Lernen für den GanzTag - GanzTag in NRW
Lernen für den GanzTag - GanzTag in NRW
Lernen für den GanzTag - GanzTag in NRW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
72<br />
modul 08 | Individuelle Förderung – Chancen, Möglichkeiten, Anforderungen<br />
LIBRO-Netzwerk haben sich Schulen zusammen<br />
geschlossen, die <strong>in</strong> ihren heterogenen Lerngruppen<br />
auch besonders begabte Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
<strong>in</strong>tegrieren.<br />
Die Förderplanung verläuft <strong>in</strong> diesen Schulen <strong>in</strong><br />
folgen<strong>den</strong> Schritten:<br />
1 | Zusammenstellen des Förderplanteams<br />
2 | Beschreibung der Situation/Unterrichtsbeobachtung<br />
3 | Prioritätensetzung unter Berücksichtigung der<br />
Fächer/ Förderschwerpunkte<br />
4 | Förderplan erstellen: Beziehung zwischen Förderschwerpunkten<br />
und Lernarrangement klären<br />
5 | Umsetzung der Planung, Dokumentation<br />
6 | Evaluation<br />
Das Schülerportrait als Basis der Förderpläne<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Förderplanung der Schulen war<br />
e<strong>in</strong> Schülerportrait, das <strong>für</strong> je<strong>den</strong> der besonders<br />
begabten Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler erstellt wurde.<br />
Das Schülerportrait enthält wichtige <strong>in</strong>dividuelle<br />
Bed<strong>in</strong>gungen des <strong>Lernen</strong>s, die sich im heranwachsen<br />
ausbil<strong>den</strong> und die der Beobachtung von außen<br />
im Schulalltag zugänglich s<strong>in</strong>d.<br />
Im Schülerportrait wird die Ausgangssituation jedes<br />
e<strong>in</strong>zelnen besonders begabten Schülers festgehalten.<br />
Es wird regelmäßig aktualisiert. Die Dimensionen<br />
s<strong>in</strong>d verständlich und e<strong>in</strong>fach zu handhaben.<br />
Das Schülerportrait ersetzt die gründliche sonderpädagogische<br />
Anamnese, die nach Ansicht der<br />
Schulen nur möglich ist, wenn die Lehrkräfte von<br />
e<strong>in</strong>em Team von sozialpädagogischen und sonderpädagogischen<br />
Fachkräften unterstützt wer<strong>den</strong>.<br />
Förder- und Entwicklungsplan<br />
Der Förderplan ist e<strong>in</strong> Arbeitspapier, ke<strong>in</strong> Verwaltungsdokument<br />
zur Zuweisung von Förderstun<strong>den</strong>.<br />
hier wer<strong>den</strong> die möglichen Förderperspektiven mit<br />
Bezugnahme auf Stärken und Defizite abgesprochen.<br />
Wie oft e<strong>in</strong> Förderplan weiter geschrieben<br />
wer<strong>den</strong> muss, hängt von der konkreten Entwicklung<br />
des Schülers ab. E<strong>in</strong> Beispiel stammt aus e<strong>in</strong>em Förderplan<br />
im Netzwerk LIBRO 13 , der im Vorfeld sonderpädagogischen<br />
Spezialwissens angesiedelt ist.<br />
M113a und b Schülerportrait<br />
M121 enthält zwei Beispiele <strong>für</strong> Förderpläne.<br />
3. fortbIldungsvorscHlag<br />
Individuelle Förderung erfordert Kenntnisse über<br />
Möglichkeiten der Lernprozessdiagnostik. 14 So<br />
rich tig das ist, sollen <strong>in</strong> Fortbildungen die Auffassungen<br />
und Me<strong>in</strong>ungen, die Lehrer, Erzieher und<br />
Sozialpädagogen mitbr<strong>in</strong>gen, thematisiert wer<strong>den</strong>.<br />
Deshalb wer<strong>den</strong> im Folgen<strong>den</strong> e<strong>in</strong>ige Bed<strong>in</strong>gungen<br />
beschrieben, die diese subjektive Theoriebildung<br />
bee<strong>in</strong>flussen können.<br />
Die Selektivität als Strukturmerkmal der modernen<br />
Schule hat <strong>in</strong> spezifischer Weise zur Ausprägung<br />
e<strong>in</strong>er Mentalität geführt, die durch e<strong>in</strong>e „homogenisierungssehnsucht“<br />
(Reh 2005, S. 77) geprägt zu<br />
se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t. Die Selektionsdiagnostik liefert die<br />
Grundlage <strong>für</strong> die Bildung homogener Lerngruppen.<br />
Die Verantwortung <strong>für</strong> die Schul- bzw. Jahrgangsklasse<br />
– konstruiert als e<strong>in</strong>e Gruppe von „Gleichen“,<br />
was die Lernvoraussetzungen betrifft – erschwert<br />
Lehrkräften die übernahme von Verantwortung <strong>für</strong><br />
<strong>den</strong> E<strong>in</strong>zelnen und dessen Lernprozesse. Erfolgreiche<br />
Lernprozessdiagnostik setzt aber die Bereitschaft<br />
voraus, Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ihrer<br />
heterogenität anzuerkennen. Empirische Befunde<br />
bestätigen allerd<strong>in</strong>gs <strong>den</strong> E<strong>in</strong>druck, dass die weit<br />
ause<strong>in</strong>ander liegen<strong>den</strong> Leistungsmöglichkeiten der<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler von Lehrkräften häufig<br />
als erschwerend wahrgenommen wer<strong>den</strong> und der<br />
Umgang mit heterogenität schnell als Belastung<br />
empfun<strong>den</strong> wer<strong>den</strong> kann (vgl. Roeder 1997 und<br />
Reh 2005, S. 78 f.). Damit ist e<strong>in</strong>e der <strong>in</strong> der Professionsforschung<br />
ausgemachten Ant<strong>in</strong>omien des<br />
Lehrerhandelns angesprochen: Der Widerspruch<br />
13 | höhmann (2004), <strong>in</strong>: Friedrich-Jahresheft 2004<br />
14 | Für die Planung der Fortbildung müssen zunächst die unterschiedlichen Erwartungen und Interessen von Multiplikatorengruppen berücksichtigt<br />
wer<strong>den</strong>. Diese erwarten gemäß ihres Auftrags vermutlich eher e<strong>in</strong>e umfassende Information über Grundlagen und zentrale Argumente, so dass sie ihre<br />
eigenen Veranstaltungen planen und Schulen beraten können. In e<strong>in</strong>er schul<strong>in</strong>ternen Fortbildung geht es dagegen eher um e<strong>in</strong>e Klärung und Maßnahmeplanung.