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Alice Weinreb. Vîrieði sievieðu zemç: vîrieðu attçlojums VDR populârajos sievieðu þurnâlos<br />

Gleichberechtigung hin. Es wurde von “Männer[n], die wir lieben,” erzählt, von<br />

Frauen, die sich so sehr freuen, weil sie “so einen prima Mann habe[n]. ... Der<br />

Haushalt ist tipptopp in Ordnung, alle Kinder gebadet und versorgt ... Unsere 12<br />

Fenster ... putzt mein Mann besser als manche Frau.” (1970) Männer könnten mit<br />

Mühe und Überzeugung doch fast so gut wie eine Frau werden, wie im glänzenden<br />

Beispiel von ‘Vati zu Hause,’ ein DDR Bürger, der “trotz seines unregelmäßigen<br />

Dienstes im Gesundheitswesen, erledigt ... alles mit einer so großen Ruhe und<br />

ordentlich, wie es eine Frau nicht besser machen könnte... wenn es auch draußen mal<br />

grau aussieht und regnet, in unserer Wohnung ist Sonnenschein!” (1970)<br />

Daß aber vielleicht nicht alles nur ‘Sonnenschein’ war, läßt sich auch klar<br />

vermuten. Böse und ‘altkapitalistische’ Gerüchte wie “Hausarbeit ist nichts für<br />

richtige Männer,” (1963) Meinungen, die von älteren Familienmitgliedern geäußert<br />

wurden und dadurch als Überreste eines vergangenen faschistischen Zeitalters implizit<br />

entschuldigt waren, waren den Autorinnen bekannt. Es wurde schnell klar, daß die<br />

neue Männlichkeitsmodell tiefste Schwierigkeiten verursachte. Die Sorge, die Männer<br />

würden dadurch zum Pantofffelheld verwandelt, war doch weitverbreitet in der DDR<br />

und demzufolge häufig thematisiert, sowohl innerhalb wie auch außerhalb der DDR.<br />

Eine “von der Westseite beobachteten ‘Feminisierung’ der Männer — oder jedenfalls<br />

eine ganz andere Art von ‘Männlichkeit,’”<br />

Sorgte für Aufregung auf beide Seiten der deutsch–deutschen Grenze. Männer<br />

fragten öfters in der Zeitschrift, “warum sollen denn Hausarbeit und Männlichkeit<br />

unvereinbar sein? ... ‘Bin ich ein Pantoffelheld?” (1963) Die tiefe Unsicherheit, die<br />

die Aufforderungen an die Männer zum Putzen verursachte, wurde zwar nicht direkt<br />

angesprochen aber doch thematisiert. Äußerungen wie “wir helfen gern, aber Männer<br />

wollen wir trotzdem bleiben,” (1963) sollten dazu dienen, ein Bild von einem<br />

Mannsein, das gerade auf der Kippe stand, zu verbreiten.<br />

Lösungssuchend und Männertröstend versuchte Für Dich eine neue, moderne<br />

DDR–Männlichkeit herzustellen, deren Wesen mit einer gleichen Teilung der<br />

Hausarbeit in Einklang kommen konnte. Die Wende in der Männlichkeit, die eine<br />

gleichberechtigte Lebensbeteiligung verursachen sollte, wurde in zweierlei Hinsichten<br />

vollzogen. Es gab viele Versuche, weiblich–konnotierte Arbeit mit männlichen<br />

Attributen zu belegen. Dies fand am einfachsten durch ziemlich platte Analogien statt.<br />

So hieß es beispielsweise, daß vielleicht der besorgte Ehemann sich in seiner<br />

männlichen Potenz nicht so verletzt fühlte, wenn er wissen wurde, daß “den gleichen<br />

Kraftaufwand, den sie in einem Jahr zum Bügeln braucht . . . muß ein Forstarbeiter<br />

aufbringen (muß), um 265 Bäume durchschnittlicher Stärke zu fällen,” (1963) würde<br />

vielleicht die männliche Potenz eines besorgten Ehemanns sich beim Abwaschen nicht<br />

so verletzt fühlen. Viel häufiger aber als solche Gleichnisse, proklamierte die<br />

Redaktion, nicht eine männlichere Weiblichkeit sondern eine neue, andere<br />

Männlichkeit. Die Männer, die jetzt so gern putzten, wuschen, flickten und kochten<br />

waren zärtlicher, nicht so muskulös, trugen oft Brillen und sahen meist verwirrt oder<br />

überfordert aus.<br />

Mehr noch als der aufgeklärte Helfer Zuhause aber gewann der verantwortliche<br />

und liebevolle Vater das höchste Lob des Landes. Gerade hier, in der DDR, “wo alles<br />

im Umdenken ist ... kann auch der Vater seine Kinder nicht mehr mit<br />

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