PDF-Fassung - Hochschul-Informations-System GmbH
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88 5 Bedarfsplanung<br />
5.5 Nutzungssteuerung<br />
Angesichts der erheblichen finanziellen Mittel, die der Bau eines modernen Forschungsgebäudes<br />
bindet, ist eine möglichst zweckentsprechende Nutzung entscheidend für den Erfolg der Investition.<br />
Die meisten Bauprojekte im <strong>Hochschul</strong>bau werden fest den dort unterzubringenden Instituten,<br />
Lehrstühlen oder sonstigen Einrichtungen zugeordnet. Entsprechend wird die Planung an den qualitativen<br />
Anforderungen und dem quantitativem Bedarf der zukünftigen Nutzer ausgerichtet. Nach<br />
der Inbetriebnahme resultieren daraus jedoch häufig Anpassungsprobleme bei inhaltlichen oder<br />
personellen Veränderungen der Nutzerstruktur. Mit der befristeten Vergabe von Verfügungslaboren<br />
auf Basis einer wissenschaftlichen Begutachtung wird in medizinischen Forschungszentren ein<br />
alternatives Konzept der Nutzungssteuerung erprobt.<br />
An vielen Medizinstandorten wird die Raumvergabe in den Verfügungsbereichen - zumindest formell<br />
– an ein Vergabeverfahren geknüpft, in dem die Projektanträge der an Räumen interessierten<br />
Forschergruppen von einer Kommission begutachtet werden. Kriterien sind dabei die wissenschaftliche<br />
Qualität der geplanten Forschungsprojekte und ihr Bezug zu den Forschungsschwerpunkten<br />
der jeweiligen Einrichtung. Der Raumbedarf der Antragsteller wird zwar als Voraussetzung<br />
geprüft, gehört in der Regel aber nicht zu den Hauptkriterien des Verfahrens. Sofern die beantragten<br />
die verfügbaren Flächen überschreiten, wird eine Rangfolge der Antragsteller erstellt. Der offizielle<br />
Vergabezeitraum orientiert sich an der Laufzeit von Drittmittelprojekten und beträgt zwischen<br />
zwei und drei Jahren. Verlängerungen sind auf einen neuen Antrag hin zumindest einmal möglich<br />
(vgl. z.B. Kräusslich 2002, Universität Halle-Wittenberg 2000). In den meisten Forschungszentren<br />
werden die Nutzer der Verfügungsräume proportional zu den ihnen zugewiesenen Flächen an den<br />
Betriebkosten beteiligt. Raummieten müssen die Forschergruppen dagegen nur an wenigen<br />
Standorten zahlen. Neben der individuellen Zuordnung von Labor- und Büroräumen ist in medizinischen<br />
Forschungszentren die gemeinsame Nutzung von Auxiliarräumen, komplexen Geräten und<br />
Sonderlaboren üblich.<br />
In den seit einigen Jahren bestehenden Forschungszentren konnten bereits Erfahrungen mit der<br />
befristeten Vergabe von Verfügungsräumen gesammelt werden. In der Regel übersteigt die Nachfrage<br />
nach einer kurzen Anlaufzeit das Angebot an Verfügungsflächen. Dies gilt auch dort, wo der<br />
Neubau des Forschungszentrums als Anreiz zur Intensivierung biomedizinischer Forschungsaktivitäten<br />
diente und nicht vorrangig den Mangel an modernen Forschungsflächen beseitigen sollte.<br />
Dabei stammen die Antragsteller sowohl aus den klinischen Abteilungen als auch aus den medizinisch-theoretischen<br />
Instituten. Unabhängig von der Herkunft übersteigt allerdings der Anteil der<br />
Vollzeit-Forscher den der parallel in den Klinikdienst eingebundenen Mediziner deutlich. Dies führt<br />
zum Teil zu einem Mangel an Büro- oder Schreibarbeitsplätzen.<br />
Die Erfahrungen mit der Durchführung des Vergabeverfahrens sind größtenteils positiv, auch wenn<br />
sich die Nutzer eine noch stärkere Unabhängigkeit der wissenschaftlichen Begutachtung von der<br />
Person des Antragsstellers bzw. seiner institutionellen Zuordnung wünschen. Aus der Perspektive<br />
der zuständigen <strong>Hochschul</strong>lehrer sollte die Raumvergabe nicht nur an die anfänglichen Projektanträge<br />
gebunden werden, sondern auch an nachträgliche Evaluationen der tatsächlich durchgeführten<br />
Forschungsaktivitäten. Denn insbesondere bei reinen Klinikergruppen (vgl. Abschnitt 2.3.1)<br />
stellen die Belastungen des Klinikdienstes trotz wissenschaftlich anspruchsvoller Projektanträge<br />
eine erfolgreiche Laborforschung zum Teil in Frage. Da noch keines der besuchten Forschungszentren<br />
länger als fünf Jahre in Betrieb ist, liegen HIS keine Erfahrungen mit der Räumung von<br />
Verfügungsflächen nach Ablauf der Vergabefrist vor.<br />
Die Nutzung der Forschungszentren und insbesondere der Gemeinschaftseinrichtungen durch eine<br />
Vielzahl von Forschergruppen aus unterschiedlichen klinischen Abteilungen und Instituten ist<br />
zwar nicht immer reibungslos, funktioniert in der Regel jedoch zufriedenstellend. Von einigen Forschern<br />
wird es allerdings als problematisch angesehen, wenn mehreren Gruppen gemeinsam ein<br />
HIS <strong>GmbH</strong> Medizinische Forschungszentren