abstract art. Yet even as Okamoto<br />

immersed himself in Parisian avant-garde circles,<br />

he also pursued real university studies in philosophy<br />

and ethnology at the Sorbonne in an effort to break<br />

out of the closed world of “art for art‘s sake”. Two<br />

noteworthy consequences of his academic specialisation<br />

in ethnology from 1938 to 1939 were that<br />

he attended lectures by Marcel Mauss and also participated<br />

in the Collège de Sociologie led by Georges<br />

Bataille.<br />

Awakened to ethnology by Mauss‘ lectures held at<br />

the Musée de l‘Homme newly established in 1937<br />

on the site of the Exposition Universelle et Internationale<br />

de Paris 1900, Okamoto could not fail<br />

to be excited by the Museum‘s massive collections<br />

of “vibrant, shimmering”7 (Okamoto) ethnological<br />

materials from Asia, Africa, the South Pacific, the<br />

Arctic, all reaches of the globe. To Okamoto, the<br />

very idea of ethnology was given palpable reality<br />

by the vivid shapes and forms of these objects<br />

rooted in the solid material cultural traditions of<br />

tribal societies. Likewise, he was impressed by<br />

Mauss‘ thesis put forth in his Esquisse d‘une théorie<br />

générale de la magie (A General Theory of Magic,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!