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Arbeitsmarkt Kultur - Kupf

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Teil III: <strong>Kultur</strong>.Arbeitskraft.UnternehmerIn. ...<br />

Logik der Prekarität, der Statusgewährung auf Widerruf, im Zusammenhang mit einer kom-<br />

plexen Unsicherheit. Darunter versteht er das gleichzeitige Auftreten dreier Dimensionen Un-<br />

gesichertheit, Ungeschütztheit und Ungewissheit. Ungesichertheit meint die Instabilität der<br />

Lebenslage, Ungeschütztheit die Erfahrung der Marginalisierung und Stigmatisierung und<br />

Ungewissheit die fehlende Antizipierbarkeit von Erwartungen. Die drei Dimensionen beein-<br />

flussen sich freilich gegenseitig.<br />

Betrachtet man die vorliegenden Ergebnisse aus den Interviews mit Linzer Kunst- und Kul-<br />

turschaffenden, so weisen etwa die Hälfte der Befragten in ihrer Erwerbssituation prekäre<br />

Muster auf. Betroffen sind vor allem die Neuen Selbständigen und Personen, die sich in einer<br />

Statuspassage befinden.<br />

Ungesichert sind sie aufgrund ihrer Position als Marktsubjekte, mit starker Abhängigkeit von<br />

der Nachfrage ihrer AuftraggeberInnen und der Konkurrenzsituation in ihrem Aktivitätsfeld.<br />

Im Verlauf der Arbeit wurde das subjektive Empfinden dieser Ungesichertheit mehrfach do-<br />

kumentiert. C2 berichtet in diesem Zusammenhang eindrucksvoll von der raschen Veränder-<br />

lichkeit der eigenen Situation am Beispiel eines Kollegen – wohl darüber im Klaren, dass ihm<br />

selbiges ebenso passieren könnte.<br />

Ich hab sozusagen als Assistent von [Name] hier am Haus angefangen, ich schätze ihn irrsinnig<br />

[…]. Ein super, also wirklich ein guter Mann, ein richtig guter [<strong>Kultur</strong>schaffender]. […] Und jetzt<br />

bin ich sozusagen sein Schüler, oder wie auch immer, wir hatten immer eine freundschaftliche<br />

Basis, hab auf einmal zehn Produktionen im Jahr und ihn will keiner mehr. (Interview C2, Abs.<br />

198)<br />

Ungeschützt sind sie aufgrund eines Erwerbsstatus, der mit den Grundsätzen des österreichi-<br />

schen Sozialsystem nur schwer d’accord geht. Durch die diskontinuierliche Erwerbs- und<br />

Einkommenssituation und die unregelmäßigen und geringen Einkünfte sind sie mehr schlecht<br />

als recht ins auf Statuserhalt abzielende Sozialversicherungssystem einbindbar. Alle Befrag-<br />

ten sind zwar krankenversichert, eine freiwillige Einbindung in die Pensionsversicherung ist<br />

für die Hälfte der Befragten derzeit nicht leistbar, eine verpflichtende aufgrund der geringen<br />

Einkünfte noch nicht nötig. Die Einbindung in die Arbeitslosenversicherung ziehen die Be-<br />

fragten zum einen aufgrund der Kosten, zum anderen auch aufgrund der für ihre Erwerbssi-<br />

tuation ungeeigneten Konstrukion nicht in Erwägung. Nicht zuletzt fühlen sich die Befragten<br />

aufgrund der mangelhaften Beratungssituation in Sozialversicherungsfragen marginalisiert.<br />

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