07.04.2013 Aufrufe

Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mißtrauens gegenüber <strong>Gedankenexperimente</strong>n ist es naheliegend, dieses Mißtrauen entweder<br />

begründen oder als unberechtigt erweisen zu wollen. Dementsprechend sind viele Autoren fixiert<br />

auf den Versuch, <strong>Gedankenexperimente</strong> oder eine Teilklasse von <strong>Gedankenexperimente</strong>n als<br />

problematisch oder gar unseriös zu erweisen. Und ihre Gegner sind fixiert auf den Versuch,<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong> vor allen solchen Vorwürfen zu retten. Aber ähnlich wie die Fixierung auf<br />

das Problem des Skeptizismus die erkenntnistheoretische Debatte einengt, behindert hier der<br />

Drang, sich grundsätzlich zustimmend oder ablehnend zu <strong>Gedankenexperimente</strong>n überhaupt zu<br />

äußern, den Blick auf die Funktionsweisen von <strong>Gedankenexperimente</strong>n. Diese Debattenlage ist<br />

um so mißlicher, als sich die Kritik typischerweise nur an einer bestimmten Klasse von<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n entzündet.<br />

Angesichts dieser Lage ist es eine gute Idee, Grundlagenarbeit zu leisten. Ich möchte in dieser<br />

Arbeit vor allem untersuchen, wie die verschiedenen philosophischen <strong>Verfahren</strong> funktionieren,<br />

die „Gedankenexperiment“ genannt werden. Das bedeutet, ich unterscheide verschiedene Typen<br />

von <strong>Gedankenexperimente</strong>n, kläre ihre Struktur und erläutere ihre Elemente, diskutiere<br />

Fehlermöglichkeiten und analysiere schließlich Fragen der Rechtfertigung und bestimme einige<br />

Grenzen des <strong>Verfahren</strong>s. Diese Aufgaben gruppieren sich zu drei Teilen der Arbeit:<br />

In Teil I unterscheide ich verschiedene Typen von <strong>Gedankenexperimente</strong>n und erkläre die<br />

Struktur und zentrale Elemente von <strong>Gedankenexperimente</strong>n. Dabei konzentriere ich mich vor<br />

allem auf die verschiedenen Funktionen, die <strong>Gedankenexperimente</strong> in <strong>philosophischer</strong><br />

Argumentation übernehmen können. Ausgestattet mit dem Handwerkszeug aus Teil I kann ich<br />

mich dann in Teil II Kritiken an <strong>Gedankenexperimente</strong>n zuwenden, die darauf zielen, einen<br />

Fehler in der Durchführung des <strong>Gedankenexperimente</strong>s nachzuweisen. In Teil III schließlich<br />

wende ich mich Kritiken zu, die Grenzen des <strong>Verfahren</strong>s Gedankenexperiment thematisieren.<br />

Welchen argumentativen Wert hat ein zunächst einmal fehlerfrei durchgeführtes<br />

Gedankenexperiment? Zahlreiche Autoren glauben, daß das eigentliche Problem an<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n nicht ihre fehlerhafte Ausführung ist, sondern daß das ganze <strong>Verfahren</strong><br />

aus grundlegenden Gründen nur sehr eingeschränkt philosophisch nützlich ist. Kurz, Teil I bietet<br />

meine Analyse des <strong>Verfahren</strong>s, Teil II ergänzt diese Analyse um die Untersuchung interner<br />

Probleme und Teil III diskutiert externe Probleme.<br />

Teil I zerfällt in zwei Kapitel: Kapitel 1 etabliert den Untersuchungsgegenstand, erklärt die<br />

Struktur eines <strong>Gedankenexperimente</strong>s und unterscheidet eine Reihe von Funktionen von<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n, zum einen, um einen gewissen Überblick über das Thema zu<br />

bekommen, zum anderen aber auch weil andere Theorien zu <strong>Gedankenexperimente</strong>n meist auf<br />

5

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!