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Gedankenexperimente Eine Familie philosophischer Verfahren

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Behandlung potentieller Fehler ist eines der Grundmißverständnisse der Debatte und wird uns<br />

mehrfach begegnen.<br />

Es geht also im Folgenden um (den Verdacht auf) Fehler in der Durchführung von<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n. Die Bedingungen solcher Fehler aufzuzählen bedeutet, die Schritte des<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>s zu benennen, an denen der Fehler auftritt, zu erklären, warum der Fehler<br />

das Gedankenexperiment scheitern läßt und in welcher Art er es scheitern läßt. Ich möchte die<br />

Bedingungen solcher Fehler explizit nicht verstanden wissen als die Ursachen der Fehler.<br />

Sorensen z.B. listet verschiedene Arten von Voreingenommenheit auf:<br />

Our desires color the reception of many thought experiments. Dennett explains part of the<br />

persuasiveness of Searle’s Chinese Room as due to a yearning for a different status from<br />

machines. Antideterministic thought experiments get an illicit boost from our craving for<br />

freedom. To understand the warmth with which Maxwell’s Demon was welcomed, we must<br />

understand what Victorians feared. 241<br />

Solche psychologischen Hindernisse für eine korrekte Beurteilung eines vorgestellten Szenarios<br />

sind sicherlich interessant. Oft ist es nützlich, sich Klarheit über sie zu verschaffen, wenn man<br />

verstehen will, warum philosophische Gegner (aber auch man selbst) eine These überzeugend<br />

finden. Die Kenntnis solcher psychologischen Hindernisse ist hilfreich, um Vorurteilen<br />

entgegenwirken zu können, aber auch, um den epistemischen Status bestimmter Beurteilungen<br />

einschätzen zu können. Aber es geht mir hier nicht um die psychologischen Ursachen von<br />

Fehlern. Ich möchte wissen, was es mit den Fehlern selbst auf sich hat und was man aus ihnen<br />

über das <strong>Verfahren</strong> Gedankenexperiment lernen kann.<br />

Selbstverständlich ist uns mit einer reinen Liste von Fehlern und Fehlervorwürfen nicht<br />

besonders geholfen. Ich konzentriere mich stattdessen auf <strong>Gedankenexperimente</strong> mit besonders<br />

fremden Szenarien, die vielen Philosophinnen und Philosophen großes Unbehagen verursachen.<br />

Es sind solche <strong>Gedankenexperimente</strong>, auf die sich Kritik in erster Linie gerichtet hat. Die Kritik<br />

ist systematisch interessant, weil jeweils versucht wird, eine ganze Klasse von<br />

<strong>Gedankenexperimente</strong>n pauschal zu kritisieren<br />

Dabei stellt sich die Kritik alles andere als einheitlich dar. Denn die verschiedenen Kritiken<br />

unterscheiden bereits in ihrer Bestimmung der Szenarien, die als fremd gekennzeichnet werden<br />

sollen. Genauso voneinander abweichend sind zweitens die Gründe, warum diese Szenarien<br />

241 Sorensen [TE] 261. Sorensen unterscheidet im Zitat noch nicht wie im späteren Verlauf seines Kapitels zwischen<br />

verschiedenen Arten von Voreingenommenheit. Er listet an mehreren Stellen seines Buches Fehler und Ursachen<br />

von Fehlern auf, die er nicht immer auseinanderhält.<br />

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