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Das Teufelsspiel - mrr computer

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Gegenständen aus dem Einkauf ab, den er eine Stunde zuvor in dem<br />

Werkzeugladen getätigt hatte. Von einem der nahen Restaurants roch<br />

es nach Knoblauch.<br />

Boyd markierte einige Seiten mit gelben Klebezetteln und<br />

machte sich am Rand Notizen. Sein Vorhaben war ein wenig heikel,<br />

aber auf jeden Fall durchführbar. Wenn man sich ausreichend Zeit<br />

ließ, war alles möglich. <strong>Das</strong> hatte er von seinem Vater gelernt. Und<br />

es galt für simple und komplizierte Aufgaben gleichermaßen.<br />

Der einzige Unterschied ist die Größe.<br />

Er schob sich von dem Tisch zurück, der gemeinsam mit einem<br />

Stuhl, einer Lampe und einem Feldbett das gesamte Mobiliar<br />

ausmachte. Ein kleines Fernsehgerät, ein Kühlschrank, ein<br />

Mülleimer. Außerdem gab es hier einen kleinen Vorrat an Dingen,<br />

die er für seine Arbeit benötigte. Thompson hob den Latexhandschuh<br />

an seinem rechten Handgelenk an und blies hinein, um sich die Haut<br />

zu kühlen. Dann tat er das Gleiche auf der linken Seite. (Man musste<br />

stets davon ausgehen, dass ein Versteck irgendwann entdeckt werden<br />

würde, also traf man Vorkehrungen, um keine verräterischen Spuren<br />

zu hinterlassen; man trug beispielsweise Handschuhe oder<br />

installierte eine Falle.) Seine Augen schmerzten heute wie verrückt.<br />

Er verzog das Gesicht, träufelte sich ein paar Tropfen auf die<br />

Bindehaut, und das Brennen ließ nach. Er schloss die Lider.<br />

Und pfiff leise die beklemmende Melodie aus dem Film<br />

Unterwegs nach Cold Mountain.<br />

Soldaten, die auf Soldaten schossen, diese große Explosion,<br />

Bajonette. Die Bilder des Films zogen an seinem inneren Auge<br />

vorbei.<br />

Sssst …<br />

<strong>Das</strong> Lied und die Bilder verschwanden. An ihre Stelle trat<br />

klassische Musik. »Bolero«.<br />

Meistens wusste er nicht, woher die Klänge kamen. Es war, als<br />

gäbe es in seinem Kopf einen CD-Wechsler, den eine fremde Person<br />

programmiert hatte. Bei »Bolero« verhielt es sich anders. Sein Vater,<br />

dieser große, kräftige Mann mit dem Bürstenschnitt, hatte das Stück<br />

auf Schallplatte besessen und es immer wieder abgespielt – auf dem<br />

Sears-Plattenspieler aus grünem Plastik, der in seiner Werkstatt<br />

stand.<br />

»Achte auf diese Stelle, Junge. Die Tonart ändert sich. Warte …<br />

warte … Jetzt! Hast du das gehört?«<br />

Der Junge glaubte es zumindest.<br />

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