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Das Teufelsspiel - mrr computer

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Kurators – eines jungen, in Tweed gekleideten Mannes, der sie durch<br />

dunkle Korridore in das unterirdische Archiv führte. Sie zeigte ihm<br />

das Phantombild von Täter 109, weil sie dachte, der Killer sei auf der<br />

Suche nach dem Artikel über Charles Singleton vielleicht ebenfalls<br />

hergekommen. Aber der Kurator erkannte den Mann nicht wieder<br />

und konnte sich auch an niemanden erinnern, der sich in letzter Zeit<br />

nach einer Ausgabe von Coloreds’ Weekly Illustrated erkundigt<br />

hätte. Er brachte Sachs die gewünschten Unterlagen, und kurz darauf<br />

saß sie nervös und angespannt auf einem harten Stuhl in einer<br />

winzigen Nische, kaum größer als ein Sarg, umgeben von Dutzenden<br />

von Büchern und Zeitschriften, Ausdrucken, Karten und Skizzen.<br />

Sie näherte sich dem Thema auf die gleiche Weise an, die Rhyme<br />

ihr zur Untersuchung eines Tatorts beigebracht hatte: Man<br />

verschaffte sich einen allgemeinen Überblick, legte sich dann einen<br />

logischen Plan zurecht und machte sich an die Arbeit. Zunächst teilte<br />

Sachs das Material auf vier Stapel auf: allgemeine Informationen,<br />

Geschichte der West Side und Gallows Heights’, Bürgerrechte in der<br />

Mitte des neunzehnten Jahrhunderts und Potters’ Field. Mit dem<br />

Friedhof fing sie an. Sie las jede Seite und fand bestätigt, dass<br />

Charles Singletons Regiment tatsächlich auf Hart’s Island<br />

ausgehoben worden war. Sie erfuhr, wie es zur Einrichtung des<br />

Friedhofs gekommen und wie voll es dort geworden war, vor allem<br />

während der Cholera- und Influenza-Epidemien in der zweiten<br />

Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, als die billigen Kiefernsärge<br />

sich überall auf der Insel gestapelt hatten und die Toten nur nach und<br />

nach beerdigt werden konnten.<br />

Faszinierende Details, aber nicht weiter relevant. Sie wandte sich<br />

dem Bürgerrechtsmaterial zu und sichtete eine verwirrende Vielzahl<br />

von Informationen, darunter auch Verweise auf die Debatten rund<br />

um den Vierzehnten Zusatzartikel, aber nichts, das auf die von<br />

Professor Mathers angedeuteten Motive hingedeutet hätte, aus denen<br />

man Charles Singleton ein Verbrechen angehängt haben könnte. In<br />

einem Artikel der New York Times aus dem Jahre 1867 stand, dass<br />

Frederick Douglass und andere prominente Bürgerrechtler jener Zeit<br />

eine Kirche in Gallows Heights aufgesucht hätten. Douglass hatte<br />

dem Reporter im Nachhinein erzählt, er sei in das Viertel<br />

gekommen, um sich mit mehreren Gleichgesinnten über den<br />

gemeinsamen Kampf für die Verabschiedung des Zusatzartikels<br />

auszutauschen. Aber das wussten sie bereits aus Charles’ Briefen.<br />

Amelia stieß nirgendwo auf den Namen Charles Singleton. In einem<br />

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