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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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Da aber Versprechen und die Wahrheit sagen Voraussetzungen sind für menschliche<br />

Beziehungen, wie wir sie kennen, so Hodgson, führte eine allgemeine Anerkennung des<br />

Handlungsutilitarismus dazu, daß menschliche Beziehungen, wie wir sie kennen, nicht mehr<br />

existieren würden. Das ist, wenn es stimmt, ein unbefriedigendes Resultat für den<br />

Handlungsutilitaristen.<br />

Die Suche nach falsch angewendeten Begriffen und nach fehlenden Voraussetzungen für die<br />

Anwendung eines Begriffs ist äußerst brauchbar. Es ist zum einen einfach, in philosophischen<br />

Kontexten zu vergessen, welche Anwendungsbedingungen unsere alltäglichen Begriffe besitzen.<br />

Zum anderen ist es kein triviales Unterfangen, die Anwendungsbedingungen <strong>philosophischer</strong><br />

Begriffe (wie z.B. *Autonomie*) zu bestimmen. Dementsprechend wichtig ist es, sich über<br />

Anwendungsbedingungen immer wieder klar zu werden. <strong>Gedankenexperimente</strong> können wie<br />

andere philosophische Überlegungen auch Anwendungsfehler transportieren. Sie können aber<br />

auch dazu dienen, diese Fehler aufzudecken.<br />

Mit besonders fremden Szenarien hat die ganze Problematik allerdings nur noch wenig zu tun.<br />

Zwar kann es sein, daß man glaubt, ein Szenario in bestimmter Hinsicht beurteilen zu können,<br />

nur um dann festzustellen, daß wir nicht beurteilen können, ob die Anwendungsbedingungen des<br />

Begriffs erfüllt sind. Aber dieser Fall kann genauso für sehr realistische Szenarien wie für sehr<br />

fremde Szenarien auftreten. Die Kritik läßt sich auch nicht ausbauen, indem man darauf verweist,<br />

daß wenn ein Begriff nicht anwendbar ist, stets auch andere nicht anwendbar sein werden. Es ist<br />

aber nicht zu sehen, warum das alle oder relevant viele Begriffe mit in den Abgrund ziehen sollte.<br />

Daß Begriffe auf ein Szenario nicht zutreffen oder ihre Anwendung gar nicht in Frage kommt, ist<br />

zwar ein nützliches Instrument in unserem Werkzeugkoffer für den Umgang mit<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n. Als Überbleibsel der einst so klangvollen Kritik an<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n, die von der Reichweite unserer Begriffe und der Beurteilbarkeit des<br />

Szenarios sprach, ist es allerdings enttäuschend – wenn auch, wie ich finde, heilsam enttäuschend.<br />

Als zweite Art einer Kritik an <strong>Gedankenexperimente</strong>n, welche die Beurteilbarkeit des Szenarios<br />

in Frage stellt, und welche sich auf die Reichweite unserer Begriffe beruft, haben wir die Idee<br />

kennengelernt, daß alle bzw. manche Begriffe auf das Szenario nicht zutreffen bzw.<br />

Präsuppositionen der Frage, ob sie zutreffen, nicht gegeben sind. Es hat sich herausgestellt, daß<br />

die Idee in ihrer schwachen Form – einige Begriffe treffen auf das Szenario nicht zu bzw. lassen<br />

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