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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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Zwei Arten von Variation treten in <strong>Gedankenexperimente</strong>n auf, von denen uns nur die zweite<br />

beschäftigen wird. Erstens stellen wir uns im Szenario die Welt oft anders vor als sie ist. Diese<br />

Art Variation ist verhältnismäßig trivial. Anlaß zu philosophischen Überlegungen bietet sie<br />

eigentlich nur, wenn sie als Idealisierung auftritt.<br />

Zweitens variieren wir ein vorgestelltes Szenario, indem wir Elemente des Szenarios verändern,<br />

das Szenario aber immer gemäß derselben Frage beurteilen. Diese Art Variation dient dazu,<br />

relevante Faktoren des vorgestellten Szenarios zu isolieren. Damit einher geht eine Einschätzung<br />

der Reichweite des Szenarios und eventuell eine Verallgemeinerung des Szenarios.<br />

2.3.3.1 Variation des Szenarios<br />

Die Variation von Szenarien unter derselben Fragestellung an die Szenarien hat vielen<br />

Philosophen den Vergleich mit Experimenten geradezu aufgezwungen. In beiden Fällen geht es<br />

um die kontrollierte Veränderung bestimmter Variablen, um zu schauen, wie sich andere<br />

Variablen daraufhin verhalten. Im Fall von <strong>Gedankenexperimente</strong>n heißt das: Wir verändern das<br />

Szenario und beurteilen es in gleicher Hinsicht wie das Originalszenario, um zu sehen, ob sich die<br />

Beurteilung ändert und gegebenenfalls wie sie sich ändert. Dieses Manöver kann zu<br />

verschiedenen Zwecken eingesetzt werden und es kann mehr oder minder explizit gemacht<br />

werden.<br />

<strong>Eine</strong> typische Einsatzmöglichkeit ist die Illustration des eigentlichen Szenarios. Man erinnere sich<br />

an Putnams drei Szenarien zum Katzen/Roboter-Gedankenexperiment in Kapitel 2.3.2. Alle drei<br />

werden hinsichtlich der Frage beurteilt, ob es in diesem Fall Katzen gäbe, die keine Tiere sind. In<br />

zwei Fällen fiel Putnams Antwort negativ aus, erst der dritte Fall war das Szenario, auf das<br />

Putnam eigentlich zielte. Die vorhergehenden Szenarien dienen Putnam vor allem der<br />

Hinführung auf das dritte Szenario. An ihnen läßt sich in gewissem Grad ablesen, an welchen<br />

Elementen des dritten Szenarios Putnams Beurteilung hängt. Es kommt offenbar darauf an, daß<br />

keine Dinge existieren oder existiert haben, die eher verdienen, Katzen genannt zu werden als die<br />

marsianischen Roboter. Putnam nutzt diese Erkenntnis aber nicht aus. Die Funktion der ersten<br />

beiden Szenarien beschränkt sich darauf, das dritte Szenario zu präzisieren. Wir wissen, daß diese<br />

Szenarien nicht gemeint sind und wissen daher, wie wir die Beschreibung des dritten Szenarios zu<br />

verstehen haben.<br />

Brentanos Kritik an Mach findet sich in [üEME], Meinongs Ansicht in [üSGi]. Husserls Methode der<br />

Wesensanschauung wird ausführlich vorgeführt in Husserl [EU] 409ff.<br />

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