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Arbeitsmarkt Kultur - Kupf

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2 <strong>Kultur</strong>begriff und <strong>Kultur</strong>sektor<br />

... Martin Böhm und Katharina Siegl<br />

Die Definition des <strong>Kultur</strong>begriffes stellt eine nicht geringe Herausforderung dar. Der<br />

<strong>Kultur</strong>wissenschaftler Armin Klein (2003: 31) attestiert eine Hochkonjunktur von <strong>Kultur</strong>, die<br />

MotivforscherInnen Helene und Matthias Karmasin (1997: 21 zit. n. Klein 2003: 32) nennen<br />

<strong>Kultur</strong> „einen gnadenlos inflationär gebrauchten Begriff“. So erscheint der Begriff <strong>Kultur</strong> im<br />

Alltag in den unterschiedlichsten Zusammenhängen: Da wird eine Leitkultur beschworen,<br />

Gesprächskultur eingefordert, der Niedergang der politischen <strong>Kultur</strong> debattiert, über<br />

<strong>Kultur</strong>budgets verhandelt, der Standortfaktor <strong>Kultur</strong> bemüht, Lifestyle mit Motiven exotischer<br />

<strong>Kultur</strong>en vermarktet oder eine neue subkulturelle Erscheinungen innerhalb der Jugendkultur<br />

beobachtet. Tatsächlich hat der <strong>Kultur</strong>begriff historisch eine Reihe von Wandlungen erfahren,<br />

die eng an gesellschaftliche Entwicklungen, Auseinandersetzungen und Weltbilder geknüpft<br />

sind: „<strong>Kultur</strong> ist immer historisch, und sie ist immer sozial – für bestimmte Menschen in einer<br />

bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort. <strong>Kultur</strong> impliziert immer einen Kampf um<br />

verschiedene Definitionen, Stile, konkurrierende Weltanschauungen und Interessen“ (Said<br />

1996: 35 zit. n. Knapp 2005: 21). Selbstreflexiv ausgedrückt bedeutet das: „’<strong>Kultur</strong>’ ist eine<br />

kulturelle Konstruktion“ (Kahn 1995: 128 zit. n. Zembylas 2004: 21).<br />

In der Folge soll ein Überblick über die wissenschaftlichen Zugänge zum <strong>Kultur</strong>begriff<br />

gegeben und eine für die weitere Arbeit praktikable Definition gefunden werden.<br />

2.1 Historische Entwicklungen des <strong>Kultur</strong>begriffes<br />

Sprachgeschichtlich stammt der Begriff vom lateinischen Verb „colere“ ab, das einerseits<br />

bebauen bzw. pflegen in einem agrarischen Sinne bedeutet, mit anbeten bzw. verehren aber<br />

auch eine kultische Bedeutungsdimension hat. In diesen Übersetzungen kommt bereits eine<br />

Dimension des <strong>Kultur</strong>begriffs zum Ausdruck: Ackerbau und Götterverehrung sind<br />

Tätigkeiten, die das Menschliche von der Natur abgrenzen (Knapp 2005: 21). Die Bedeutung<br />

des lateinischen Nomen „cultura“ wurde von Cicero über das Landwirtschaftliche hinaus<br />

ausgedehnt, als er von einer „cultura animi“ sprach und damit die Pflege und Bearbeitung<br />

des Geistes meinte. Zembylas (2004: 23) verweist diesbezüglich auf die Verwandtschaft zum<br />

griechischen Wort „paideia“ für Erziehung. Damit kommt eine weitere Dimension des<br />

<strong>Kultur</strong>begriffs, jener der Formung und Entwicklung der Persönlichkeit, zum Ausdruck, die<br />

einem auch bei Bourdieus kulturellem Kapital begegnet (vgl. Knapp 2005: 25).

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