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22 2 Strukturelle Grundlagen<br />
senschaftlern in anderen naturwissenschaftlichen Fakultäten vergleichbar. Medizinisch-theoretische<br />
Forscher besitzen daher gute Voraussetzungen für biomedizinische Forschungsprojekte, sofern<br />
in ihrem Fachgebiet experimentelle Forschungsmethoden üblich sind.<br />
Mit der dauerhaften Freistellung von Klinikdiensten geht für die Mediziner jedoch eine Festlegung<br />
auf die wissenschaftliche Laufbahn einher. Nur selten gelingt medizinisch-theoretischen Wissenschaftlern<br />
der Wechsel auf eine Klinikstelle, was angesichts der allgemeinen Einsparungen im<br />
<strong>Hochschul</strong>bereich nicht unproblematisch ist.<br />
• Medizinische Doktoranden<br />
Im Gegensatz zu naturwissenschaftlichen Doktoranden, denen an vielen Lehrstühlen und Instituten<br />
die eigentliche Durchführung der Forschungsaktivitäten obliegt, können medizinischen Promotionsstudenten<br />
in der Regel nur unterstützende Forschungsaufgaben übertragen werden (vgl. Söling<br />
1999, S. 4). Dies liegt zum einen an der fehlenden Vermittlung der Techniken des wissenschaftlichen<br />
Arbeitens und der medizinischen Forschungsmethoden während des Medizinstudiums (Adler<br />
2001, S. 11). Zum anderen besitzt der Doktortitel für Mediziner traditionell die Bedeutung eines für<br />
Patienten sichtbaren Studienabschlusses. Die damit verbundene hohe Promotionsquote hat zu einer<br />
Verwässerung der Qualitätsstandards geführt (Dichgans 1990, S. 108). Viele medizinische<br />
Dissertationen werden in wenigen Monaten, häufig parallel zum Studium erstellt.<br />
Unter solchen Bedingungen sind anspruchsvolle experimentelle Forschungsarbeiten nicht zu<br />
erstellen. Biomedizinische Dissertationen setzen daher in der Regel eine Studienunterbrechung für<br />
eine Vollzeitlabortätigkeit von einem halben Jahr oder länger voraus. Zudem werden an einigen<br />
Medizinstandorten verstärkt ausländische Doktoranden angeworben, die nach Abschluss des Medizinstudiums<br />
in ihrem Heimatland die Anfertigung ihrer Dissertation mit einer mehrjährigen Vollzeittätigkeit<br />
in einer deutschen Forschergruppe verbinden.<br />
Dennoch ist der Forschungsbeitrag und der Ressourcenbedarf medizinischer Doktoranden in biomedizinischen<br />
Forschergruppen eher mit dem naturwissenschaftlicher Diplomanden zu vergleichen.<br />
Aufgrund der geringen wissenschaftlichen Reputation des medizinischen Doktortitels promovieren<br />
viele Mediziner, die sich für eine biomedizinische Forschungskarriere entscheiden,<br />
zusätzlich an einer naturwissenschaftlichen oder ausländischen Fakultät (Adler 2001, S.21).<br />
2.2.2 Forscher aus anderen Naturwissenschaften<br />
Aufgrund der fachlichen Nähe und der starken Ausrichtung der Mediziner auf die Krankenversorgung<br />
sind in der biomedizinischen Forschung viele Wissenschaftler aus den übrigen Lebenswissenschaften<br />
Biologie, Biochemie, Chemie und Pharmazie tätig. Je nach Einrichtung reicht ihr Anteil<br />
an der Gesamtzahl der Forscher von einem bis zu zwei Drittel. Tendenziell forschen in den<br />
theoretischen und klinisch-theoretischen Instituten mehr Nicht-Mediziner als in den klinischen Abteilungen.<br />
Aber auch in den biomedizinischen Forschergruppen der klinischen Abteilungen sind<br />
Mediziner häufig in der Minderheit. So wird beispielsweise in der Literatur von einem Forschungslabor<br />
einer Universitätsklinik in den USA berichtet, in dem von insgesamt 100 Wissenschaftlern 15<br />
Ärzte sind (Schneider 1996, S. 100).<br />
Nicht-Mediziner können ihre gesamte Arbeitszeit Forschung und Lehre widmen. Wegen der fehlenden<br />
Approbation dürfen sie auch dann nicht zu Klinikdiensten herangezogen werden, wenn sie<br />
organisatorisch einer klinischen Abteilung zugeordnet sind. Ein weiterer Vorteil ist ihr im Vergleich<br />
zu Medizinern wesentlich fundierteres Methodenwissen, dessen Grundlagen ihnen bereits während<br />
des Studiums vermittelt werden. Als Nachteil für Nicht-Mediziner erweist sich häufig die fehlende<br />
ärztliche Erfahrung (vgl. Pahl 2000). An einer zunehmenden Zahl von Universitäten werden<br />
aus diesem Grund – vielfach unter den Bezeichnungen „Molekulare Medizin“ oder „Biomedizin“ –<br />
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