Studie zur Markt- und Preissituation bei Naturfasern - nova-Institut ...

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Zusammenfassung Gleichzeitig besitzen die Faserpreise unter dem Konkurrenzdruck der Importe aus Osteuropa und Asien nur einen geringen finanziellen Spielraum auf. Die Industrie nimmt im technischen Sektor nur Fasern ab, deren Preis zwischen 0,90 und 1,20 DM/kg liegt. Wichtigste Konkurrenzfasern für EU-produzierte Flachs- und Hanffasern sind Flachsfasern aus Ostereuropa und Jutefasern aus Indien und Bangladesch. (vgl. Kapitel 4) Die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission zur Reform der Flachsund Hanfbeihilfe stellen keine geeigneten Rahmenbedingungen für eine sachgerechte Entwicklung der neuen Naturfasermärkte dar. Eine schnelle und deutliche Absenkung der Beihilfen sowie zusätzliche Auflagen entziehen den neuen Gesamtfaserlinien in ihrer Startphase den finanziellen Boden. Selbst mit deutlichen Produktivitätssteigerungen werden die meisten neuen Unternehmen keinen Gewinn mehr erzielen können. Es besteht damit die reale Gefahr, dass die komplette Gesamtfaser-Wirtschaft, die sich in den letzten Jahren in vielen neuen Flachs- und Hanfländern entwickelt hat und mit umfangreichen öffentlichen Mitteln gefördert wurde, zusammenbricht, private und öffentliche Investitionen verloren sind und das seit fast zwei Jahrzehnten verfolgte Ziel, eine neue, technisch orientierte Naturfaserwirtschaft in der EU zu etablieren, endgültig gescheitert wäre. (vgl. Kapitel 6, 7 und 8) Und dies, obwohl die industrielle Nachfrage nach Flachs- und Hanf-Kurzfasern nie größer war als heute. Vor allem in der Automobilindustrie ist die Entscheidung für einen verstärkten Einsatz von Naturfasern gefallen. Es ist eine agrar- und wirtschaftspolitische Entscheidung der EU, in welchem Umfang dieser Bedarf zukünftig mit EU-produzierten Flachs- und Hanffasern oder aus Importen gedeckt wird. Bei geeigneten Rahmenbedingungen besteht die Chance, eine ökologische und nachhaltige Versorgung der Industrie mit technischen Naturfasern aus der EU zu etablieren. Diese Chance sollte nicht für kurzfristige Beihilfe-Einsparungen verspielt werden. In einer Gesamtkalkulation sollten vielmehr neben der Beihilfe auch substituierte Naturfaserimporte, Arbeitsplatz- und Umwelteffekte sowie die Gefährdung bereits getätigter Fördermittel und Investitionen Berücksichtigung finden. Für die zukünftige Entwicklung der technischen Märkte für EU-Naturfasern, ist daher vorrangiges Ziel, die jetzigen Reformvorschläge de EU-Kommission zu modifizieren. In Kapitel 8 werden diesbezügliche Vorschläge diskutiert. Gülzow, 30. November 1995 7
8 Studie zur Markt- und Preissituation bei Naturfasern (Deutschland und EU) 1 Aktuelle Märkte für Flachs- und Hanffasern und deren Entwicklung in Deutschland sowie in anderen EU-Ländern Über die genauen Produktionszahlen, Absatzzahlen und Einsatzgebiete von Flachs- und Hanffasern in der EU liegen nur wenig belastbare Daten vor. Gutes statistisches Material findet sich nur für Flachs-Langfasern aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden und wird z. B. in den belgischen VLASBERICHTEN publiziert (VLASBERICHTEN 2000). Das besondere Augenmerk der vorliegenden Studie stellen die Kurzfasermärkte dar, da diese in allen neuen Flachs- und Hanfländern – insbesondere in Deutschland, Großbritannien und den skandinavischen Ländern – die dominierende Rolle spielen und gleichzeitig hier besonders wenige Daten verfügbar sind. Am 14. Dezember 1999 legte der Rat der Europäischen Kommission folgende, abgeleitete Produktionszahlen für Hanf- und Flachsfasern vor, die die Basis für die Diskussion von Länderquoten bzw. Garantiemengen (“national guaranteed quantities“) darstellen (vgl. Tabelle 2) (EU 1999b). Hier die wichtigsten Ergebnisse: Tabelle 1: Anbauflächen und Produktionsmengen EU, Wirtschaftsjahr 1999/2000 (Quelle: EU-Statistiken, vgl. Tabelle 2) Anbaufläche Prod.-fläche Produktion Flachs Hanf Flachs Hanf Flachs lang Flachs kurz Hanf kurz 208.120 ha 31.972 ha 104.297 ha 22.984 ha 74.000 t 83.000 t 34.000 t Bei „Anbaufläche“ handelt es sich um die angemeldeten und damit beihilfefähigen Anbauflächen für Flachs und Hanf. Unter „Produktionsfläche“ wird der Teil der Anbaufläche verstanden, dessen Erntegut (Stroh) einer weiteren Verarbeitung (Faseraufschluss) zugeführt wird. Diskrepanzen zwischen Anbau- und Produktionsflächen gibt es vor allem in Spanien, wo die weitaus größen Flächen nicht produktiv genutzt wurden.
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Naturfasern bei Herausgeber: Fachag
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