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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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Tatsächlich ist die Annahme einer menschlichen Fähigkeit, die allein darauf ausgerichtet ist,<br />

Möglichkeitsaussagen zu evaluieren, nicht besonders plausibel. 377 Doch damit schließt Williamson<br />

nur die zweite Sorge aus. Die erste Sorge ist schwieriger auszuräumen.<br />

Thus, starting with the counterfactual conditional, we can build a promising theory of<br />

metaphysical necessity and possibility. The significance of this point does not depend on the<br />

assumption that our ordinary concept of the counterfactual conditional is really more primitive<br />

than our ordinary concept of metaphysical necessity and possibility, or that DEF(□) and DEF (◊)<br />

provide strict synonyms. If we replace ‘=def’’ in them by mutual entailment, they are still strong<br />

enough for counterfactual thinking to address questions of metaphysical necessity and<br />

possibility. 378<br />

Williamson schwächt hier das Projekt ab. Natürlich kann man Möglichkeitsaussagen<br />

rechtfertigen, indem man die passenden kontrafaktischen Konditionale rechtfertigt. Aber damit<br />

hat man nicht gezeigt, daß wir dies auch tun, daß wir nicht noch eine ganz andere Art haben,<br />

Möglichkeitsaussagen zu rechtfertigen und diese für gewöhnlich benutzen. 379<br />

Ich bin durchaus der Überzeugung, daß Williamson Recht hat: Wir rechtfertigen Möglichkeits-<br />

und Unmöglichkeitsbehauptungen, indem wir über kontrafaktische Konditionale nachdenken.<br />

Aber diese These muß sich beweisen gegen rivalisierende Ansätze, die den Phänomenen zunächst<br />

ebenso nahe scheinen und darauf verweisen, daß wir zur Rechtfertigung von Möglichkeiten stets<br />

auf Vorstellbarkeit oder Unvorstellbarkeit verweisen. Williamsons Idee hierzu erscheint mir<br />

wiederum überzeugend. Solche Vorstellbarkeitsansätze rekonstruieren die Rolle des Vorstellens<br />

ganz falsch. Kapitel 5.2 diskutiert den Zusammenhang zwischen Vorstellbarkeit und Möglichkeit,<br />

um zum Ende für eine Position in Williamsons Sinne zu plädieren. 380 In Kapitel 5.3 erörtere ich<br />

dann Theorien zu unserer Rechtfertigung kontrafaktischer Konditionale.<br />

5.2 Die Rechtfertigung von Möglichkeitsbehauptungen<br />

Im Folgenden geht es also um unsere Rechtfertigung von Möglichkeitsbehauptungen und<br />

Notwendigkeitsbehauptungen. Wir müssen keine weitere Unterscheidung einführen zwischen der<br />

377 Ich finde aber auch die Annahme einer einheitlichen Fähigkeit, kontrafaktische Konditionale zu evaluieren<br />

unplausibel. Vgl. meine Diskussion in Kapitel 6.3.2.1.<br />

378 Williamson [APMM] 18f.<br />

379 Gleich im Anschluß an diese Passage verweist Williamson wieder auf kognitive Fähigkeiten. Doch wie wir<br />

gesehen haben, genügt dieser Verweis nicht.<br />

380 Ich bin hier Williamson in der Idee gefolgt, daß die Modaloperatoren für metaphysische Notwendigkeit stehen<br />

und daß metaphysische Notwendigkeit sozusagen die allgemeinste Art von Notwendigkeit ist. Seine Überlegungen<br />

sind aber nicht auf diese Sichtweise festgelegt. Bei anderen Lesarten der Operatoren muß nur die Klasse von<br />

Situationen, die Gegenstand kontrafaktischer Konditionale werden, passend eingeschränkt werden.<br />

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