Studie zur Markt- und Preissituation bei Naturfasern - nova-Institut ...
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<strong>Studie</strong> <strong>zur</strong> <strong>Markt</strong>- <strong>und</strong> <strong>Preissituation</strong> <strong>bei</strong> <strong>Naturfasern</strong> (Deutschland <strong>und</strong> EU)<br />
Februar 2000 <strong>bei</strong> 2,90 bis 4,10 DM/kg; im März 2000 kam es zu weiteren<br />
Preissteigerungen, die Preisspanne reichte von 3,20 DM bis 4,40 DM/kg.<br />
Infolge des Preisanstiegs <strong>bei</strong> Langfasern fand in den letzten Monaten<br />
parallel auch ein Anstieg der Flachs-Kurzfaserpreise statt, die derzeit verstärkt<br />
im oberen Preisbereich von 1,10 bis 1,30 DM/kg liegen, statt wie<br />
üblich <strong>bei</strong> 0,90-1,10 DM/kg (NOVA 2000). Dies wiederum hatte im Automobilbereich<br />
bereits eine steigende Nachfrage nach Hanffasern <strong>zur</strong> Folge<br />
(BOHNDICK 2000, HOPSON 2000).<br />
Exemplarisch: Jute-Fasern<br />
Jutefasern werden, ebenso wie Sisal, seit Jahren in der deutschen Automobilindustrie<br />
eingesetzt. Ihr prozentualer Anteil ist derzeit eher rückläufig.<br />
Dies liegt daran, dass der Einsatz von Recycling-Fasern <strong>zur</strong>ückgeht<br />
<strong>und</strong> Sisal- <strong>und</strong> Jute-Frischfasern („virgin fibre“) preislich über Hanf<strong>und</strong><br />
Flachsfasern liegen (siehe Tabelle 16). Jute-Frischfasern werden mehr<br />
<strong>und</strong> mehr nur noch dort eingesetzt, wo es technisch oder qualitativ notwendig<br />
ist.<br />
Bei Jute- <strong>und</strong> Sisal-Recyclingfasern ist die Versorgungssicherheit<br />
immer weniger gewährleistet (Kaffeesäcke werden zunehmend durch<br />
Container ersetzt, Überschwemmungen in den Anbaugebieten gefährden<br />
die Ernten) <strong>und</strong> die Fasern sind oft verunreinigt (Pflanzenschutzmittel,<br />
Öl, Reste von Kaffee/Kakao), was zu Fogging-Problemen führt (KINKEL<br />
1999).<br />
In den wichtigsten Juteländern – Indien (1,4 Mio. t Jutefasern) <strong>und</strong><br />
Bangladesch (0,6 Mio. t) – gibt es gegenläufige Tendenzen. In Indien stehen<br />
immer geringere Flächen für nachwachsende Rohstoffe <strong>zur</strong> Verfügung,<br />
da die Flächen für die Nahrungsmittelerzeugung benötigt werden.<br />
Die Juteproduktion wird daher in ihrer Menge <strong>und</strong> Bedeutung <strong>zur</strong>ückgehen.<br />
In Bangladesch versucht man dagegen, durch Qualitätsmanagement<br />
die Qualität der Frischfaser zu verbessern <strong>und</strong> neue Märkte zu erschließen.<br />
Und in der Tat gelangten 1999 erstklassige Jutefasern auf den deutschen<br />
<strong>Markt</strong>, die allerdings auch ihren Preis hatten. (KÖRNER 1999)<br />
In Bangladesch, speziell Westbengalen, stellt die Juteproduktion einen<br />
wichtigen Wirtschaftszweig dar. Dort leben 2 Millionen Jutebauern <strong>und</strong><br />
ihre jeweils ca. 10 Familienmitglieder, also insgesamt über 20 Millionen<br />
Menschen, von Jute-Anbau <strong>und</strong> -Faserproduktion. Die Fasern werden in<br />
„mittelalterlicher“ Handar<strong>bei</strong>t von den Bauern gewonnen, die sich mit<br />
extrem geringen Einnahmen begnügen (müssen). (KÖRNER 2000)