Katalog/Catalogue - deutsch/englisch
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ereiste er asiatische Länder wie China und Indien und begann<br />
Anfang der 1990er Jahre in konzeptionellen Arbeiten Skulptur und<br />
Video zu kombinieren. Seine neuesten Arbeiten sind zumeist als<br />
Work-in-progress angelegt – utopische Orte, in denen sich vielfältige<br />
Zeiten und Räume, Empfindungen und Erinnerungen mischen. Sone<br />
besuchte beispielsweise 1998 einen Dschungel in Malaysia, der immer<br />
wieder als Ausgangsmaterial in seinen Werken auftaucht. Er sog<br />
dort die Empfindungen von Dingen in sich auf, die nicht enden und<br />
nicht erfahrbar sind. In seinen Werken arbeitet er mit Fledermäusen,<br />
denen er dort in großen Scharen begegnete. Auf diese Weise baut<br />
er Orte aus verschiedenen Situationen zusammen, lagert ihre jeweiligen<br />
Erinnerungen übereinander, kehrt sie nach außen und wirft<br />
dem Betrachter eine neue Wahrnehmung entgegen. Er führt tropische<br />
und polare Regionen zusammen, benachbart Regionen aus<br />
verschiedenen Zeitaltern und verschmilzt verschiedene Zeiten und<br />
Orte zu mysteriösen Topoi. Sind dies die Orte, in die Japans Geschwindigkeit<br />
mündet? Sind es Naturzustände vor dem Auftauchen<br />
des Menschen? Oder die unberührten Plätze nach seinem Aussterben?<br />
Mit derartigen Fragen sieht man sich konfrontiert, wenn<br />
man Sones utopische Szenen betrachtet.<br />
In den 1980er und 1990er Jahren kam es in Japan zu einer bemerkenswerten<br />
Entwicklung der Informationstechnologie, die einen<br />
großen Einfluss auf die Gesellschaft als Ganzes ausübte. Die Umwelt<br />
wurde zu einem fragmentarischen Teil der Information, die Menschen<br />
richteten ihre Aufmerksamkeit mehr auf die Schaltstellen der Nachrichten<br />
als auf die Dinge selbst. Unter den besonderen Bedingungen<br />
eines Inselstaats machte sich in Japan mit der Entwicklung dieser<br />
Technologie eine perverse Geisteshaltung breit, die die zweidimensionale<br />
Welt der Information realer erscheinen ließ als die Wirklichkeit.<br />
Information hüllte uns ein, drang in unser Innerstes und führte zu<br />
einem Zustand, in dem die Unterschiede zwischen Ich und Anderem,<br />
Innen und Außen, Realität und Fiktion verschwammen und die Zeitachsen<br />
durcheinander gerieten. Je nach Art und Medium der Berichterstattung<br />
unterscheidet sich unsere Rezeption eines Ereignisses in<br />
hohem Maße. Unser Realitätssinn verändert sich je nach Interaktion<br />
mit unserer Umwelt und wird vom Charakter der Medien beeinflusst.<br />
Die Menschen glauben, in einer einzigen Realität zu leben. Dies entspricht<br />
wahrscheinlich der Genese unseres Realitätssinns, die durch<br />
die physiologischen Einschränkungen unseres leiblichen Körpers<br />
bedingt ist. Doch durch den Fortschritt der Medien-Technologie wird<br />
unser Gedächtnis nach außen verlagert, über die Netzwerke sind wir<br />
mit Orten verbunden, die wir physisch nicht erreichen können, wodurch<br />
wir mit einem vielfältigen Realitätssinn in Berührung kommen,<br />
der unsere individuelle Wirklichkeit übersteigt. Es zeigt sich also<br />
deutlich, dass es schwierig ist, die Realität aus einer Zeit und aus<br />
Toshiharu Ito 28 29<br />
our perceptions, and to show how our sensory interfaces<br />
were in a state of flux with the times.<br />
Moving on to the late 1970s, Tadashi Kawamata<br />
began orchestrating many internationally acclaimed<br />
collaborative “building” projects, enveloping entire<br />
housing blocks, churches and hospitals in lumber<br />
scaffolding. More recently, he has turned his<br />
attention to marginalised people, and has become<br />
actively involved in issues of illness, discrimination<br />
and persecution via experimental art and self-education<br />
programmes. Taking a “works-in-progress”<br />
approach to raise issues inherent to Japanese time<br />
and memory, Kawamata views the entire production<br />
process as the work; his pieces do not easily conform<br />
to fixed genres or categories, but rather remain<br />
intentionally variable, open-ended and tentative, a<br />
position that probably relates to Japan’s traditional<br />
“karisome” (transience) – a poetic Buddhistic appreciation<br />
of life as but a “temporary shelter” (“kari no<br />
yado”). Moreover, his on-going involvement with<br />
local residents may be seen as a form of dialogue<br />
with place, his wood-planked sites an attempt to<br />
regain that sense of body-time long lost to the speedspace<br />
of “progress”. Kawamata insists that issues<br />
inherent in any one locale can and do offer up international<br />
viewpoints, and that such “inter-local”<br />
engagement may provide important perspectives<br />
on future relations between Japan and the world<br />
at large.<br />
On the other hand, Yutaka Sone, quite the opposite<br />
of Kawamata, invents places that do not even exist.<br />
Drawing upon his post-university travels in China,<br />
India and other parts of Asia, he began in the 1990s<br />
to create conceptual installations combining sculpture<br />
and video. His recent pieces are mostly “worksin-progress”,<br />
interweaving diverse sensations and<br />
memories in time and space to generate impossible<br />
nowheres. In 1998, for instance, Sone visited the<br />
jungles of Malaysia where, inspired by the unfathomable<br />
foreignness of the surroundings, he entered<br />
into an imaginative “collaboration” with flocks of<br />
bats. Collaging together disparate memories from<br />
far removed circumstances, estranging them<br />
so as to confront the viewer with new perceptual