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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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2 Drei Elemente von <strong>Gedankenexperimente</strong>n<br />

Wir haben in Kapitel 1 unter anderem drei Elemente von <strong>Gedankenexperimente</strong>n unterschieden.<br />

Es ist nun an der Zeit vier Leerstellen der bisherigen Untersuchung zu füllen. Erst dieses Projekt<br />

gibt uns, zusammen mit der strukturellen Untersuchung aus Kapitel 1 und 2 eine angemessene<br />

Analyse des <strong>Verfahren</strong>s Gedankenexperiment. Die ersten beiden Leerstellen betreffen das<br />

Vorstellen eines Szenarios und seine Beurteilung. Ich habe bislang vorausgesetzt, daß man schon<br />

ungefähr weiß, was es heißen soll, sich ein Szenario vorzustellen. Dieses Vorverständnis war<br />

ausreichend, um die Struktur von <strong>Gedankenexperimente</strong>n zu fassen. Es genügt nicht, um sich<br />

gegen einseitige Analysen des ersten Schrittes von <strong>Gedankenexperimente</strong>n zu wehren.<br />

Dementsprechend ist Kapitel 2.1 ist den Feinheiten des ersten Schrittes, des Vorstellens des<br />

Szenarios gewidmet.<br />

In Bezug auf den zweiten Schritt des <strong>Gedankenexperimente</strong>s, die Beurteilung, stehen wir schon<br />

ein wenig besser da. Ich habe in Kapitel 1 bereits einige Interpretationen des zweiten Schrittes<br />

zurückgewiesen und wir haben die Idee kennen gelernt, daß Beurteilungen die Form<br />

kontrafaktischer Konditionale haben. Diese Idee expliziere und verteidige ich in Kapitel 2.2.<br />

Insbesondere führe ich einige nur scheinbar simple Konsequenzen der Idee aus, die in der<br />

Diskussion von interner und externer Kritik an <strong>Gedankenexperimente</strong>n aber offenbar oft<br />

übersehen wurden. Sie zu kennen ist dementsprechend hilfreich ist, um viele Kritik als<br />

unbegründet zu erweisen.<br />

Für beide Schritte, Vorstellen des Szenarios und Beurteilung, unterscheide ich verschiedene<br />

Typen oder Ausprägungen, eine Aufgabe, die wir für das dritte Element, die philosophische<br />

Ausnutzung des beurteilten Szenarios, bereits in Kapitel 1 erledigt haben. Wir lernen also weitere<br />

Gründe kennen für die These, daß es sich bei <strong>Gedankenexperimente</strong>n um eine ganze <strong>Familie</strong> von<br />

<strong>Verfahren</strong> handelt, indem wir Merkmale diskutieren, anhand derer sich die <strong>Familie</strong>nmitglieder<br />

unterscheiden lassen. <strong>Eine</strong> solche Analyse scheint mir das geeignetste Mittel gegen einseitige<br />

Theorien von <strong>Gedankenexperimente</strong>n zu sein.<br />

Die dritte Leerstelle betrifft die argumentativen Funktionen von <strong>Gedankenexperimente</strong>n, von<br />

denen wir in Kapitel 1 die wichtigsten kennengelernt haben, ohne aber eine von ihnen genauer zu<br />

untersuchen. In Kapitel 2.3 unterscheide ich dementsprechend nicht erneut verschiedene Arten<br />

argumentativer Funktionen, sondern untersuche eine meines Erachtens besonders interessante<br />

argumentative Funktion von <strong>Gedankenexperimente</strong>n. Die explorative Ausnutzung beurteilter<br />

Szenarien ist in der Literatur zu philosophischen <strong>Gedankenexperimente</strong>n häufig vernachlässigt<br />

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