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Das Teufelsspiel - mrr computer

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direkt auf den Straßen, bei den zornigen, erbittert kämpfenden und<br />

verzweifelten Kids, die ein unglaublich hartes Leben erdulden<br />

mussten und aus zerbrochenen Elternhäusern stammten. Auf den<br />

Gehwegen ihrer Viertel lagen die gebrauchten Spritzen der Junkies<br />

neben getrockneten braunen Blutflecken. Hip-Hop war der<br />

ungefilterte Aufschrei jener Leute, die schreien mussten, um gehört<br />

zu werden … und er hatte vier Standbeine: Musik bei den DJs,<br />

Poesie in den Raps der MCs, Tanz bei den Breakdancern und Kunst<br />

auf Jax’ Spezialgebiet, den Graffiti.<br />

Er blieb auf der Hundertsechzehnten Straße stehen und schaute<br />

zu der Stelle, an der es einst eine Woolworth-Filiale gegeben hatte.<br />

Sie war dem Chaos nach dem berühmten Stromausfall von 1977 zum<br />

Opfer gefallen, doch in ihren Räumlichkeiten hatte ein wahres<br />

Wunder stattgefunden: Harlem World wurde gegründet, der<br />

wichtigste Hip-Hop-Club des Landes. Drei Etagen mit jeder Art von<br />

Musik, die man sich vorstellen konnte, radikal, süchtig machend,<br />

elektrisierend. Breakdancer, die sich rasend schnell drehten und wie<br />

Sturmwellen wanden. DJs, die in zum Bersten vollen Tanzsälen<br />

auflegten, und MCs, die eins mit ihren Mikrofonen wurden und den<br />

Raum mit ihren rauen, knallharten Versen füllten, die im Rhythmus<br />

eines echten Herzschlags pulsierten. In Harlem World fanden die<br />

ersten Wettkämpfe zwischen Rappern statt. Jax hatte das Glück<br />

gehabt, jenes dieser Wortgefechte miterleben zu dürfen, das heute als<br />

das berühmteste aller Zeiten galt: die Cold Crush Brothers und die<br />

Fantastic Five …<br />

Harlem World existierte natürlich schon lange nicht mehr. Und<br />

auch Jax’ Tausende von Kürzeln und Bildern waren verschwunden<br />

abgewaschen, verblasst oder übermalt –, genauso wie die der<br />

anderen Graffitilegenden der frühen Hip-Hop-Ära, Julio, Kool und<br />

Taki, der Könige der Graffiti.<br />

Mittlerweile war oft vom angeblichen Niedergang des Hip-Hop<br />

die Rede; es gab Internet- und Satellitenradio, millionenschwere<br />

Rapper in verchromten Humvees, Bad Boys II, Bigbusiness, weiße<br />

Kids aus den Vorstädten, iPods und MP3-Downloads. Es war …<br />

nun, zum Beispiel Folgendes: Jax sah einen Doppeldeckerbus am<br />

Straßenrand halten, versehen mit dem Schriftzug Rap/Hip-Hop<br />

Tours. Erleben Sie das echte Harlem! Die Insassen waren schwarze,<br />

weiße und asiatische Touristen. Er schnappte ein paar Wortfetzen<br />

aus dem routiniert heruntergeleierten Text des Fahrers auf. Der<br />

Mann versprach soeben, man werde in Kürze bei einem<br />

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