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Das Teufelsspiel - mrr computer

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Ralph wollte noch etwas fragen, begriff dann aber offensichtlich,<br />

dass Jax sich nicht unbedingt auf das Mädchen bezogen hatte;<br />

vielleicht hatte der Blutgraffitikönig auch andeuten wollen, dass<br />

Ralph viel zu neugierig war. »Gib mir ein oder zwei Stunden.« Er<br />

nannte Jax seine Telefonnummer. Dann stieß der kleine Pharao sich<br />

von dem Drahtzaun ab, hob seine Bierflasche auf und machte sich<br />

auf den Weg.<br />

Roland Bell fuhr mit dem zivilen Ford Crown Victoria durch das<br />

Zentrum von Harlem, einer Mischung aus Wohn- und<br />

Geschäftsgebäuden. Die großen Ketten – Pathmark, Duane Reade,<br />

Popeyes, McDonald’s – existierten Seite an Seite mit kleinen Tante-<br />

Emma-Läden, in denen man seinen Lohnscheck einlösen, die<br />

offenen Rechnungen bezahlen und dann Echthaarperücken oder<br />

Haarverlängerungen kaufen konnte, afrikanische Kunstgegenstände,<br />

Alkohol oder Möbel. Viele der älteren Häuser waren baufällig, und<br />

mehr als nur ein paar hatte man mit Brettern vernagelt oder durch<br />

metallene Rollläden gesichert, auf denen Graffiti leuchteten. Abseits<br />

der Hauptstraßen warteten defekte Haushaltsgeräte auf den<br />

nächstbesten Lumpensammler, und vor den Gebäuden und in den<br />

Rinnsteinen häufte sich Müll. Manches leere Grundstück hatte sich<br />

in einen improvisierten Garten verwandelt – oder war völlig<br />

zugewuchert. Bekritzelte Reklametafeln kündigten Konzerte im<br />

Apollo oder einem der anderen großen Veranstaltungsorte in Uptown<br />

an, während Hunderte von Handzetteln jede Wand und jeden Zaun<br />

bedeckten und für die Auftritte unbekannter Sänger, Discjockeys und<br />

Unterhaltungskünstler warben. Junge Männer standen in größeren<br />

Gruppen beisammen. Manche von ihnen musterten den<br />

Streifenwagen, der hinter Bell fuhr, mit einer Mischung aus<br />

Argwohn und Geringschätzung, vereinzelt auch mit offener<br />

Verachtung.<br />

Als Bell, Geneva und Pulaski nach Westen abbogen, änderte sich<br />

das Gepräge der Gegend. Die leer stehenden Gebäude wurden<br />

abgerissen oder renoviert, und Bildtafeln an den Baustellen ließen<br />

erkennen, was für nahezu idyllische Wohnhäuser am Ende entstehen<br />

würden. Der Block, in dem Geneva wohnte, lag unweit des felsigen<br />

Morningside Park und der Columbia University. Die alten,<br />

stattlichen Gebäude waren in gutem Zustand, die Bürgersteige<br />

sauber und von Bäumen gesäumt. Die Wagen am Straßenrand<br />

mochten zwar überwiegend durch Lenkradkrallen gesichert sein,<br />

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