23.01.2013 Aufrufe

PDF-Fassung - Hochschul-Informations-System GmbH

PDF-Fassung - Hochschul-Informations-System GmbH

PDF-Fassung - Hochschul-Informations-System GmbH

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Exkurs: Kennzeichen der <strong>Hochschul</strong>medizin 9<br />

Zu den Aufgaben der <strong>Hochschul</strong>medizin im Bereich der Lehre zählt auch die Weiterbildung von<br />

Ärzten mit abgeschlossener Ausbildung zu Fachärzten (vgl. Fülgraff 1990, S. 97). Ziel der Facharztausbildung<br />

ist der geregelte Erwerb eingehender Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten<br />

für definierte ärztliche Tätigkeiten. Die Weiterbildung erfolgt im Rahmen einer mehrjähriger Berufstätigkeit<br />

unter Anleitung zur Weiterbildung befugter Ärzte in einer <strong>Hochschul</strong>e, einem zugelassenen<br />

Krankenhaus bzw. Institut oder einer zugelassenen Arztpraxis. Sie schließt mit einer mündlichen<br />

Prüfung vor der jeweiligen Ärztekammer ab. Die Universitätsklinika sind zwar nicht die einzigen<br />

Einrichtungen, die Facharztausbildungen durchführen, nehmen aber im Bereich der ärztlichen Weiterbildung<br />

eine herausgehobene Stellung ein (Wissenschaftsrat 1999, S. 18).<br />

Krankenversorgung<br />

Die <strong>Hochschul</strong>medizin benötigt Patienten mit bestimmten Krankheiten als Untersuchungsobjekte<br />

für die patientenorientierte Forschung sowie als Anschauungsbeispiele für die praktischen Teile<br />

des klinischen Studiums. Da Kranke behandelt und versorgt werden müssen, ist die Einbeziehung<br />

von Patienten in Forschung und Lehre nur in Verbindung mit einem Krankenhausbetrieb möglich.<br />

In der Regel sind medizinische Fakultäten daher mit einem staatlichen Universitätsklinikum verflochten.<br />

An einigen Standorten kooperieren die medizinischen Fakultäten mit außeruniversitären<br />

Krankenhäusern in städtischer oder sonstiger Trägerschaft.<br />

Aufgrund der Vielzahl der im Medizinstudium abzudeckenden Fachgebiete handelt es sich bei Universitätsklinika<br />

regelmäßig um überdurchschnittlich große Krankenhäuser mit einem breiten Spektrum<br />

von Fachkliniken. Die sowohl für die Forschung als auch für die Lehre erforderlichen modernsten<br />

apparativen Einrichtungen und die Möglichkeit, neue Diagnostik- und Therapieverfahren unter<br />

wissenschaftlicher Kontrolle zu verwenden, prädestiniert Universitätsklinika zur Behandlung von<br />

Schwerst- und Mehrfachkranken. Entsprechend werden Universitätskliniken in den Krankenhausbedarfsplänen<br />

der Länder als Krankenhäuser der Maximalversorgung eingestuft (Kochsiek 1990,<br />

S. 25, Wissenschaftsrat 1999, S. 12-17).<br />

Zielkonflikte<br />

Trotz der vielfältigen Überschneidungen von Forschung und Lehre mit der Krankenversorgung gibt<br />

es zwischen den drei Aufgabenfeldern elementare Zielkonflikte. Der Kernkonflikt beruht darauf,<br />

dass die Personalstärke und der Finanzbedarf des Krankenhausbetriebes die Universitätsklinken<br />

zwingt, eigene wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Dazu gehören insbesondere die effiziente Nutzung<br />

der vorhandenen Kapazitäten durch große Patientenzahlen, möglichst kurze Verweildauern<br />

und die Berücksichtigung der Kosten bei der Wahl von Diagnose- und Therapieverfahren. Aus<br />

wirtschaftlichen Gesichtspunkten ist zudem die Konzentration auf schwerst- und mehrfachkranke<br />

Patienten problematisch. Dies gilt umso mehr, als sich die Diagnostic Related Groups (DRGs), auf<br />

deren Basis mit Beginn des Jahres 2004 die stationären Leistungen vergütet werden, an den<br />

durchschnittlichen Behandlungskosten für die jeweiligen Krankheitsbilder orientieren (vgl. Clade<br />

2002, Strehl 2002). Demgegenüber geben gerade stationäre Schwerstkranke mit unbekannten<br />

Krankheitsbildern und chronisch Kranke, die in der Regel allerdings ambulant bei niedergelassenen<br />

Ärzten behandelt werden, der medizinischen Forschung wichtige Einsichten. Für den medizinischen<br />

Fortschritt ist zudem der Einsatz innovativer Diagnose- und Therapieverfahren trotz ihrer<br />

überdurchschnittlichen Kosten unabdingbar. Teilweise wird daher eine Beschränkung der Krankenversorgung<br />

auf den für Forschung und Lehre erforderlichen Umfang und eine inhaltliche Ausrichtung<br />

auf deren Belange gefordert (vgl. Fülgraff 1990, S. 100). Universitätsklinika sind jedoch in<br />

der Krankenhausversorgung der Bevölkerung zumindest mittelfristig nicht zu ersetzen. Daher werden<br />

derzeit die Zielkonflikte zwischen Forschung und Lehre auf der einen Seite und der Krankenversorgung<br />

auf der anderen Seite durch eine institutionelle Trennung zwischen medizinischen Fakultäten<br />

und Universitätsklinika zu entschärfen versucht.<br />

Medizinische Forschungszentren HIS <strong>GmbH</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!