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Arbeitsmarkt Kultur - Kupf

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... Katharina Siegl<br />

tionen in Gang (setzen) und in Gang (halten), bewegt von dem Wunsch, kommunikativ und an-<br />

schlussfähig zu bleiben, und getrieben von der Angst, ohne diese Anpassungsleistungen aus der<br />

sich über Marktmechanismen assoziierenden gesellschaftlichen Ordnung herauszufallen“<br />

(Bröckling 2007: 46f).<br />

Verantwortlich für die Unausweichlichkeit dieses Prozesses sind subtile, aber daher nicht<br />

weniger einflussreiche Subjektivierungsregime, die den/die Einzelne/n „spezifischen<br />

Erwartungen (konfrontieren), die er zurückweisen, unterlaufen oder einzulösen versuchen,<br />

denen er aber niemals voll und ganz genügen kann“ (2007: 28).<br />

Auch Moldaschl (2003: 95f) erkennt im Aufstieg „des Unternehmerischen“ eine<br />

Leitbildfunktion für individuelle und gesellschaftliche Entwicklungen und verleiht seinem<br />

Unbehagen gegenüber dessen normativer Überhöhung Ausdruck. Dieses sei<br />

„nicht nur Ausdruck, sondern auch Treibmittel des arbeitspolitischen Diskurses. Dies gilt ebenso<br />

für die arbeits- und sozialpolitische Gesetzgebung sowie nicht zuletzt für individuelles Handeln.<br />

Seine Konnotation mit der Ausbeutungskategorie verblasste zugunsten der Semantik von Innova-<br />

tion und Arbeitsschaffung“.<br />

Die Subjektivierung von Arbeit ist also Chance und Risiko zugleich: Als Chance verspricht<br />

sie durch Dezentralisierung und eine subsidiäre Ausweitung der Handlungsspielräume und<br />

mehr Autonomie die Eröffnung von Selbstentfaltungspotentialen und damit eine<br />

ganzheitlichere Wahrnehmung der Person im Erwerbsleben.<br />

In den für diese Arbeit durchgeführten qualitativen Interviews mit jungen Kunst- und<br />

<strong>Kultur</strong>schaffenden in der Stadtregion Linz kommt dies meist sehr deutlich zum Ausdruck. Die<br />

<strong>Kultur</strong>arbeiterin D1 beschreibt das Reizvolle an Kunst- und <strong>Kultur</strong>arbeit in der Möglichkeit,<br />

sich eigene Ziele zu setzen, prozesshaft zu arbeiten und die eigenen Grenzen auszudehnen:<br />

„Also ich komm’ immer wieder an meine eigenen Grenzen, ich kann mir auch selber Projekte in<br />

meine eigene Richtung forcieren, so wie ich das möchte, ebenso den gesellschaftlichen Ansatz.<br />

Den find ich besonders wichtig bei meinen <strong>Kultur</strong>- oder Kunstsachen.“ (Interview D1, Abs. 35)<br />

Die mit den neuen Anforderungen einhergehende Verpflichtung, laufend zu lernen und<br />

lernbereit zu sein, kann ebenfalls als Chance für eine nachhaltige Weiterentwicklung der<br />

Hard- und Soft-Skills im Erwerbsleben betrachtet werden (vgl. Plath 2000: 588f). Die<br />

Chancen beinhalten jedoch auch beträchtliche Risiken: Die an das Selbst herangetragenen<br />

Anforderungen, etwa Selbst-Management, -Kontrolle, -Motivation, etc. verlagern sukzessive<br />

die Verantwortung auf das Individuum, oft ohne große Rücksicht auf die damit verbundenen

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