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Das Teufelsspiel - mrr computer

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emporgestiegen, von dem aus er nun die Straße überblickte.<br />

Vor kurzem hatte sich ihm eine zweite Gelegenheit geboten, das<br />

Mädchen zu töten; die Kleine hatte eine Weile vor dem Museum auf<br />

der Straße gestanden und mit den Polizisten geredet. Doch es waren<br />

viel zu viele Beamte vor Ort gewesen, als dass er einen gezielten<br />

Schuss hätte anbringen und unbemerkt davonkommen können.<br />

Immerhin war es ihm gelungen, sie mit der Kamera in seinem<br />

Mobiltelefon zu fotografieren, bevor man sie und ihre Freundin in<br />

einen Streifenwagen verfrachtet hatte, der daraufhin mit hoher<br />

Geschwindigkeit in Richtung Westen verschwunden war. Außerdem<br />

hatte Thompson hier noch etwas zu erledigen und daher an diesem<br />

Fenster Position bezogen.<br />

Während seiner Zeit im Gefängnis hatte Thompson viel über<br />

Justizbeamte und Polizisten gelernt. Es fiel ihm leicht, die trägen<br />

unter ihnen zu erkennen, die ängstlichen, die dummen und die<br />

naiven. Auch die talentierten erkannte er auf den ersten Blick, die<br />

cleveren, diejenigen, die eine Bedrohung darstellten.<br />

Wie die Frau, die er gerade beobachtete.<br />

Thompson träufelte sich Medizin in die ständig gereizten Augen<br />

und ertappte sich dabei, dass er mehr über die Beamtin wissen<br />

wollte. Sie untersuchte den Tatort voller Konzentration und mit einer<br />

gewissen Andacht. Boyds Mutter hatte bisweilen mit einer ähnlichen<br />

Miene in der Kirche gesessen.<br />

Die Fremde verschwand außer Sicht, aber Thompson behielt das<br />

Fenster im Blick und pfiff unterdessen eine leise Melodie. Dann war<br />

die Frau in Weiß wieder zu sehen. Er verfolgte, wie exakt sie<br />

vorging, wie sorgfältig sie ihre Schritte setzte, wie behutsam sie<br />

etwas aufhob und inspizierte, um das Beweisstück nur ja nicht zu<br />

beschädigen. Andere Männer hätten sich vielleicht von ihrer<br />

Schönheit oder ihrer Figur angezogen gefühlt; trotz des Overalls war<br />

unschwer zu erkennen, wie ihr Körper wohl aussehen mochte. Boyd<br />

hingegen lagen derartige Gedanken wie immer fern. Dennoch<br />

glaubte er einen Hauch von Vergnügen zu verspüren, während er die<br />

Frau bei der Arbeit beobachtete.<br />

Er musste an etwas aus seiner Vergangenheit denken …<br />

Thompson runzelte die Stirn, sah die Frau hin und her gehen, hin und<br />

her … Ja, das war’s. <strong>Das</strong> Muster erinnerte ihn an die Gehörnten<br />

Klapperschlangen, auf die sein Vater ihn hingewiesen hatte, wenn<br />

sie gemeinsam auf der Jagd gewesen waren oder Spaziergänge<br />

unternommen hatten, damals in der texanischen Wüste am Rand von<br />

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