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Arbeitsmarkt Kultur - Kupf

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... Katharina Siegl<br />

bemängeln einige ein zu geringes Augenmerk auf die lokale <strong>Kultur</strong>szene und eine intranspa-<br />

rente Auswahl der Projekte und organisatorische Mängel. Einhellig geteilt wird die Sorge um<br />

das Danach: Befürchtet werden knappere Budgets, ein Erschlaffen des Interesses und eine Art<br />

Vakuum, das sich erst langsam wieder füllt. Gerade die gegenwärtige Wirtschaftskrise mit<br />

einer steigenden Arbeitslosigkeit, knappen öffentlichen Budgets und sinkenden Etats für<br />

Werbung und Design erhöhen die Sorgen noch. Auch hier ist die Stadt Linz gut beraten, den<br />

Titel Europäische <strong>Kultur</strong>hauptstadt am 1. Jänner 2010 nicht einfach an die Städte Essen und<br />

Pécs abzugeben, sondern die Bemühungen um eine lebendige kulturelle und kreative Szene<br />

weiter zu tragen.<br />

22 Resümee: <strong>Kultur</strong>arbeitskraftunternehmerInnen als<br />

PionierInnen einer entgrenzten Erwerbsarbeit<br />

Durch die vorliegende Untersuchung konnte festgestellt werden, dass Kunst- und <strong>Kultur</strong>-<br />

schaffende tatsächlich als PionierInnen der individualisierten, flexibilisierten und subjekti-<br />

vierten Erwerbsarbeit gelten können. Erwerbstätigkeit im Kunst- und <strong>Kultur</strong>bereich bedeutet<br />

die Chance auf eine sinnhafte, herausfordernde Tätigkeit mit hohem Potential zur Selbstver-<br />

wirklichung und damit auf eine nicht entfremdete Arbeit. Auf der anderen Seite präsentiert<br />

sich der Kunst- und <strong>Kultur</strong>betrieb trotz dichter persönlicher Vernetzung und amikaler Um-<br />

gangsformen als ein Markt mit harter Konkurrenz um knappe Ressourcen wie Aufmerksam-<br />

keit, Fördergelder, Honorare, Zeit und Raum. Die meisten der befragten Kunst- und <strong>Kultur</strong>-<br />

schaffenden agieren als individualisierte und entgrenzte Marktsubjekte mit individuellen Be-<br />

hauptungsstrategien, deren Erfolg sie oft nicht einmal durch enormen Einsatz über eine länge-<br />

re Periode garantieren können. Die wenigsten der Befragten geben an, mit ihrer Situation un-<br />

glücklich zu sein, dennoch kann die Erwerbssituation der Hälfte der Befragten – vor allem der<br />

hauptsächlich selbständig Tätigen – als prekär bezeichnet werden. Im sozialwissenschaftli-<br />

chen Diskurs wird er längst nicht mehr nur auf sozial schwache, ökonomisch ausgebeutete,<br />

gering qualifizierte Menschen in extrem unsicheren und bedrohten Lebens- und Arbeitsver-<br />

hältnissen angewandt, sondern zunehmend und grundsätzlich auch auf andere Gruppen aus-<br />

gedehnt (was durchaus zur Kritik einer Banalisierung des Prekaritätsbegriffes führt, siehe Ca-<br />

stro Varela 2008: 30f). Bourdieu (1998) spricht explizit die Verbreitung prekärer Bedingun-<br />

gen im <strong>Kultur</strong>bereich, im Bildungswesen, im Journalismus und den Medien – und damit ei-<br />

gentlich im Herzen der bürgerlichen Gesellschaft – an. Reinprecht (2008: 21) diskutiert die

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